Montgomery fordert Nachbesserungen am AMNOG
„Es geht nicht an, dass sich in einem sozial gebundenen System Firmen, die neue Medikamente entwickeln, über Gebühr bereichern.“ Das sagte Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus (7.5.2016). Der von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) angekündigte Schwellenwert für neue Arzneimittel löse das Problem nicht. „Wir plädieren dafür, die freie, ausschließlich am Marktorientierte Preisfestlegung im ersten Jahr nach der Markteinführung durch die Industrie abzuschaffen.“ Montgomery kündigte an, dass der 119. Deutsche Ärztetag im Mai in Hamburg über die Arzneimittelpreisbildung im Spannungsfeld zwischen Patientennutzen und Marktwirtschaft beraten wird.
Der BÄK-Präsident erneuerte seine Forderung nach einer Gesundheitskarte für alle Flüchtlinge. Die Ärzte wollten alle Menschen gleich behandeln, aber viele Kommunen zögen hier nicht mit. Es sei „zynisch“, zu behaupten, eine gute gesundheitliche Versorgung ziehe weitere Flüchtlinge an. „Die allermeisten kommen wegen der unerträglichen Lage in ihrer Heimat“, sagte Montgomery.
Im Kampf gegen den sich verschärfenden Ärztemangel forderte der Ärzte-Präsident die Politik zu einem konsequenteren Gegensteuern auf. „Am einfachsten wäre es, pro Jahr 1000 Medizinstudierende mehr zuzulassen“, so Montgomery. Außerdem müssten bei der Auswahl der Studierenden soziale Kompetenzen oder die Bereitschaft, auf dem Land und als Hausarzt zu arbeiten stärker berücksichtigt werden. „Wir brauchen nicht nur Ärzte, die Herzen transplantieren, sondern auch Menschen, die mit vollem Herzen dabei sind.“ Als „unsozial“ bezeichnete Montgomery den Versuch reicher Länder, ihren Fachkräftemangel durch Zuwanderung aus ärmeren Volkswirtschaften abzumildern.