Statistische Entwicklung im Berichtsjahr

Alljährlich wird die statistische Entwicklung in der Allgemeinmedizin gesondert im Tätigkeitsbericht dargestellt; dabei zeigt es sich, dass die Zahl der allgemeinmedizinisch tätigen Ärzte (Allgemein-/Praktische Ärzte) in den Bundesländern West seit 1975 zwar von 27.957 auf 44.188 im Jahre 2002 und damit im Bestand um 16.231 Ärzte auf ca. 40 % Anteil aller ambulant tätigen Ärzte angewachsen ist; im Vergleich dazu ist jedoch die Zahl der Spezialisten im gleichen Zeitraum von 25.346 auf 68.440, d. h. um 43.094 Ärzte und damit auf einen Anteil von mehr als 60 % gestiegen. Hatten die allgemeinmedizinisch tätigen Ärzte im Jahre 1975 noch einen Anteil von 52,4 % an der Zahl aller niedergelassenen Ärzte, die Spezialisten hingegen nur von 47,6 %, so ist die zahlenmäßige Entwicklung dieser Arztgruppen seitdem permanent gegenläufig. Der Anteil der allgemeinmedizinisch tätigen Ärzte ist nach Konstanz in den Jahren 1999 und 2000 im Jahre 2001 und 2002 erneut gesunken, und zwar von 40,2 % auf 39,2 % (im Vergleich dazu 2001 – 39,7 %). Damit wird die bisherige Entwicklung mit einer kontinuierlichen Abnahme des Anteils der Allgemein-/ Praktischen Ärzte und der kontinuierlichen Zunahme der Spezialisten an der Gesamtzahl aller ambulant tätigen Ärzte erneut fortgesetzt.

Die Zahlenentwicklung der Allgemein- und Praktischen Ärzte zum 31.12.2002 sieht im Vergleich zum Vorjahr (31.12. 2001) wie folgt aus: Die Zahl der Allgemein-/Praktischen Ärzte ist im Bestand um 56 (+0,1 %) gewachsen (2001: + 48 = + 0,1 %). Die Zahl der Spezialisten hat im gleichen Zeitraum um 1.400 Ärzte (+ 2,1 %) zugenommen. In Relationen ausgedrückt nimmt der Anteil der Allgemein-/Praktischen Ärzte an der Gesamtzahl aller ambulant tätigen Ärzte 39,2 % ein, während der Anteil der Spezialisten auf 60,8 % angewachsen ist (s. Tabelle 1, Dokumentation zu Kap. 2, S. 554)

Seit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wird die Gesamtzahl ambulant tätiger Ärzte in den alten und neuen Bundesländern zahlenmäßig dargestellt (Tabelle 2, Dokumentation zu Kap. 2, S. 555). Die Zahl der Allgemein-/Praktischen Ärzte hat in den Jahren seit 1990 in absoluten Zahlen zwar zugenommen von 40.153 (1990) auf 52.184 (2002),der Anteil dieser Arztgruppe – auch bezogen auf Gesamtdeutschland – an der Gesamtzahl der Ärzte und im Vergleich zur Zahl der Spezialisten ist rückläufig. Zum 31.12.2002 stehen 52.184 Allgemein-/Praktischen Ärzten (39,7 %), 79.145 Spezialisten (60,3 %) gegenüber. Der Bestand an Allgemein-/Praktischen Ärzten ist im Vergleich zum Vorjahr um 50 Ärzte gestiegen – diese Zunahme um + 0,1 % wird aber erneut durch die Zunahme bei den Spezialisten mit 1.293 Ärzten und + 1,7 % übertroffen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass der Bestand an Allgemein-/Praktischen Ärzten, insbesondere auf Grund ihrer Altersstruktur, abnimmt.


Abb.: Entwicklung der Brutto- und Nettozugänge bei Allgemeinärzten seit 1985


Abb.: Altersstruktur der Allgemeinärzte zum 31.12.2002


Abb.: Entwicklung der Bestände der Allgemeinärzte und ihres Anteils an allen Vertragsärzten

Die zahlenmäßige Entwicklung der Allgemeinärzte wäre noch ungünstiger verlaufen, hätte nicht über viele Jahre die Gruppe der Praktischen Ärzte die relative Abnahme der Allgemeinärzte innerhalb dieser Arztgruppe ausgeglichen (Tabelle 3, Dokumentation zu Kap. 2, S. 556). Der in den Jahren 1975 bis 1993 stetig wachsende Anteil an Praktischen Ärzten hat sich in den folgenden Jahren (1994 bis 2002) sukzessive verringert. Die gegen-läufige Entwicklung ist bei der Zahl der Allgemeinärzte festzustellen, die sich in den Jahren 1975 bis 1992 alljährlich verringerte, sich jedoch von 1992 an kontinuierlich bis auf 25.552 im Jahre 2002 – im Vergleich zu 9.985 Praktischen Ärzten – erhöhte. Diese Entwicklung ist – wie in den letzten Tätigkeitsberichten beschrieben – keine „echte“ Zunahme der Zahl weitergebildeter Ärzte für Allgemeinmedizin, sondern Folge der mit Einführung der Weiterbildungsordnung 1992 in Kraft getretenen Übergangsbestimmung, wonach es lang-jährig tätigen Praktischen Ärzten ermöglicht wird, die Gebietsbezeichnung „Allgemeinmedizin“ im Wege der Übergangsregelung zu erwerben. Auch im letzten Jahr hat sich diese Entwicklung fortgesetzt, so dass mit Stichtag 31.12.2002 einem Anteil von 71,9 % Allgemeinärzten nur noch 28,1 % Praktische Ärzte gegenüberstehen. Der Zuwachs an Allgemeinärzten mit plus 2,1 % steht einem Abgang von Praktischen Ärzten mit minus4,6 % gegenüber. Diese Entwicklung wird sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen, da die Übergangsbestimmung eine kontinuierliche Umschichtung von den Praktischen Ärzten auf Ärzte für Allgemeinmedizin vorsieht. Es handelt sich damit um einen sog. „unechten“ Zuwachs; die Gesamtzahl der allgemeinmedizinisch tätigen Ärzte und damit ihr Anteil an niedergelassenen Ärzten insgesamt steigt dadurch nicht.

Die Gesamtzahl der Allgemein-/Praktischen Vertragsärzte, lediglich bezogen auf die westlichen Bundesländer einschließlich Berlin Ost, ist zum 31.12.2002 im Vergleich zum 31.12.2001 um 0,1 % gestiegen, und zwar von 35.508 auf 35.537 (+ 29 Ärzte = 0,1 %).

Analog der Darstellung des zahlenmäßigen Wachstums der Gesamtzahl ambulant tätiger Ärzte nach der Wiedervereinigung für das Bundesgebiet insgesamt wird auch die zahlenmäßige Darstellung der Entwicklung der Allgemein- und Praktischen Vertragsärzten seit 1990 in einer eigenen tabellarischen Übersicht dargestellt (s. Tabelle 4, Dokumentation zu Kap. 2, S. 557). Aus dieser Tabelle ergibt sich eine ähnliche zahlenmäßige Entwicklung –wie in Tabelle 3 – mit einem Anstieg der Zahl weitergebildeter Allgemeinärzte im Jahre 2002 auf 31.758, um 451 Ärzte (+ 1,4 %); im Vergleich dazu sank die Zahl der Praktischen Ärzte von 11.837 im Jahre 2001 auf 11.303 im Jahre 2002 um 534 Ärzte (- 4,5 %). Die Gesamtzahl der Allgemein- /Praktischen Ärzte – bezogen auf das gesamte Bundesgebiet –sank um 83 Ärzte (- 0,2 %).

Die Altersstruktur der ambulant tätigen Ärzte – niedergelassene Ärzte und Praxisassistenten –(s. Tabelle 5,Dokumentation zu Kap. 2,S. 558) zum 31.12.2002 zeigt, dass in den nächsten Jahren weiterhin mit altersbedingten Abgängen in der Allgemeinmedizin von ca. 7.400 Ärzten zu rechnen ist; dies sind die 14,2 % der Altersgruppe 60 und älter an der Gesamtzahl der Allgemein-/Praktischen. Die Quote der Spezialisten liegt mit einer Ausscheidequote von ca. 13.700 Ärzten und einem Anteil von ca. 17,3 % höher. Die Zahl der jüngeren Ärzte bis 39 Jahre liegt bei den Allgemein-/Praktischen Ärzten bei 8.155 und damit um 418, d.h. 5 % unter der Zahl der Spezialisten mit 8.573. Tabelle 6 mit der Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte zum 31.12.2002 (s. Dokumentation zu Kap. 2, S. 559) zeigt die Altersstruktur ohne Praxisassistenten; hier stehen bis zur Altersgruppe 39 Jahre 4.429 Allgemein-/Praktische Ärzte, 7.186 Spezialisten gegenüber; dies sind 2.757 Spezialisten (62 %) mehr. In den Altersgruppen 40 – 59 überwiegt die Zahl der Spezialisten mit insgesamt rund 55.900 im Vergleich zu 34.700 Allgemein-/Praktischen Ärzten.

Die Abbildung zur Altersstruktur der Allgemeinärzte zum 31.12.2002 (s. Abbildung 2, S. 58) zeigt, dass ein „Altersberg“ in den nächsten zehn Jahren abgebaut wird, dann eine Zeit geringerer Abgänge für einige Jahre folgen wird, sich dann jedoch der nächste „Altersberg“ in etwa 14 Jahren mit wieder wachsenden Abgängen ankündigt.

Abbildung 3, S. 59 zeigt die Bestände der Allgemeinärzte und ihr Anteil an der Zahl aller Vertragsärzte. Seit 1993 ist ein kontinuierliches Wachstum von 19,3 % auf 27,4 %, 2002 erkennbar; der wachsende Anteil ist allerdings nicht so groß als dass er der politischen Forderung von 60 % Hausärzten zu 40 % Spezialisten entspricht. Inwieweit sich das Bild verändert, wenn die Fachgebiete „Allgemeinmedizin“ und „Allgemeine Innere“ zusammengeführt werden, bleibt abzuwarten.

Die Entwicklung der Brutto- und Nettozugänge bei den Allgemeinärzten seit dem Jahr 1985 (s. Abbildung 1, S. 57) zeigt, dass die Bruttozugänge bis zum Jahre 1989 rückläufig waren, d.h., dass die Abgänge die Zuwachszahlen überstiegen. Insbesondere in den Jahren 1993 bis 1995 waren hohe Nettozugänge zu verzeichnen, die jedoch in den Folgejahren bis 1999 wieder gesunken sind. In den Jahren 2000 und 2001 vergrößerte sich der Nettozugang wieder; im Jahre 2002 sank er erneut auf 520 (+2,1 %),im Vergleich zu 2001 mit 800 (+ 3,3 %) und im Jahr 2000 mit 500 (+ 2,0 %). Die Zahl der Nettozugänge enthält auch die Umschreibungen der Praktischer Ärzte in Ärzte für Allgemeinmedizin, die in 2000 mit etwa 300, in 2001 mit etwa 250 und im Jahr 2002 mit etwa 100 zu beziffern sind. Der Bruttozugang ist im Vergleich zum Jahr 2001 (+ 1.200 ), im Jahr 2002 auf 1.070 gesunken.

© 2003, Bundesärztekammer.