Baden-Württemberg: Südwest-Ärzteschaft zum Umgang mit der eigenen Gesundheit in der Pandemie

Trotz Corona: „Besonnenheit statt Panik“, rät Ärztepräsident Dr. Miller
Baden-Württemberg

Stuttgart - Die Landesärztekammer Baden-Württemberg lobt die Bürgerinnen und Bürger im Südwesten für ihren bisherigen Umgang mit den Belastungen und Einschränkungen während der Corona-Pandemie. Gleichzeitig ruft sie auch weiterhin zu einem verantwortungsvollen Umgang mit gesundheitlichen Themen auf und sensibilisiert gerade chronisch Kranke für Aufmerksamkeit gegenüber der Corona-Ansteckungsgefahr.

„Nach wie vor gilt: Besonnenheit statt Panik“, sagt Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer. „Selbstverständlich muss die aktuelle Corona-Situation im Land weiterhin sehr ernstgenommen werden. Es ist wichtig, dass alle Bürgerinnen und Bürger und vor allem alle Patienten stets mit Bedacht handeln und auf sich und andere achtgeben.“ Mit Blick auf die teils angespannte Lage im Gesundheitssektor bittet Dr. Miller: „Man sollte auch Verständnis zeigen, wenn es manchmal an der ein oder anderen Stelle im Praxis- und Klinikbetrieb etwas Zeit braucht.“

Die ganz überwiegende Mehrzahl der Menschen verhalte sich mit eben jener Umsicht und Rücksicht gegenüber anderen, betont Dr. Miller. Es werde jedoch von Einzelnen berichtet, die dem medizinischen Personal in Praxis oder Klinik mit Ungeduld und/oder Aggression begegnen – etwa, wenn sie unverzüglich einen Corona-Testabstrich fordern und sich selbst als Corona-Notfall einstufen, wenn Testergebnisse auf sich warten lassen oder wenn andere Patienten vor ihnen zur Behandlung aufgerufen werden. „Bei allem Verständnis für die subjektiv als bedrohlich empfundene Lage: Vieles ist aufwändiger und dauert etwas länger unter Coronabedingungen, auch in der medizinischen Versorgung“, so Dr. Miller.

Der Kammerpräsident wirbt stattdessen dafür, dem im Verlauf der Pandemie gewachsenen Erfahrungsschatz der Ärzteschaft sowie ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu vertrauen: Praxis- und Behandlungsabläufe seien eingespielt, Ärztinnen und Ärzte hätten Routine bei der Patientensteuerung und bei der Priorisierung von Patienten entwickelt. Selbstverständlich seien die Teams in den Arztpraxen und Kliniken bestens darin geübt, Notfälle zu erkennen und schnell Behandlungsmaßnahmen einzuleiten. „Die Patientinnen und Patienten können sicher sein, dass sich alle Beteiligten bestmöglich und mit höchsten Qualitätsansprüchen um die Behandlung der Menschen kümmern“, versichert Dr. Miller.

Gleichzeitig weist der Kammerpräsident auf die seit Monaten anhaltende starke Beanspruchung der Ärztinnen und Ärzte, der Medizinischen Fachangestellten und der Pflegeteams hin. In den Praxen und Kliniken arbeite man teils an der Belastungsgrenze, um die Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten. Dazu kämen beispielsweise noch Hygiene- und Abstandskonzepte, die zum Eigen- und Patientenschutz kontinuierlich überarbeitet und überwacht werden müssten, sowie das Organisieren und Verwalten der medizinischen Schutzausrüstung. Dies alles binde Kapazitäten, sagt der Kammerpräsident. Wenn es gelegentlich zu Verzögerungen im Ablauf oder Wartezeiten komme, sei das der fordernden Situation geschuldet, die alle gleichermaßen in Beschlag nehme.

Wie nun vernünftig mit der eigenen Gesundheit in Corona-Zeiten umgehen? Die Ärztekammer weist darauf hin, dass Patienten nach wie vor Untersuchungen und Behandlungen nicht ohne Rücksprache verschieben oder gar absagen sollten. In vielen Fällen bietet es sich an, im Vorfeld des Termins in der Praxis oder in der Klinik anzurufen. So kann zusammen ausgelotet werden, ob der Arztbesuch wahrgenommen werden soll und was beachtet werden muss. Aktuell sollten die Bevölkerung und insbesondere chronisch Kranke auch Erkältungssymptome nicht ignorieren, sondern zunächst die Hausarztpraxis anrufen, um weitere Schritte zu klären.

Die Landesärztekammer rät außerdem eindringlich dazu, sich mit dem Thema Impfung gegen das Coronavirus zu beschäftigen – die aktuelle Lage lässt darauf hoffen, dass in absehbarer Zeit Impfstoffe gegen das Virus zur Verfügung stehen und mit der schrittweisen Immunisierung der Bevölkerung begonnen werden kann. Impfungen seien medizinisch gesehen ein Segen und gehörten zu den effektivsten Waffen der modernen Medizin, betont Kammerpräsident Dr. Miller: „Impfstoffe sind grundsätzlich sehr sicher, wirksam und gut verträglich. Wir sehnen daher den Impfstoff gegen das Coronavirus herbei, denn er kann viel dazu beitragen, die Pandemie einzudämmen und gerade auch Risikogruppen vor schweren Krankheitsverläufen zu schützen.“

Auf der anderen Seite distanziert sich die Landesärztekammer von all jenen, die die Gefahren der Corona-Pandemie herunterspielen, sie leugnen oder in Verschwörungstheorien einbetten. „Für die ganz überwiegende Mehrzahl der über 70.000 Ärztinnen und Ärzte im Land sind derartige Aussagen eine Zumutung“, stellt Dr. Miller klar.

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