Neuen Bewertungs- und Prognoseindex zur Einschätzung der Pandemielage etablieren
Berlin - Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt hält Einschränkungen für Ungeimpfte für gerechtfertigt – allerdings nur, wenn eine Überlastung das Gesundheitswesens durch steigende Infektionszahlen und eine wachsende Zahl schwerer Krankheitsverläufe drohe. Maßgeblich müsse die Sicherstellung der stationären Versorgung von Covid-19-Erkrankten aber auch von anderen Patientinnen und Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen sein. „Es darf nicht um Drohkulissen und Strafmaßnahmen für Impfunwillige gehen, sondern allein darum, eine erneute Dauerbelastung unseres Gesundheitswesens zu verhindern“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (08.08.2021). „Alles andere wäre nur Wasser auf die Mühlen der Impfgegner.“
Angesichts der wachsenden Impfquote bekräftigt Reinhardt zudem seine Forderung, die Infektionszahlen nicht mehr als alleinigen Indikator zur Einschätzung der Pandemielage zugrunde zu legen. Erfahrungen aus anderen Ländern mit hoher Impfquote zeigten, dass zunehmende Infektionszahlen nicht zwangsläufig zu einem Anstieg von schweren Verläufen führen. Je mehr Menschen geimpft seien, vor allem aus den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen, desto größer sei der Schutz vor schweren Verläufen. „Notwendig ist ein deutlich komplexerer Bewertungs- und Prognoseindex, in dem neben der Zahl der Neuinfektionen vor allem die Hospitalisierungsrate, die Impfquote und die Altersstruktur der Infizierten einfließen müssen“, mahnte Reinhardt. Der Pandemierat der Bundesärztekammer habe der Politik hierzu bereits Vorschläge unterbreitet. Bund und Länder müssten sie nur aufgreifen.