TOP V: Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer

Freitag, 14. Mai 2010, Vormittagssitzung

Grauduszus, Nordrhein: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin Hausarzt und war zunächst bei diesem Thema „Fachärztliche Versorgung an der Schnittstelle ambulant und stationär“ etwas irritiert. Aber nach kurzem Nachdenken wird klar, um was es gehen soll. Wir erleben ja quasi den Abbau der sogenannten zweiten Facharztschiene. Das ist die allgemeine Entwicklung; das ist auch gewollt. Da ist § 116 b der Einstieg der Krankenhäuser und der Krankenhausambulanzen in die fachärztliche Versorgung. Dass § 116 b nicht so gelebt wird, wie es im Gesetz steht, wissen wir alle. Ich habe gestern ein Gespräch geführt, in dem mir gesagt wurde, dass es normal ist, dass, wenn Patienten nach § 116 b behandelt werden, diese zum Hausarzt und auch zum Spezialisten zurückgeschickt werden, um eine Überweisung zum ermächtigten Arzt an derselben Klinik zu bekommen. Das ist ein Wildwuchs, den wir stoppen müssen.

Wenn wir als Hausärzte die Versorgung in der Krankenhausambulanz und die fachärztliche Versorgung organisieren, ist das keine Geringschätzung, sondern unser ureigenster Anspruch, dass der Patient in unseren Händen bleibt, wenn der Patient bei anderen Kollegen oder in Ambulanzen in Behandlung ist.

(Beifall)

Unabhängig davon müssen wir Hausärzte erkennen, dass auch die hausärztliche Versorgung nicht in der Fläche unbedingt bleiben soll. Es gibt ein Papier aus der CDU – von Herrn Henke und anderen –, in dem dazu aufgefordert wird, dass die Krankenhausambulanzen mit in die Bedarfsplanung aufgenommen werden. Die Bedarfsplanung betrifft aber die Fälle, die heute ambulant durch Vertragsärzte und ermächtigte Ärzte behandelt werden. Wenn die Krankenhausambulanzen das mit übernehmen werden, ist das ein Generalangriff gegen die niedergelassenen Ärzte und die bisherige Versorgung, aber auch der Mechanismus, die Versorgung an Zentren zu verlagern.

Warum es unabhängig davon, dass eine zentralisierte Versorgung häufig anonym ist, wichtig ist, diese Entwicklung zu verhindern, ist die drohende Industrialisierung. 100 000 niedergelassene Ärzte können nicht industrialisiert und durch Kapitalgesellschaften betrieben werden, aber Zentren ganz schnell.

Vielen Dank.

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön, Herr Grauduszus. – Damit ist die Rednerliste erschöpft. Nun wird Frau Wenker eine Schlussbemerkung machen und alles würdigen. Bitte schön.

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