Dr. Peters, Referent:
Verehrte Delegierte, ich danke Ihnen dafür, dass Sie mit einer solchen
Beteiligung, auch inneren Beteiligung, sich dieses Tagesordnungspunkts
angenommen haben. Das stimmt einen richtig hoffnungsfroh. Ich hoffe, dass wir
in den nächsten fünf Jahren auch etwas bewegen. Entscheidend ist ja, dass sich
die Situation verbessert.
Ich möchte zunächst ganz kurz etwas
zur Kostenerstattungssituation sagen; nur ein paar Gedanken, denn ich will der
Entscheidung ja nicht vorgreifen. Wir müssen eine Situation haben, in der
geistig oder mehrfach Behinderte, aber auch vergleichbare Patienten nicht den
Ausnahmezustand darstellen, sondern regelhaft in der Systematik mit enthalten
sind. Man muss auch an die Kämpfe denken, die die Angehörigen führen müssen,
wenn sie ihre Kosten erstattet haben wollen. Adorno hat einmal gesagt: Nur da
wirst du geliebt, wo du Schwäche zeigen kannst, ohne Stärke zu provozieren. In
dem Verhältnis zwischen den großen Kassen und den kleinen Patienten geht
manches daneben. Darüber bin ich nicht glücklich.
Noch eine Bemerkung zu den
Ausführungen von Herrn Kaplan zum Case Management. Herr Bolay hat es bereits
ausgeführt: Diese Einrichtungen verstehen sich ganz klar als komplementäre
Einrichtungen. Wir arbeiten mit den Niedergelassenen zusammen. Ich lege größten
Wert darauf, dass meine Mitarbeiter die Niedergelassenen schnell informieren. Sie
rufen auch an, man bespricht, wer was tut. Keine einzige
Heilmittelverschreibung verlässt unser Haus. Das machen nur die
Niedergelassenen. Wir beraten nur, ob etwas sinnvoll ist oder nicht. Wir
ergänzen sozusagen die Kompetenz der Kolleginnen und Kollegen. Sie können nicht
in der ganzen Breite erfassen, was sich in der Diskussion befindet. Ohne
Weiterbildung geht es einfach nicht, wenn man es richtig machen möchte. Wir
brauchen sogar für diese Zentren eine Zusatzweiterbildung.
Zur Barrierefreiheit möchte ich
sagen: Das ist ein wichtiges Thema. Es ist eigentlich bereits gängiges Recht –
das weiß ich zumindest aus Rheinland-Pfalz –, dass alle Praxen barrierefrei
sein müssen. Das wird aber nicht hundertprozentig umgesetzt. Die Kosten, die
dadurch entstehen, sind manchmal nicht tragbar. Wer soll denn bei der
finanziellen Situation der Praxen 200 000 Euro für die Installation eines
Fahrstuhls bezahlen? Wenn man das möchte, muss man auch nach räsonablen
Vergütungsstrukturen suchen, um das entsprechend umzusetzen.
Zu den psychisch Behinderten möchte
ich sagen: Ich bitte um Nachsicht, dass wir uns jetzt nur auf zwei andere
Gebiete konzentriert haben. Natürlich ist die Situation der psychisch
Behinderten ganz wichtig und von beträchtlicher Dimension. Ich glaube, es wäre
sinnvoll, das in einem eigenen Tagesordnungspunkt zu beleuchten und zu
besprechen, wo dort die Nöte und die Versorgungserfordernisse sind.
Zum Schluss ein Satz zu den
Müttern, wobei man die Väter nicht vergessen darf. Ich bin ja auch Vater von
drei Kindern, die teilweise nicht unbeträchtlich behindert wären, würden sie
nicht so gut behandelt. Ohne die Mütter und Väter geht es nicht. Ich hatte ja
auf einer Folie gezeigt, dass etwa 60 Prozent dieser Kinder als Erwachsene noch
dort sind, wo sie normalerweise nicht wären. Unsere Jugendlichen
verselbstständigen sich, gehen in die Ausbildung, gehen in den eigenen Beruf.
Hier aber fehlen oft die Strukturen, denen man sich anvertrauen möchte. Hier
gibt es noch Handlungsbedarf. Das sollten wir nicht vergessen.
Wenn die Familien für diese Kinder
da sind, ersparen sie unserer Gesellschaft auf der anderen Seite beträchtliche
Kosten. Ein Heimplatz ist nicht unter 3 000 Euro zu haben. Deswegen ist es
sinnvoll, dass wir eine Regulierung finden, dass diese Menschen, die ihren
Beruf nicht ausüben, später bei der Rente entsprechend berücksichtigt werden,
wenn sie selber bedürftig werden.
Ich darf mich sehr herzlich
bedanken und hoffe, wir werden einiges bewegen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Vizepräsidentin Dr.
Goesmann: Herr Kollege Peters, wir danken Ihnen und werden aufgreifen, was
Sie uns als Themen für die nächsten Ärztetage mit auf den Weg gegeben haben. –
Ich darf jetzt Herrn Professor Seidel bitten, sein Schlusswort zu halten.
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