35 „Wir setzen die gesunde Zukunft unserer Kinder aufs Spiel, wenn die Bundesregierung das Vorhaben nicht endlich anpackt und verbindliche Regelungen verankert“, erklärte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt anlässlich der Veröffentlichung des offenen Briefes des Bündnisses, den auch die BÄK unterzeichnet hat. Dem Bündnis gehören Organisationen, Verbände und Initiativen aus Medizin, Gesundheitsförderung, Wissenschaft, Verbraucherschutz sowie Kinder- und Jugendschutz an. Gemeinsames Ziel ist, dem Stillstand bei der Beschränkung von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet, vehement entgegenzutreten. Ungesunde, stark verarbeitete Lebensmittel und Getränke mit einem hohen Zucker-, Salz- oder Fettgehalt tragen zum Anstieg des Übergewichts in der Bevölkerung bei. Als eine Maßnahme zur Reduzierung des Konsums dieser Lebensmittel fordert die Bundesärztekammer seit Langem – unter der Federführung der beiden Vorsitzenden des Ausschusses „Public Health“, Dr. Gerald Quitterer und Dr. Klaus Reinhardt – gemeinsam mit anderen Ärzteorganisationen und Fachverbänden ein Verbot oder zumindest eine Einschränkung von an Kinder und Jugendliche gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel. Laut einer Studie der Universität Hamburg sehen mediennutzende Kinder zwischen drei und 13 Jahren durchschnittlich 15 Werbespots für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt pro Tag. Mehr als 90 Prozent der Lebensmittelwerbung, die Kinder in Internet und TV wahrnehmen, bewirbt Produkte wie Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten – mit steigernder Werbefrequenz. Tatsächlich hatte die Forderung nach Werbebeschränkungen im Jahr 2021 Eingang in den Koalitionsvertrag von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gefunden. Im Februar 2023 legte der vormalige Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir konkrete Umsetzungspläne vor. Er begründete seinen Entwurf eines Gesetzes zum Schutz von Kindern vor Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt (Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz – KWG) damit, dass Ernährungspräferenzen in hohem Maße im Kindesalter geprägt werden und Werbung einen maßgeblichen und vor allem auch langfristigen Einfluss gerade auf die Altersstufen unter 14 Jahren habe. Daher sei die Regulierung von Werbung gegenüber Kindern ein wichtiger Ansatzpunkt, um ernährungsmitbedingte Erkrankungen zu vermeiden. Der vorgelegte Gesetzentwurf fand in der Ärzteschaft, aber auch bei Verbraucherschützern, Ernährungs- und Kinderschutzorganisationen großen Anklang und wurde sogar als „großer Wurf“ bzw. „Meilenstein“ bezeichnet. Kritik kam innerhalb der Koalition von der FDP. Von Branchenverbänden der Lebensmittel- und Werbewirtschaft wurde massiv gegen das Vorhaben mobilisiert. Mit Erfolg: Das parlamentarische Verfahren wurde nicht eingeleitet. ■ © Pixavril/stock.adobe.com Ein breites Bündnis aus Organisationen, Verbänden und Initiativen aus Medizin, Gesundheitsförderung, Wissenschaft, Verbraucherschutz sowie Kinder- und Jugendschutz hat in einem offenen Brief an den vormaligen Bundeskanzler Olaf Scholz appelliert, das Gesetz zur Beschränkung von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder und Jugendliche richtet, konsequent und wirkungsvoll umzusetzen. Kinderschutz Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel endlich umsetzen
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