Bartels, Nordrhein:
Sehr geehrte Vizepräsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich war
ausgesprochen erfreut, bei diesem Thema der Versorgungsforschung nicht nur
Leitlinien, sondern auch eine sehr umfangreiche Arbeit über die
Arbeitsbedingungen und das Befinden von Ärzten zu sehen. Ich finde, dass ein
Schwerpunkt der Aufgabe der Bundesärztekammer darin liegt, das
Patient-Arzt-Verhältnis und die Beziehung zwischen Arzt und Gesundheit zu
betrachten. Als Nervenärztin und Psychotherapeutin seit 30 Jahren sehe ich in
den letzten Jahren zunehmend Kollegen, die krank sind, die einen Burn-out
haben, die suizidal sind, um die ich mir Sorgen mache. Ich denke, dort ist ein
weites Feld, wo wir uns für die Arztgesundheit einsetzen müssen.
(Beifall)
Erlauben Sie mir bitte kurz noch
einen zweiten und dritten Punkt. Als engagierte Sprecherin für ein Ärztenetz am
Eifelnordrand habe ich bezüglich der Versorgungsstruktur auch dort einen
Schwerpunkt erlebt. Als mein Mann und ich vor 23 Jahren dorthin gezogen sind,
hat uns die KV für bekloppt erklärt. Die Kassen wollten uns kein Geld dafür
geben. Wir haben in den letzten gut 20 Jahren ein intaktes Ärztenetz mit zwölf
Fachärzten und neun Allgemeinmedizinern etabliert. In den letzten zwei Jahren
bekomme ich keine Kollegen mehr, die Praxissitze übernehmen wollen. Das heißt,
wenn ich in neun oder zehn Jahren aufhöre, habe ich die Befürchtung, dass es
dann wieder genauso aussieht wie vor 25 Jahren. Dann gibt es keine intakte
ärztliche Versorgung mehr, sondern nur einen Hausarzt, der in fünfter
Generation dort sitzt.
(Vereinzelt Beifall)
Mein dritter Punkt betrifft dieses
unglückliche Wort von der Feminisierung in der Medizin. Ich hätte mir eine
Versorgungsforschung gewünscht, die außer den uns bekannten offensichtlichen
Faktoren, warum die Männer das Medizinstudium nicht mehr aufnehmen, untersucht,
wie denn die Frauen unter günstigen Bedingungen weiterarbeiten können. Ich kann
es bald nicht mehr hören, dass Frauen in MVZs als angestellte Ärztinnen
arbeiten wollen.
(Beifall)
Ich kenne viele Frauen, die in den
letzten Jahrzehnten in eigener Praxis gearbeitet haben. Dafür brauchen wir eine
neue Struktur, damit die Frauen so arbeiten können, dass sie zufrieden sind.
(Beifall)
Es kommt mir so vor, als seien wir
die Trümmerfrauen des Gesundheitssystems. Und dazu wollen wir uns nicht
hergeben!
(Beifall)
Vizepräsidentin
Dr. Goesmann: Vielen Dank, Frau Bartels. Das machen wir nicht; das stimmt.
Danke für Ihre Anregungen, die wir aufnehmen.
Es folgt jetzt Herr Professor Haubitz
aus Niedersachsen.
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