TOP V: Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer

Freitag, 14. Mai 2010, Vormittagssitzung

Bartels, Nordrhein: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich bin der Auffassung: Der Mensch ist nicht nur rational, sondern auch emotional. Das sage ich Ihnen als Nervenärztin und Psychotherapeutin. Es mag sein, dass Leistungserbringer sehr rational sind. Aber zum Glück bin ich Arzt mit meinen Gefühlen und der sozialen Verantwortung den Patienten gegenüber.

(Beifall)

Was trägt und den Patienten hilft, ist die Arzt-Patient-Beziehung. Diese muss in einem sicheren Raum unter Vertrauen existieren. Das ist das zentrale Anliegen, das ich vermitteln möchte. Ich kann viele technische Daten bieten, aber das ist nicht mein Anliegen.

Die Frage ist: Mute ich mir selber auch zu, was ich meinen Patienten zumute? Viele Patienten, sowohl Kassenpatienten als auch Privatpatienten, fragen: Welche Diagnose steht denn bei mir? Was schreiben Sie denn auf? Was wird an Daten weitervermittelt?

Noch ein kurzes Beispiel, dann ist meine Redezeit abgelaufen: Freitagmittags ruft mich ein Kollege verzweifelt an: Du musst heute Nachmittag unbedingt meinen Sohn sehen. Der junge Mann ist 23 Jahre alt, BWL-Student. Der verpatzt jetzt die dritte Klausur, dann ist das Studium zu Ende. – Ich schaue mir den jungen Mann an: hoch intelligent, differenziert, furchtbare Prüfungsangst. Hinzu kommt eine posttraumatische Belastungsstörung; der Schwiegervater hat sich vor drei Wochen erhängt. Hinzu kommt Cannabiskonsum, was die jungen Leute so machen.

Glauben Sie, dass der Vater wollte, dass die Versichertenkarte bei mir eingelesen wird? – Nein, natürlich nicht.

Danke.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank. – Der nächste Redner ist Herr Dr. Zöllner aus Bayern.

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