TOP I: Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik

Dienstag, 11. Mai 2010, Nachmittagssitzung

Dr. Rothe-Kirchberger, Baden-Württemberg: Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mich sowohl auf die Reden unseres Präsidenten und von Herrn Rösler als auch auf den Antrag I-01 beziehen. Ich möchte einen Aspekt hervorheben, der aus psychosomatischer Sicht nicht unwidersprochen bleiben kann. Es geht um die sogenannte Eigenverantwortlichkeit der Patienten als Basis für die favorisierten Wahltarife und sozialverträgliche Selbstbehalttarife. Diese Idee der Eigenverantwortung basiert aus unserer Sicht auf einem vereinfachten verhaltenstherapeutischen Modell, das sowohl psychoanalytischem Grundwissen als auch neuen neurobiologischen Erkenntnissen widerspricht, wonach die Menschen ihr Verhalten nicht ausschließlich auf eine bewusste rationale Ebene gründen, sondern vielmehr andere Bereiche des unteren limbischen Systems eine große Rolle spielen, die auf diese Art und Weise nicht erreicht werden.

Ich möchte darauf hinweisen, dass es neben dieser bewussten Ebene andere Ebenen gibt, die sehr wohl im Rahmen der bereits erwähnten Wichtigkeit der Arzt-Patient-Beziehung Berücksichtigung finden müssen.

Ich habe mich sehr gefreut, Herr Hoppe, dass Sie heute Morgen darauf hingewiesen haben, dass es nicht sinnvoll ist, nur auf die vordergründigen Symptome, nämlich Suizidalität, hinzuweisen, sondern dass geschaut werden muss, was dahintersteckt, nämlich die Depressivität.

Ich möchte diesen Aspekt ein bisschen kritisieren und zu einer vertieften Betrachtungsweise anregen.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank, Frau Kollegin Rothe-Kirchberger. – Jetzt noch einmal Herr Michaelis aus Thüringen.

© Bundesärztekammer 2010