„Wichtig ist, dass jede/r eine Entscheidung trifft“
Hannover - 84 Prozent der deutschen Bevölkerung stehen dem Thema Organspende positiv gegenüber. Das hat eine aktuelle Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ergeben. Trotzdem sind die Organspendezahlen in diesem Frühjahr eingebrochen, nachdem sie in den ersten beiden Jahren der COVID-19-Pandemie relativ konstant geblieben waren: Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) meldete für das erste Quartal 2022 einen massiven Einbruch von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Es sei möglich, dass die Omikronwelle und der verstärkte Personalausfall in den Kliniken den enormen Rückgang der Spenden mit verursacht hätten, räumt Dr. med. Marion Charlotte Renneberg, Vizepräsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, anlässlich des diesjährigen Tags der Organspende am 4. Juni 2022 ein.
„Es ist der Tag, an dem die bewegenden Schicksale der Menschen und deren Angehörigen im Blickpunkt stehen, die Organe gespendet haben, oder denen mit einer Organspende ein neues Leben geschenkt wurde“, sagt Renneberg, die als niedergelassene Hausärztin Menschen betreut, die dringend ein Organ benötigen, oder die bereits ein gespendetes Organ erhalten haben.
Wichtig sei es, sich frühzeitig mit dem sensiblen Thema einer Organspende zu befassen, sich zu informieren und eine persönliche Entscheidung zu treffen. Eine Organentnahme ist in Deutschland nur dann möglich, wenn die verstorbene Person zu Lebzeiten einer Entnahme zugestimmt hat, oder, sofern keine Entscheidung getroffen wurde, stellvertretend die nächsten Angehörigen eine Zustimmung erteilen. So sind es in den meisten Fällen die Angehörigen, die um eine Entscheidung zur Organspende gebeten werden, und das in einer emotional hoch belastenden Situation. „Ich möchte ermutigen, in der Familie, mit Freunden, oder auch mit Ärzt/innen des Vertrauens über das Thema zu sprechen, um eine Entscheidung zu treffen, und diese dann zu dokumentieren, z.B. in einem Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung. Eine selbstbestimmte Entscheidung schafft Klarheit auch für die Angehörigen.