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Fragen zur Berufsbildung und Berufsausübung der Fachberufe werden in den beiden
Beratungsgremien „Ausschuss“ sowie „Ständige Konferenz“ bei der
Bundesärztekammer koordiniert, welche von Sachverständigen aus den Ärztekammern
beschickt wird. Für die Wahlperiode 1999/2003 haben sich die Gremien am
27.01.2000 neu konstituiert. Als neue Vorsitzende wurde Frau Dr. Ursula
Auerswald, Präsidentin der Ärztekammer Bremen, als neuer Stellvertretender
Vorsitzender Herr Dr. Franz Gadomski, Präsident der Ärztekammer Saarland, vom
Vorstand berufen. Die Vorsitzende hatte anlässlich der Konstituierung als einen
zukünftigen Arbeitsschwerpunkt die Verbesserung der Kooperation mit den
Fachberufen im Gesundheitswesen in den Mittelpunkt gestellt und im Bereich der
Arzthelferinnen als direkter und vom Arzt abhängiger Mitarbeiterin insbesondere
die Verantwortung der Selbstverwaltung für eine Verbesserung der
Strukturqualität (Aus-, Fort und Weiterbildungsregelungen) hervorgehoben; sie
muss aber auch im Bereich der Überwachung und Durchführung der Ausbildung
verstärkt tätig werden. Die Erarbeitung neuer Konzepte in diesen
Aufgabenfeldern zeigt, dass die Gremien auf Bundesebene hier ihre Aufgabe
erfüllt haben. – Auch im Verhältnis zu den Pflegeberufen lässt sich anhand des
Modellprojekts „Interprofessionelle Kommunikation im Krankenhaus“ belegen, dass
die Gestaltung kooperativer Beziehungen bewusst gesucht wird. Für die Zukunft
gilt es, im Bereich der „Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen“ und des
daraus hervorgegangenen, politisch erfolgreichen „Bündnisses Gesundheit“ neue
Zusammenarbeitsformen zu realisieren. Dabei geht es zukünftig verstärkt um eine
Schnittstellendiskussion zwischen den Professionen.
Auch in
der 3. Sitzung am 21.02.2002 der Fachberufegremien standen Fragen der Aus- und
Fortbildung von Arzthelferinnen, insbesondere die Novellierung der
Ausbildungsverordnung einschließlich der Präsentation der Forschungsergebnisse
des Zentralinstituts sowie Berufsschulentwicklungen und die Etablierung neuer
Fortbildungscurricula (s. vorne) im Mittelpunkt. Die Vorsitzende berichtete u.
a. über Entwicklungen bei den Berufen in der Kranken- und Altenpflege (s. Seite
415ff) und über Probleme der Umsetzung des Pflege-Qualitätssicherungsgesetzes.
In
drei Spitzengesprächen mit Vertreterinnen des Deutschen Pflegerates (November
2000, Februar 2001 und November 2002) ging es um die Weiterentwicklung der
berufspolitischen Positionen, wie sie im Kooperationspapier mit den
Pflegeberufen von 1993 niedergelegt sind (s. Tätigkeitsbericht 1994, Seite 291)
und um die Identifikation von Versorgungsbereichen, in denen die Kooperation
zwischen Pflege und Ärzteschaft verbesserungswürdig ist. Der Bereich der sog.
„Überleitung“ von Patienten zwischen den Versorgungsbereichen wurde als ein
solches Arbeitsfeld identifiziert. Hierzu wurde in einer Arbeitsgruppe in
2001/2002 ein Diskussionspapier erarbeitet, in dem auf der Basis einer
Defizitanalyse empfohlen wird, ein gemeinsames Projekt von Bundesärztekammer
und Deutschem Pflegerat ins Leben zu rufen mit dem Ziel, durch strukturierte
Überleitung die Patientenversorgung an den Schnittstellen Arzt/Pflege bzw.
stationäre/ambulante Versorgung zu optimieren. In den
Qualitätssicherungs-Gremien und in der „Deutschen Akademie für
Allgemeinmedizin“ wurde dieser Vorschlag am 14.11.2002 bzw. 14.12.2002
zustimmend beraten. Voraussetzung ist allerdings die finanzielle Förderung des
Vorhabens von dritter Seite; entsprechende Anfragen wurden getätigt.
Die
Geschäftsführung bemühte sich in 2001/2002 in einem weiteren Projekt intensiv
um die Vorbereitung eines Antrags beim Bundesministerium für Bildung und
Forschung, mit dem Mittel aus dem Förderprogramm der Bundesregierung „Neue
Medien in der beruflichen Bildung“ für ein e-learning Projekt für
Arzthelferinnen eingeworben werden sollen. Die Kammern begrüßen das Vorhaben;
vier Kammern sowie weitere Bildungsträger haben ihre Mitwirkung zugesagt. Ein
entsprechender Antrag wurde im Juli 2002 gestellt, jedoch wegen der
Hochwasser-Katastrophe vom August 2002 nicht genehmigt. Der Bescheid zu einem
neuen Antrag vom Januar 2003 liegt noch nicht vor.
„Interprofessionelle Kommunikation im
Krankenhaus – Maßnahmen zur Verbesserung von Patientenaufnahme, Visite und
Entlassung“ (InterKiK)
Die
Gremien beschäftigen sich seit 1995 verstärkt mit der pflegerischen Versorgung
in Deutschland sowie der Schnittstellenproblematik. Auf der Basis eines
Grundsatzpapiers von 1996 wurde als Ansatzpunkt eines gemeinsamen Projektes mit
den Pflegeverbänden zur Verbesserung der Kooperation die Schnittstellen und
Steuerungssituationen Aufnahme, Patientenvisite und Entlassung im Krankenhaus
ausgewählt, da diese ein erhebliches Potenzial zur Verbesserung einer
patientenorientierten Versorgung auf der Prozess- und Ergebnisebene bieten.
(Eine ausführliche Darstellung der Vorgeschichte findet sich im
Tätigkeitsbericht 2001/2002, S. 354 f.)
Eine
weitere Ausarbeitung des Vorhabens durch eine berufsübergreifend besetzte
Projektgruppe war Grundlage dafür, dass die Robert Bosch Stiftung 1997 eine
Projektplanungsstudie finanzierte.
Am
06.05.1999 wurde der Projektantrag beim BMG vom 21.09.1998 in Höhe von 633.000
DM positiv beschieden. Die Abteilung Medizinische Psychologie des
Universitätskrankenhauses Hamburg-Eppendorf und das Institut für
Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld wurden von den Initiatoren
(Bundesärztekammer, Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schwesternverbände und
Pflegeorganisationen, Bundesausschuss der Lehrerinnen und Lehrer für
Pflegeberufe, Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender Krankenpflegepersonen,
Berufsverband für Kinderkrankenschwestern und -pfleger, Deutscher Berufsverband
für Pflegeberufe) mit der Durchführung des Modellprojektes betraut. Die
Verbände begleiteten das Vorhaben durch einen Projektbeirat (Vorsitz: Dr.
Flenker, Mitglied der Qualitätssicherungs-Gremien; Geschäftsführung:
Bundesärztekammer), dem neben den o. g. Instituten als Gäste die beteiligten
Krankenhäuser, das BMG, der Projektträger und die Deutsche
Krankenhausgesellschaft angehörten.
Ziel
des Vorhabens war es, Methoden, Instrumente und Verfahren in Form konkreter
praxisnaher Hilfen für die Verbesserung der Kommunikation und Kooperation
zwischen Ärzten, Pflegenden und Patienten im Krankenhaus bei Aufnahme, Visite
und Entlassung zu entwickeln, die auf andere Akutkrankenhäuser transferierbar
sind und diesen ermöglicht, die einzelnen Schritte in Eigenarbeit und ohne
externe Begleitung durchzuführen.
Während
der von Mai 1999 bis Januar 2000 laufenden Vorphase in einem Hamburger
Krankenhaus wurde zunächst ein Instrumentarium weiter- bzw. neu entwickelt, das
Methoden des Basis Assessments, der Struktur- und Konzepterhebung, der
Patientendokumentation und der Messung von Patienten- und
Mitarbeiterzufriedenheit umfasst. In der sich der daran anschließenden
Hauptphase an den drei beteiligten Modellkrankenhäusern (jeweils in kommunaler,
kirchlicher und privater Trägerschaft) wurde das Instrumentarium an zwei
Erhebungszeitpunkten in den Krankenhäusern angewendet und evaluiert. In der
Zwischenzeit wurde durch Interventionen in den Häusern in Form von
Qualitätszirkeln, Kommunikationstraining u. s. f. ein Verbesserungsprozess bei
ausgewählten Defiziten eingeleitet.
Die
Forschungsinstitute haben zwei Zwischenberichte jeweils für den Zeitraum Mai
1999 bis April 2000 und Mai 2000 bis April 2001 vorgelegt. In sechs
Beiratssitzungen (im Berichtszeitraum am 25.02.2002 und am 23.01.2003) hat der
Projektbeirat den Prozess und die Ergebnisse kritisch begleitet.
Das
Projekt wurde nach dreijähriger Laufzeit im April 2002 erfolgreich
abgeschlossen; der Endbericht wurde im November 2002 veröffentlicht. Als
konkretes Ergebnis liegt nunmehr die so genannte InterKiK Toolbox vor, mit der
alle Instrumente, Maßnahmen und Umsetzungshilfen anwenderfreundlich und
kostengünstig in Form einer CD-ROM mit begleitenden Booklett zur Verfügung
gestellt werden. Damit soll die von Anfang an intendierte weite Verbreitung der
Ergebnisse ermöglicht werden. Dies wird insbesondere in den Krankenhäusern umso
leichter geschehen können, in denen bereits etablierte Strukturen eines
internen Qualitätsmanagements vorhanden sind. Hier stellt InterKiK zusätzlich differenziertes
Material z. B. für Audits zur Verfügung. InterKiK könnte somit beispielsweise
auch in gängigen Zertifizierungsverfahren wie KTQ zum Einsatz kommen. Aber auch
in Häusern, in denen QM-Systeme noch nicht existieren, kann InterKiK bei deren
Implementierung eine gute Hilfe darstellen.
Am
23.01.2003 wurden die Ergebnisse des Projektes in einem Pressegespräch
vorgestellt. Das Projekt hat bisher in der Fachöffentlichkeit eine positive
Resonanz gefunden. Der hier berufspolitisch erstmalig beschrittene Weg eines
gemeinsamen Projektes mit den Pflegeberufen auf Bundesebene sollte nach
Auffassung aller Beteiligten fortgeführt werden; die so genannte
„Überleitungsthematik“ (s. vorne) bietet sich hierfür besonders an.
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