TOP I: Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik

Dienstag, 11. Mai 2010, Nachmittagssitzung

Dr. Crusius, Vorstand der Bundesärztekammer: Herr Präsident! Hohes Präsidium! Liebe Delegiertinnen und Delegierte! Ich möchte mich zunächst bei der Sächsischen Landesärztekammer für diese hervorragende Einführung in den Deutschen Ärztetag bedanken, für die Eröffnungsveranstaltung, die grandios war, musikalisch hervorragend. Das hat unser Präsident schon gesagt.

(Beifall)

Sie war mit viel Liebe gestaltet. Das hat man gemerkt; das ist die Handschrift Sachsens, Sachsens Glanz und Preußens Gloria.

Meine Damen und Herren, es war wirklich fantastisch. Wenn man hier in diese Halle kommt, ist es auch fantastisch, wenn man auf diese Weise Alt und Neu nebeneinander sieht. Herzlichen Dank dafür.

Zum Zweiten möchte ich mich bei Jan Schulze für seine historische Einführung, für seine gute Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, für die Reflexion des kommunistischen Systems, das wir zum Glück vor 20 Jahren überwunden haben, bedanken.

Drittens möchte ich mich – ich denke in Ihrer aller Namen zu sprechen – beim Präsidenten für seine fein ziselierte Rede bedanken. Ganz besonders möchte ich mich bei Alfred Möhrle bedanken, der uns auf das Grundsätzliche zurückgeführt hat, indem er sagte: Der Spaltpilz ist von der Politik gesät worden, indem man versucht, Hausärzte, die ja auch Fachärzte für Allgemeinmedizin sind, und Fachärzte anderer Gebiete zu trennen. Das war Ulla Schmidt. Das müssen wir innerärztlich schnellstens überwinden. Wir haben ja gestern auf der KBV-Vertreterversammlung erlebt, wie die Selektivverträge wirken. Es bedeutet das Ende der gemeinsamen ärztlichen Selbstverwaltung, wenn wir das weiter voranschreiten lassen.

(Beifall – Widerspruch)

Da sind die Meinungen geteilt. Aber wer heute nach dem Geld ruft, der wird morgen merken, dass es alle ist.

Meine Damen und Herren, Herr Minister Rösler hat uns ein konstruktives Angebot gemacht. Wir sollten in den konstruktiven Dialog mit ihm eintreten. Wir haben auf Deutschen Ärztetagen schon viel von den Politikern gehört. Aber so authentisch, so vom ärztlichen Gedankengut getragen haben wir es in den letzten 20 Jahren, bei denen ich dabei sein durfte, auf Deutschen Ärztetagen nicht gehört. Greifen wir die Ideen auf, versuchen wir, gemeinsam mit der Politik diesen Weg zu beschreiten. Das wird allerdings seit dem vergangenen Sonntag etwas schwieriger. Wir werden sehen, was die Politik daraus machen kann.

Ich möchte nun auch noch etwas zum Vorstandsantrag I-01 sagen, und zwar hinsichtlich der Allgemeinmedizin. Meine Damen und Herren, wir haben gestern bei der KBV und heute in allen Reden gehört, was wir tun müssen, um der Allgemeinmedizin Vorschub zu leisten und um die Lücken, die überall bei der flächendeckenden Versorgung entstanden sind und demnächst weiterhin entstehen, zu schließen.

Da gibt es viele Faktoren. Es gibt weiche Faktoren wie das Umfeld: Gymnasium, Kino, Kneipe, Theater, Oper. Das sind die Faktoren, die wir nur schwerlich beeinflussen können.

Aber innerärztlich können wir etwas beeinflussen und die Forderung erheben, dass endlich an allen medizinischen Fakultäten Lehrstühle für Allgemeinmedizin vorhanden sein müssen, um die künftigen Kolleginnen und Kollegen frühzeitig an das Fachgebiet heranzuführen und den Studentinnen und Studenten auch in Famulaturen die Allgemeinmedizin nahezubringen.

Jan Schulze hat in seiner Rede gesagt, dass es eine Vielzahl von Faktoren gibt. Es geht um Stipendien, es geht um Verpflichtungserklärungen wie bei der Bundeswehr. All dies sind Möglichkeiten, die wir nicht in jedem Bundesland realisieren können. Aber in zahlreichen Bundesländern ist es gemeinsam mit den Kassen, der KV und der Politik gelungen, etwas zu tun.

Wenn Sie sich anschauen, wie die Verbünde in der Weiterbildung für die Allgemeinmedizin gelebt werden, dann werden Sie sehen, dass wir in den letzten fünf Jahren erhebliche Schritte weitergekommen sind. Meine Damen und Herren, nur eine einige Ärzteschaft ist stark, hat Alfred Möhrle gesagt, der heute mit der Paracelsus-Medaille ausgezeichnet wurde. Nur wenn wir hier gemeinsam in Einigkeit den Widrigkeiten, die uns als Berufsstand entgegenschlagen, Widerstand entgegensetzen, können wir für unsere Patienten etwas tun, denn wir sind der einzige Anwalt – das habe ich schon vor zwei Jahren gesagt –, den der Patient hat. Wir sollten uns nicht durch die Politik auseinanderdividieren lassen. Die Hausärzte als Fachärzte für Allgemeinmedizin und die Fachärzte anderer Couleur sollten einen gemeinsamen Weg gehen. Der eine ist ohne den anderen nichts. Nur gemeinsam können wir die Sache voranbringen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank, Herr Crusius. – Der nächste Redner ist Herr Dr. Christian Albring aus Niedersachsen.

© Bundesärztekammer 2010