39 die Mitarbeitenden in dieser Zeit stark belastet waren und Großes für die Gesundheit der Bevölkerung geleistet hätten – vor allem angesichts äußerst knapper Ressourcen. Aufgrund der personellen Engpässe, die auch auf die jahrzehntelange Unterfinanzierung des ÖGD zurückzuführen seien, musste die Bundeswehr zur Amtshilfe und Unterstützung in den Gesundheitsämtern hinzugezogen werden. Die Bundespolitik reagierte seinerzeit auf diese angespannte und prekäre Situation und beschloss Ende September 2020 den „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“. Mit diesem stellt der Bund insgesamt vier Milliarden Euro bis Ende des Jahres 2026 zur Verbesserung der Personalsituation und für die Digitalisierung des ÖGD zur Verfügung. Der Pakt für den ÖGD habe sowohl personell als auch technisch bereits eine positive Wirkung gezeigt, betonte Dr. Kristina Böhm, die vormalige Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD), bei der Fachtagung. Darüber hinaus sei es für die vergleichsweise kleine Facharztgruppe der Ärztinnen und Ärzte im ÖGD dringend erforderlich, dass diese sich auch in den Berufsverbänden und (Landes-)Ärztekammern für ihre berufspolitischen Interessen stark machten, um bei den politisch Verantwortlichen Gehör zu finden. Zur Gewinnung von ärztlichem Nachwuchs sei es zudem notwendig, dass Praktika, Teile des Praktischen Jahres und Famulaturen auch im ÖGD absolviert werden könnten. Rahmenbedingungen im ÖGD nachhaltig verbessert Auch waren sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung einig, dass die Weiterfinanzierung und Verstetigung des „Pakts für den ÖGD“ über das Jahr 2026 hinaus elementar sei. Wie dies vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslage von Bund, Ländern und Kommunen gelingen könnte, war unter anderem Thema der Podiumsdiskussion mit dem vormaligen Präsidenten der Ärztekammer Nordrhein und Co-Vorsitzenden der BÄK- Arbeitsgruppe „Öffentlicher Gesundheitsdienst“, Rudolf Henke, dem Bundestagsabgeordneten Johannes Wagner (Bündnis 90/Die Grünen) sowie weiteren Expertinnen und Experten der kommunalen Ebene. Auch tauschten sich die Tagungsteilnehmende darüber aus, wie die Attraktivität des Berufsbildes „Arzt/Ärztin im ÖGD“ und die Rahmenbedingungen im ÖGD nachhaltig verbessert sowie eine tarifgerechte Bezahlung der im ÖGD tätigen Ärztinnen und Ärzte realisiert werden könnten. Einigkeit bestand darin, dass die multiprofessionellen Teams in den Gesundheitsämtern seit Jahren sehr erfolgreich zusammenarbeiten. Notwendig sei jedoch, dass die ärztliche Leitung der Gesundheitsämter aus Gründen der ärztlichen Schweigepflicht und Patientensicherheit erhalten bleibt. Auch sollten mehr Weiterbildungsmöglichkeiten geschaffen werden. Eine attraktive Weiterbildung zum Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen könne beispielsweise im Rahmen von Weiterbildungsverbünden gut umgesetzt werden. Hausärztliche Weiterbildungsverbünde könnten hierfür als erfolgreiches Praxisbeispiel dienen, bei dem sich Praxen, Kliniken und weitere medizinische Einrichtungen in einer Region zusammenschließen, um Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner sektorenübergreifend strukturiert weiterzubilden, wie Rudolf Henke berichtete. In der neuen Legislaturperiode des Bundestages wird sich die Bundesärztekammer auch weiterhin für die Absicherung eines krisenfesten ÖGD und die spezifischärztlichen Belange einsetzen. Die Weiterfinanzierung und Verstetigung des Pakts für den ÖGD stehen hierbei an erster Stelle. ■ „Der ÖGD muss resilienter werden, um so den künftigen Krisen – wie der Verschärfung sozialer Ungleichheit, dem Klimawandel und der befürchteten Zunahme von Epidemien – Stand halten zu können.“ Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer
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