TOP VIII: Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer

Freitag, 22. Mai 2009, Vormittagssitzung

Prof. Dr. Lieb, geladener Gast: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Danke, dass Sie mir kurz die Gelegenheit geben, mich zum Thema Pharmaindustrie und Ärzteschaft zu äußern. Ich beschäftige mich mit diesem Thema seit drei Jahren. Ich kenne als Universitätsdirektor das Spannungsfeld, dass wir in der Wissenschaft sehr eng kooperieren, aber gleichzeitig Unabhängigkeit im Verordnungsverhalten haben möchten. Ich kann der Ärzteschaft nur empfehlen, sich hiermit sehr kritisch auseinanderzusetzen. Wir haben ganz klare wissenschaftliche Belege dafür, dass das Verordnungsverhalten beeinflusst wird und dadurch erhebliche Mehrkosten im Gesundheitssystem entstehen. Wenn man hier vonseiten der Ärzteschaft eine klare Linie hätte, könnten sicher sehr viele Mittel eingespart werden.

Die Expertise hat uns auch gezeigt, dass es eine klare Einflussnahme auf die Studienergebnisse und die Publikationen gibt, wobei die problematischsten Bereiche der „publication bias“ und der Einfluss auf das Studienprotokoll sind.

Die Schlussfolgerungen, die ich daraus ziehe und die auch in verschiedenen Anträgen vorgeschlagen werden, halte ich für sehr vernünftig, vor allem, dass mehr Geld in die unabhängige klinische Forschung fließt. Es wurde auch der Vorschlag gemacht, Poolgelder zu schaffen, dass also die Pharmaindustrie ebenso wie in anderen Ländern auch bei uns Gelder abgibt, die in den Pool fließen. Ob er von der Ärztekammer verwaltet werden soll, muss man diskutieren. Ich denke, dazu sollte ein unabhängiges Gremium eingerichtet werden, das beispielsweise die Ärztekammern, die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und auch die Universitäten umfasst.

Ich kann Ihnen also nur empfehlen, die Anträge zu unterstützen.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank, Professor Lieb. – Wenn Herr Professor Scriba möchte, hat er jetzt das Schlusswort.

© Bundesärztekammer 2009