Bremen: Ärztekammer: Regelmäßige Testungen sinnvoll für wissenschaftlich fundierte Exitstrategie

Zahl der Corona-Infektionen besser differenzieren

Bremen - Die Ärztekammer Bremen fordert eine differenziertere Berichterstattung über die Zahl der Corona-Infektionen: „Dass die Zahl der irgendwann schon einmal Infizierten immer weiter ansteigt, liegt auf der Hand und ist wenig aussagekräftig“, sagt Dr. Heidrun Gitter, die Präsidentin der Ärztekammer. „Viel relevanter ist aber die deutlich ansteigende Zahl der schon Genesenen, die von der Gesamtzahl abgezogen werden muss. Nur so haben wir eine echte Zahl der COVID-19-Kranken.“

Die neuesten Zahlen der John-Hopkins-Universität zeigen, dass Deutschland in der Relation der Infektionen zu den Genesenen eine gute Position einnimmt. Derzeit komme auf die Gesamtzahl der nachgewiesen Infizierten fast ein Drittel schon Genesener – mit steigender Tendenz, so Gitter: „Ich leite daraus ab, dass die Neuinfektionskurve bei uns flacher verläuft als anderswo. Diese Info ist sehr relevant für die Prognose hinsichtlich der prospektiven Belastung des Gesundheitssystems und auch für Überlegungen zur schrittweisen Aufhebung der jetzigen Einschränkungen. Sie muss daher viel stärker transportiert werden.

"Um wissenschaftlich fundiert Änderungen der Schutzmaßnahmen einzuleiten, sei es zudem notwendig, bessere Informationen über die Durchseuchung der Bevölkerung zu haben, so Gitter: „Wenn man die Dunkelziffer der Infektionen kennt, kann man die tatsächliche Gefährdung und Durchseuchung der Bevölkerung viel besser abschätzen, um so zu einer sinnvollen Präventionsstrategie zu kommen.“ Sie schlägt ein „Pooling“ der Proben vor, um schnell und ressourcenschonend zu Ergebnissen zu kommen. Dabei testet man mehrere Proben zusammen. Wenn der Test für beispielsweise zehn Proben negativ ist, dann kann man zehn Probanden zugleich als negativ bewerten. Einzeln muss man dann nur schauen, wenn in der gepoolten Testung ein positives Ergebnis ist.

Im Zuge dessen spricht sich Heidrun Gitter für regelmäßige und wiederholte Testungen von medizinischem Personal aus. „Knapp die Hälfte der Ansteckungen passiert zu einem Zeitpunkt, zu dem die ansteckendePerson noch keine Symptome hat“, sagt sie. „Daher ist bei jetzt relevantem Ansteckungsrisiko die Kenntnis über eine Infektion basierend auf Tests wichtig, um der Weitergabe der Infektion vorzubeugen – besonders dort, wo Menschen anderen Menschen mit besonderen Risiken besonders nahe kommen müssen.“

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