Dr. Jonitz, Vorstand der Bundesärztekammer: Sehr verehrte Frau Vizepräsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte hier eindringlich darum bitten, das Thema „Versorgungsforschung“ nicht mit dem Thema „Leitlinien“ gleichzusetzen.

(Beifall)

Leitlinien sind eine Form der konkreten Anwendung von Versorgungsforschung, und zwar nicht nur hinsichtlich der Erstellung von Leitlinien, sondern auch bezüglich der Nutzanwendung, gerade auch im Hinblick auf die Frage: Hilft es dem Arzt oder löst es Verwirrung aus? Hilft es dem Patienten? Ist er damit besser behandelt als vorher?

Wir ringen hier um ein möglichst sauberes Wissen. Das ist primäre schulmedizinische ärztliche Tugend. Es gibt – darauf sind wir stolz – medizinische Verfahren, bei denen sich seit 3 000 Jahren nichts getan hat. Die Schulmedizin lebt davon, dass sie permanent um ein noch besseres Wissen und um eine noch bessere Therapie ringt. Diese Diskussion bekommen wir ja auch mit.

Einige Vorredner haben gesagt, was Leitlinien überhaupt sollen, ob das nicht zu kompliziert sei. Vielleicht besteht aufseiten der Gremien – insbesondere auch meiner Person – ein Problem der mangelnden Vermittlung. Die deutsche Ärzteschaft hat seit vielen Jahren durch die Bundesärztekammer und die KBV das Programm „Nationale Versorgungsleitlinien“. Unter „www.versorgungsleitli­nien.de“ finden Sie einige der weltweit besten, sinnvollsten und am besten anwendbaren Leitlinien überhaupt, beispielsweise zu den Themen Asthma, unipolare Depression, Typ-II-Diabetes, Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit. Wir haben also hervorragende Produkte, die jeder Arzt in seiner individuellen Verantwortung gegenüber dem einzelnen Patienten im Rahmen seiner ärztlichen Kunst zum Maßanzug machen darf. Er muss sich keiner Leitlinie unterwerfen, aber er kann aus diesen Zutaten für den Patienten das Beste machen.

Deswegen erhören Sie bitte mein Flehen: Stimmen Sie den Vorstandsanträgen zum Thema Versorgungsforschung zu. Lassen Sie uns über das Thema Leitlinien gegebenenfalls auf einem höheren Sachstandsniveau bei einer anderen Gelegenheit diskutieren.

Vielen Dank.

(Beifall)

Vizepräsidentin Dr. Goesmann: Vielen Dank, Herr Jonitz. – Der nächste Redner ist Herr Kaplan vom Vorstand.