Prof. Dr. Mansky,
Referent: Meine Damen und Herren! Ich arbeite seit über 20 Jahren
immer wieder einmal mit dem WIdO zusammen, nicht weil ich von der AOK so
begeistert wäre, sondern hauptsächlich deswegen, weil das WIdO einen
unglaublichen Zugang zu Daten hat und enorme Fähigkeiten besitzt, diese zu
analysieren. Auch das WIdO steht bei der AOK immer wieder einmal in der Schusslinie,
und zwar aus ähnlichen Gründen, wie ich sie hier gehört habe. Die Argumentation
kennt man also auch dort.
Wer die Politik der AOK in den
letzten Jahren verfolgt hat, weiß, dass sie in den Verteilungskämpfen zwischen
den Kassen – ich erinnere an den Morbi-RSA und die DRG-Einführung – erhebliche
Vorteile herausarbeiten konnte. Das liegt unter anderem an den analytischen
Fähigkeiten, die die AOK im WIdO vorhält. Die Hintergrundanalysen, die von dort
kommen, helfen dem Vorstand der AOK in der politischen Auseinandersetzung
enorm.
Das wird für Sie vielleicht nicht
immer offensichtlich, aber es ist für andere offensichtlich. Die TK hat sich
daraufhin entschieden, für sich ein ähnliches Institut einzurichten, weil sie
sonst nicht mithalten kann.
Ich kann Ihnen keine Ratschläge
geben; das steht mir nicht zu. Wenn die Ärzteschaft in dieser
Auseinandersetzung mitdiskutieren will, und zwar nicht nur auf emotionaler
Basis und mit affektiv gefärbten Argumenten, die natürlich auch eine Wirkung
entfalten können, wird sie fachlich begründete Analysen brauchen. Ich würde
Ihnen nicht dazu raten, ein eigenes Institut aufzumachen. Das ist nicht der
richtige Weg. Sie werden solche Analysen aber nur bekommen, wenn Sie, wie
Professor Selbmann es gerade gesagt hat, kontinuierlich wissenschaftliche
Expertisen finanzieren. Nur wenn Sie zahlen, bekommen Sie Analysen, die sich
aus Ihrer Sicht mit Ihren Themen befassen. Das WIdO wird Ihnen diese Analyse
sicher nicht liefern. Sie werden sie schon selber haben müssen.
Es wird Ihnen dann ähnlich gehen
wie der AOK gelegentlich: Nicht jede Analyse wird auf Begeisterung stoßen.
Nicht jede Analyse kann das bringen, was man sich vielleicht erhofft hat.
Das Entscheidende ist – da möchte
ich Professor Selbmann unterstützen –: Wenn Sie im richtigen Moment die
richtigen Analysen haben wollen, müssen Sie kontinuierlich eine gewisse
Auswertungs- und Analysekapazität vorhalten. Ich denke, das Projekt der
Versorgungsforschung ist dazu da, diese Basisleistung vorzuhalten, um im
entscheidenden Moment die richtigen Analysen zu bekommen, die der Vorstand für
die politischen Aktionen braucht. Ich kann Ihnen, wie gesagt, keinen Rat geben,
aber mein Appell lautet: Lassen Sie sich dieses Instrument nicht aus der Hand
schlagen, denn Sie werden es in der zukünftigen Diskussion brauchen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Vizepräsidentin Dr. Goesmann:
Auch Ihnen herzlichen Dank. – Jetzt bitte Herr Professor Scriba zu seinem
Schlusswort.
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