Grauduszus, Nordrhein:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin Hausarzt und war
zunächst bei diesem Thema „Fachärztliche Versorgung an der Schnittstelle
ambulant und stationär“ etwas irritiert. Aber nach kurzem Nachdenken wird klar,
um was es gehen soll. Wir erleben ja quasi den Abbau der sogenannten zweiten
Facharztschiene. Das ist die allgemeine Entwicklung; das ist auch gewollt. Da
ist § 116 b der Einstieg der Krankenhäuser und der Krankenhausambulanzen in die
fachärztliche Versorgung. Dass § 116 b nicht so gelebt wird, wie es im Gesetz
steht, wissen wir alle. Ich habe gestern ein Gespräch geführt, in dem mir
gesagt wurde, dass es normal ist, dass, wenn Patienten nach § 116 b behandelt
werden, diese zum Hausarzt und auch zum Spezialisten zurückgeschickt werden, um
eine Überweisung zum ermächtigten Arzt an derselben Klinik zu bekommen. Das ist
ein Wildwuchs, den wir stoppen müssen.
Wenn wir als Hausärzte die
Versorgung in der Krankenhausambulanz und die fachärztliche Versorgung
organisieren, ist das keine Geringschätzung, sondern unser ureigenster Anspruch,
dass der Patient in unseren Händen bleibt, wenn der Patient bei anderen
Kollegen oder in Ambulanzen in Behandlung ist.
(Beifall)
Unabhängig davon müssen wir
Hausärzte erkennen, dass auch die hausärztliche Versorgung nicht in der Fläche
unbedingt bleiben soll. Es gibt ein Papier aus der CDU – von Herrn Henke
und anderen –, in dem dazu aufgefordert wird, dass die
Krankenhausambulanzen mit in die Bedarfsplanung aufgenommen werden. Die Bedarfsplanung
betrifft aber die Fälle, die heute ambulant durch Vertragsärzte und ermächtigte
Ärzte behandelt werden. Wenn die Krankenhausambulanzen das mit übernehmen
werden, ist das ein Generalangriff gegen die niedergelassenen Ärzte und die
bisherige Versorgung, aber auch der Mechanismus, die Versorgung an Zentren zu
verlagern.
Warum es unabhängig davon, dass
eine zentralisierte Versorgung häufig anonym ist, wichtig ist, diese
Entwicklung zu verhindern, ist die drohende Industrialisierung. 100 000
niedergelassene Ärzte können nicht industrialisiert und durch Kapitalgesellschaften
betrieben werden, aber Zentren ganz schnell.
Vielen Dank.
Präsident
Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön, Herr Grauduszus. – Damit ist
die Rednerliste erschöpft. Nun wird Frau Wenker eine Schlussbemerkung machen
und alles würdigen. Bitte schön.
|