TOP I: Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik

Dienstag, 11. Mai 2010, Nachmittagssitzung

Dr. Förster, Westfalen-Lippe: Verehrtes Präsidium! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es wurden heute schon mehrfach Vorschläge zur Rettung einer aussterbenden Art gemacht, nämlich der des Landarztes. Ich bin einer der Letzten dieser Zunft. Ich komme aus Westfalen, aus dem Sauerland. Für die Kollegen, die am Rande der Republik wohnen: Das ist dieses schöne Mittelgebirge mitten in Deutschland. Man könnte es auch als Zentralmassiv bezeichnen.

Die vorherige Gesundheitsministerin war zum Ende ihrer Amtszeit noch einmal dort und hat einige Vorschläge gemacht, wie man den von ihr bis kurz zuvor geleugneten Landarztmangel beheben kann. Man sollte junge Leute dort hinlocken, ihnen die Schönheit der Landschaft zeigen. Vielleicht würden sie dort die Liebe ihres Lebens finden und dann dort bleiben.

Das war der letzte Punkt in einer Reihe von Diffamierungen und Diskriminierungen, die den Weg dieser Frau gezeichnet haben. Sie hat acht Jahre lang diesen unseren so schönen Beruf systematisch durch Diffamierung, Diskriminierung und Kriminalisierung demontiert.

(Beifall)

Damit das anders wird – wir haben seit heute das Gefühl, dass es anders werden kann –, möchte ich den Ärztetag bitten, folgende Entschließung zu fassen:

Der Deutsche Ärztetag fordert den Gesetzgeber auf, allen Bestrebungen einer Demontage und Deprofessionalisierung des Arztberufes entgegenzutreten. Wir Ärzte fordern die Unabhängigkeit ärztlicher Tätigkeit; dies beinhaltet wirtschaftliche Unabhängigkeit und Weisungsunabhängigkeit von Kostenträgern, Geschäftsführungen und Politik. Freiberufliche Ärzte sind nach dem Hippokratischen Eid ausschließlich ihren Patienten verpflichtet und tragen allein die Verantwortung für Diagnostik und Therapie.

Ich bitte den Ärztetag, dem entsprechenden Entschließungsantrag zuzustimmen.

Anschließend möchte ich noch einen Vergleich ziehen zwischen dem Hausarzt und der Leichtathletik. Vielleicht kann man jungen Kollegen den Beruf auf diese Weise wieder schmackhaft machen. In der Leichtathletik gibt es viele Disziplinen, bei denen wir hoch spezialisierte Leistungen sehen. Dann gibt es die Gruppe der Zehnkämpfer. Das sind diejenigen, die zehn verschiedene Disziplinen absolvieren. Die eine Disziplin können sie besser, die andere weniger gut. Mit diesen Zehnkämpfern vergleiche ich uns Hausärzte, speziell diejenigen auf dem Lande. Bis zum nächsten Facharzt sind es manchmal 25 oder 30 Kilometer.

Für die Zehnkämpfer in der Leichtathletik gibt es einen schönen Begriff. Wenn wir es schaffen, diesen Begriff jungen Ärztinnen und Ärzten zu übermitteln, dann werden wir sicherlich keine großen Sorgen um die Zukunft haben müssen. Die Zehnkämpfer in der Leichtathletik werden nämlich auch als „Könige der Athleten“ bezeichnet.

Danke schön.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke sehr. – Jetzt bitte noch einmal Herr Dietrich aus Nordrhein.

© Bundesärztekammer 2010