Montgomery: „Wir werden der EU genau auf die Finger schauen“

Europa

Berlin - Die gesundheitspolitischen Auswirkungen des Brexit, die grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung und der Zugang zu Gesundheitsleistungen –diesen und weiteren Herausforderungen will sich Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery als neuer Präsident des Ständigen Ausschusses der Ärzte der Europäischen Union (CPME) widmen. Montgomery, der auch Präsident der Bundesärztekammer ist, wird sein Amt beim CPME zum 1. Januar 2019 antreten. Er vertritt dann die Interessen der europäischen Ärztinnen und Ärzte gegenüber der Europäischen Kommission und dem Europaparlament für die nächsten drei Jahre.

In einem Interview mit der Ärztezeitung (21.11.2018) kritisierte Montgomery die wiederholten Eingriffe der EU in die nationalen Gesundheitssysteme. „Wir werden den EU-Institutionen daher ganz genau auf die Finger schauen“, kündigte Montgomery an. Der Binnenmarkt dürfe nicht als Argument missbraucht werden, um die Autonomie der Mitgliedsstaaten auf dem Gebiet der medizinischen Versorgung einzuschränken.

Als „Schicksalswahlen“ bezeichnete Montgomery die Wahlen zum Europäischen Parlament im Mai 2019. Die Ärzteschaft hoffe auf ein „starkes, am Allgemeinwohl orientiertes EU-Parlament und eine EU-Kommission, der die Gesundheit der Bürger wichtiger ist als die Gewinninteressen der Industrie“. Die europäischen Gesundheitspolitiker rief er zur Konzentration auf ihre Kernaufgaben auf: „Mehr Mobilität für Patienten und Ärzte, leichterer Zugang zur medizinischen Versorgung sowie Förderung von Forschung und Innovation.“ Unter diesen Voraussetzungen sei die Ärzteschaft zu einer engen Zusammenarbeit bereit.
Wichtig sei es, „auch nach dem Brexit sichere Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte zu gewährleisten“, sagte Montgomery. Ohne die europäischen Ärzte bräche die medizinische Versorgung im Vereinigten Königreich zusammen. „Das wäre eine Katastrophe, und die gilt es im Sinne der Patienten zu verhindern.“