TOP VIII: Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer

Freitag, 22. Mai 2009, Vormittagssitzung

Prof. Dr. Dr. h. c. Scriba, Referent: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn ich darf, beginne ich mit den Aussagen von Herrn Calles. In der Tat, das sehen wir genauso: Versorgungsforschung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Bemühungen darum werden ja weiß Gott auch nicht nur von uns getragen.

Zu der Frage, wie man erreichen könnte, dass sich auch noch andere für eine unabhängige Versorgungsforschung vermehrt einsetzen, haben wir von Anfang an versprochen, dass wir uns um Bundesgenossen bemühen werden. Das haben wir in den vergangenen vier Jahren kontinuierlich getan, bisher ohne definitiven Erfolg. Aber wir haben die Zusage der vom BMBF getragenen Versorgungsforschung, die paritätisch zusammen mit den Krankenversicherungen – gesetzliche und private – und den Rentenversicherungsträgern durchgeführt wird, dass wir als Genosse im Bunde aufgenommen werden können. Die Umsetzung ist rein aus Zeitgründen technisch schwierig. Unsere eigene Initiative, so wie sie im Augenblick läuft, hat noch zwei Jahre. In dieser Zeit fangen die anderen mit ihrer Förderung eigentlich erst an. Das war bisher nicht zur Deckung zu bringen. Sollte man in einem Jahr oder in zwei Jahren beschließen, die Angelegenheit fortzusetzen, haben wir in diesem Kreise sicher eine gute Chance.

Der zweite Verhandlungspartner im Sinne einer möglichen Kooperation ist die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Auch das ist noch nicht zu einem Abschluss gekommen. Also, Herr Calles: gesamtgesellschaftliche Aufgabe – ja.

Was bei der Umsetzung erreicht wurde: Meine subjektive Sicht ist, dass es nicht nur interessant ist, zu sehen, was in den Fachmedien publiziert wird. Ich habe Ihnen angekündigt: Wir werden das im Sinne einer vollständigen Serie über alle Projekte im „Deutschen Ärzteblatt“ veröffentlichen dürfen. Das ist mit dem „Deutschen Ärzteblatt“ verabredet.

Ich finde auch die Frage interessant: Was davon erscheint in den Medien, die für die Öffentlichkeit gedacht sind? Viele von Ihnen wissen wahrscheinlich, dass ich eine 30-jährige, 35-jährige Tätigkeit für die Jodprophylaxe hinter mir habe. Da haben wir die Medien sehr genau verfolgt. Um nur eine Zahl zu nennen: In zehn Jahren hat von 80 Millionen Deutschen jeder zwanzigmal Gelegenheit gehabt, in irgendeiner Zeitung oder in einem Fernsehbeitrag usw. das Thema Jodmangel zur Kenntnis zu nehmen. Das hat pro Jahr rund 200 000 DM gekostet. Das war eine außerordentlich teure Angelegenheit, so etwas quantitativ sinnvoll auszuwerten. Insofern ist in der Tat eine Finanzrelevanz gegeben. Was der Vorstand damit macht, ist nicht meine Sache.

Interessant ist es; Herr Calles, da bin ich ganz Ihrer Meinung. Wir werden mit Amateurmitteln versuchen, diesbezüglich so weit wie möglich zu kommen, ohne dass ich Ihnen versprechen kann, dass wir ein wirklich vollständiges Bild liefern können.

Ich komme zu den Ausführungen der Herren Joas, Schwarzkopf-Steinhauser und Lieb. Es ist richtig, dass die Notwendigkeit besteht, sich vermehrt um eine unabhängige Förderung der Versorgungsforschung zu kümmern. Das ist auch zutiefst unser Anliegen. Nicht zuletzt deswegen sind wir ja zusammengekommen und haben versucht, das Ganze auch im Rahmen der Bundesärztekammer in Gang zu bekommen.

Ich bin im Übrigen der Meinung, dass das von uns aus eigentlich ganz gut läuft. Wir haben von Ihnen vor zwei Jahren den Auftrag bekommen. Damit meine ich die Ständige Kommission. Der Vorstand hat uns beauftragt. Wir haben es ausgeschrieben. Wir haben – wen wundert es? – die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft als diejenigen gefunden, die das vernünftigste Bearbeitungsangebot gemacht haben. Die zweite Runde folgt. Das läuft doch eigentlich sehr gut, soweit wir betroffen sind.

(Vereinzelt Beifall)

Im Übrigen meine ich in der Tat: Wir müssen uns alle bemühen, den unabhängigen Drittmittelgebern klarzumachen, dass eine unabhängige Förderung dieser Versorgungsforschung notwendig ist. Wenn Herr Schwarzkopf-Steinhauser der Meinung ist, dass das schwierig ist im Sinne eines von der Pharmaindustrie finanzierten Pools, dann bitte ich ihn, sich das anzuschauen: Die Amerikaner machen das schon. Das scheint, soweit ich das von hier aus beurteilen kann, bei denen gar nicht so schlecht zu funktionieren.

Frau Krause-Girth hat gesagt, dass sie Bedenken hat hinsichtlich der Darstellung in dem Buch von Herrn Beske aus Kiel zum Thema Zuzahlung bei der Psychotherapie und was die Ärmsten zahlen müssen. Frau Krause-Girth, damit haben wir nichts zu tun. Herr Beske ist ein völlig unabhängiges Unternehmen, zu dem ich mich nicht äußern kann und will. Aber das sind nicht wir. Bitte verwechseln Sie das nicht.

Herr Scholz, Sie haben die Ergebnisse aus Mecklenburg-Vorpommern nicht überraschend gefunden. Ich auch nicht. Aber die Tatsache, dass es mit quantitativ deutlich abweichendem Ergebnis jetzt wissenschaftlich bestätigt wurde, gibt dem Argument ein ganz anderes Gewicht als vorher. Wir haben das vor Kurzem in dem Symposium in Berlin zum Arztfaktor gesagt: Die allgemeine Unzufriedenheit der Ärzte im Sinne quantitativ ermittelter Zahlen auszudrücken ist etwas anderes, als die gefühlte Unzufriedenheit zum Ausdruck zu bringen. Darum geht es.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall)

© Bundesärztekammer 2009