PD Dr. Scholz, Hessen:
Sehr geehrtes Präsidium! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Vermutlich haben
Sie heute Morgen genauso aufmerksam zugehört wie ich und in der Parabel
erkannt: Wir sind ein wenig zu dick, deshalb hat die Bundesärztekammer
beschlossen, uns an den Tischen ein wenig enger zusammenrücken zu lassen, damit
kein falscher Eindruck gegenüber der Politik entsteht.
Nun will ich aber zu meinem
eigentlichen Punkt kommen.
Herr Rösler hat, wie ich finde,
handwerklich sehr geschickt die Ärzte angesprochen. Herr Rösler hat natürlich
auch die Dinge dargestellt. Aber Sie haben doch alle auch vernommen, dass er
klipp und klar gesagt hat: Sie werden nicht mehr bekommen. Aus dem, was er als
Diagnose beschrieben hat, kann ich nicht erkennen, wohin er gehen will.
Ich finde, wenn Herr Rösler
beklagt, dass die Ärzte beispielsweise Computerprogramme benutzen und sich
dadurch die therapeutische Freiheit aus der Hand nehmen lassen, so verkennt er
den Zusammenhang, den die Politik durch die Abrechnungen geschaffen hat. Können
Sie es dem Kollegen denn verübeln, wenn er sagt: Ich bekomme nur noch soundso
viel Euro, also nutze ich das entsprechend computergestützt? Es ist von Herrn
Rösler schon ein wenig verlogen, hier so zu tun, als sei die Politik völlig
unschuldig, als seien die Ärzte selber daran schuld, dass sie in eine solche
Situation geraten sind.
(Beifall)
Herr Rösler hat das sehr indirekt
und clever angedeutet mit dem Computerprogramm.
Es wurden Gegenmaßnahmen in Sachsen
hinsichtlich des Ärztemangels erwähnt. Man weiß seit 1999 von diesem
Ärztemangel. Ich hätte den Minister gerne gefragt, was denn durch die
Änderungen bereits herausgekommen ist. Warum klagen die Sachsen denn noch
immer? Warum überlegen sie, mit einer Landarztquote gegen den Ärztemangel
anzugehen?
Was machen Sie mit jemandem, der
als Medizinstudent nicht hereinkommt, sich über die Landarztquote hineinsetzt,
aber hinterher erklärt, das sei doch nichts für ihn, das werde er nicht tun?
Dann haben Sie Leute in der stillen Hoffnung, dass dieses Ziel erreicht wird,
herangezogen, haben aber immer noch ein riesiges Problem, Landärzte zu finden,
die in Sachsen benötigt werden.
(Vereinzelt Beifall)
Herr Rösler hat gesagt, Solidarität
muss sein. Das finde ich gut. Ich denke, wir werden ihn an der Frage messen
müssen: Wo ist denn bei der Eigenverantwortung die Solidarität vorhanden? Ich
glaube, viele Patienten können gar nicht in Vorlage treten, beispielsweise mit
Eigenleistungen, wenn sie zum Beispiel Hartz-IV-Empfänger sind. Da beißt sich
meines Erachtens die Katze in den Schwanz.
Herr Rösler hat am Schluss seiner
Ausführungen ein Zitat vorgetragen. Ich habe ein schönes Gegenzitat: Den Baum
muss man biegen, weil er jung ist.
Vielen Dank.
(Vereinzelt Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Scholz. – Der nächste Redner ist Herr Kollege
Scholze aus Bayern.
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