Tätigkeitsbericht 2022

20 Corona-Pandemie Kindeswohl stärker im Blick behalten Der 126. Deutsche Ärztetag in Bremen hatte sich in einem Schwerpunktthema ausführlich mit den Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche befasst. In seiner Eröffnungsrede zum Ärztetag betonte BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt: „Kinder und Jugendliche haben während der Corona-Pandemie eine besondere Last zu tragen, obwohl bei ihnen eine COVID-19-Infektion meist sehr mild verläuft.“ (1) „Die Schulschließungen waren für die meisten Kinder toxisch“, führte Prof. Dr. Dr. Martin Holtmann von der LWL-Universitätsklinik Hamm in Bezug auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen aus. (2) Insbesondere Heranwachsende aus sozioökonomisch prekären Verhältnissen und psychisch erkrankte Kinder seien von den Corona- Maßnahmen betroffen gewesen. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die unter Depressionen, Essstörungen, Angst- und Zwangserkrankungen litten, habe sich erhöht. Dr. Annic Weyersberg von der Universitätsklinik Köln verdeutlichte, dass die Schul- und Kitaschließungen zu Bildungsdefiziten und zu späteren Einkommensverlusten bei Kindern und Jugendlichen führen können. Die Entscheidungsgründe, die zu einer Aktualisierung der Corona-Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis elf Jahren geführt hatten, erläuterte Prof. Dr. Fred Zepp, Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO). Nach umfassender Prüfung der Studienlage seien die Risiken durch die Infektion höher als die Risiken von Nebenwirkungen durch die Impfung eingeschätzt worden. Die COVID19-Impfstoffe bei Kindern und Jugendlichen seien wirksam und könnten das „Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome“ (PIMS) und Long-COVID verhindern. Zusammenfassend hatte der 126. Deutsche Ärztetag gefordert, bei allen künftigen Maßnahmen der Pandemiebekämpfung das Wohl von Kindern und Jugendlichen ganzheitlich zu berücksichtigen. (3) Pandemiebedingte Schließungen von Kitas und Schulen sollten künftig nur noch in extremen Krisensituationen in Erwägung gezogen werden. Weitere Forderungen waren, bessere Hygiene- und Schutzmaßnahmen für diese Bereiche, eine Stärkung der Netzwerkarbeit zwischen Kinder- und Jugendmedizin, Psychiatrie und -psychotherapie, Schule, Schulsozialarbeit und Jugendamt sowie Öffentlichem Gesundheitsdienst (ÖGD) auf Landes- und kommunaler Ebene und eine personelle und finanzielle Stärkung der STIKO. Darüber hinaus müsse die stationäre und ambulante Versorgungssituation in der Kinder- und Jugendmedizin, -psychotherapie und -psychiatrie sowie des sozialpädiatrischen Bereichs verbessert werden. ■ © 24K-Production/stock.adobe.com (1) www.baek.de/tb22/126daet (2) https://kurzelinks.de/rkaw (3) https://kurzelinks.de/ckcq

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