TOP VIII: Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer

Freitag, 22. Mai 2009, Vormittagssitzung

Dr. Schwarzkopf-Steinhauser, Bayern: Sehr geehrtes Präsidium! Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche zum Antrag 77, zu dem Herr Joas schon gesprochen hat. Ich halte den Einfluss der Pharmaindustrie auf das ärztliche Verordnungsverhalten für ein eminent wichtiges Thema. Das betrifft nicht nur den ambulanten Bereich, sondern den stationären ebenso. Auch ich arbeite im stationären Bereich. Wenn man versucht, seine Unabhängigkeit öffentlich bekannt zu machen, steht man unter einem enormen Druck durch die Vertreter der Pharmaindustrie, die durch die Stationen gehen und offen proklamieren, dass man mit mir nicht zusammenarbeiten kann, obwohl ich, denke ich, in einem bestimmten Bereich Experte bin. So stark ist der Druck, so sind die Erfahrungen.

Es bedarf meiner Meinung nach dringend einer unabhängigen Forschung. Wie kann das finanziert werden? Ich denke, die Studie, die von Herrn Professor Lieb vorgelegt worden ist, zeigt klar, wie stark die Einflussnahme ist. Wie finanziert man eine solche Forschung bezüglich der Einflussnahme? Ich bin ein bisschen unglücklich, dass entsprechend dem Antrag wieder Gelder von der Pharmaindustrie in den Pool fließen sollen. Das finde ich zumindest schwierig. Ich finde es auch unglücklich, dass jede einzelne Landesärztekammer diese Poolmittel verwalten soll.

Ich habe die Frage an Herrn Professor Lieb: Wie könnte man solche Gelder verwalten? Das ist ein echtes Problem. Wenn schon die Kammer ins Spiel kommt, könnte ich mir allerhöchstens vorstellen, dass die Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer Einfluss nimmt, weil dort viel Sachverstand versammelt ist. Ich bin mir nicht ganz darüber im Klaren, wie das durchgeführt werden soll. Ich habe auch darüber nachgedacht, ob das IQWiG so etwas leisten kann. Aber das ist etwas emotionsbeladen. Wir brauchen irgendeine unabhängige Institution, die diese Forschung steuert, oder Universitäten. Aber ganz entscheidend ist, dass eine Unabhängigkeit von der Pharmaindustrie besteht. Ich glaube, die Regelung mit den Kammern ist unglücklich.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön, Herr Schwarzkopf-Steinhauser. – Jetzt kommt Herr Scholz aus Hessen.

© Bundesärztekammer 2009