Montgomery: „Ärzte sind sehr an kollegialem Austausch interessiert“
Berlin - Der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, hat zu internationaler Zusammenarbeit im Kampf gegen Gesundheitsgefahren aufgerufen. „Die Ebola-Katastrophe in Westafrika hat gezeigt, dass ein funktionierendes Gesundheitssystem das A und O zur Vermeidung von plötzlichen Ereignissen wie Epidemien ist“, sagte Montgomery in einem gemeinsamen Interview mit Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) im Deutschen Ärzteblatt (Heft 5/2017). Das von der Bundesregierung initiierte Kooperationsprojekt "Klinikpartnerschaften" zwischen Krankenhäusern in Deutschland und Gesundheitseinrichtungen in Entwicklungsländern sei ein wichtiger Schritt. „Wir sehen schon aus eigenem Interesse die Notwendigkeit, die Gesundheitssysteme dieser Länder zu stärken, indem wir Menschen aus- und weiterbilden, indem wir Ärzten, Pflege- und Verwaltungskräften Kenntnisse vermitteln.“ Außerdem brächten Klinikpartnerschaften ein zusätzliches Element ein: „menschliche Verbindung“.
Zusammen mit der Else Kröner-Fresenius-Stiftung finanziert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Partnerschaften zwischen deutschen Kliniken und Gesundheitseinrichtungen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dabei kommen unter anderem Mentoring-Programme und Peer-to-Peer-Verfahren zum Einsatz. Die Ebola-Krise in West-Afrika habe gezeigt, „dass wir vorsorgen und in den Bereich Gesundheit noch mehr investieren müssen“, sagte Minister Müller in dem Interview. Dafür stehen in den nächsten drei Jahren 4,6 Millionen Euro zur Verfügung. „In der ersten Bewerbungsrunde sind rund 80 Förderanträge für 38 Länder in Osteuropa, Mittel- und Südamerika sowie in Afrika und Asien eingegangen. Mein Ziel ist, dass jede Schwerpunktklinik in Deutschland eine Partnerklinik in einem Krisen- oder Entwicklungsland hat“, so Müller.
„Die Ärztinnen und Ärzte sind sehr an solchen Projekten interessiert“, versicherte Montgomery. „Ärzte sind den kollegialen Austausch gewohnt und hochgradig gewillt, sich zu vernetzen.“ Aber natürlich müssten auch die Klinikverwaltungen überzeugt werden. Montgomery und Müller hoben hervor, dass es bei dem Projekt um Partnerschaften auf Augenhöhe gehe. So könnten auch Ärzte aus Deutschland bei dem Austausch lernen. „Statt mit aufwendiger Technik arbeiten viele Kollegen aus diesen Ländern noch mit ihren fünf Sinnen, um Krankheiten zu erkennen“, sagte Montgomery. Über den fachlichen Standard dieser Kollegen könne man oft nur staunen. Viele seien sehr gut ausgebildet und leisteten hervorragende Arbeit. „Es ist beeindruckend, mit welch einfachen Methoden man dort den Menschen helfen kann.“
Interview im Wortlaut