Thüringen: Medizinische Fortbildungstage Thüringen eröffnet: Ärzte und Medizinische Fachberufe tagen in Erfurt - Forderungen nach Optimierung des Pandemiemanagements und der Krisenreaktionsfähigkeit

Gemeinsame Presse-Information von Landesärztekammer Thüringen, Kassenärztlicher Vereinigung Thüringen, Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen und Verband Leitender Krankenhausärzte Thüringen

Jena/Weimar - Die von Landesärztekammer und Kassenärztlicher Vereinigung, Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen und dem Verband Leitender Krankenhausärzte gemeinsam veranstalteten Medizinischen Fortbildungstage Thüringen (MFTT) im Kaisersaal in Erfurt sind in einer coronakonformen Variante erfolgreich gestartet. „Die Veranstalter beschreiten in diesem Jahr Neuland, indem sowohl Präsenz-, Hybrid- als auch reine Online-Angebote stattfinden. Sie sind zunächst der Pandemie geschuldet, ermöglichen aber die verstärkte Einbindung hochkarätiger Referenten und erschließen einen breiteren Teilnehmerkreis. Wir sind gespannt auf die Resonanz dieser neuen Formate“, so Tagungspräsident PD Dr. Ulrich Wedding.

Fachkongress für alle Gesundheitsberufe
Die Medizinischen Fortbildungstage Thüringen sind der größte interdisziplinäre Fortbildungskongress in unserem Bundesland. Bereits zum siebten Mal stehen für Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Medizinische Fachangestellte und Medizinisch Technische Assistentinnen/en (MTA) vom 2. bis zum 5. Juni im Erfurter Kaisersaal wieder vier Tage intensive, sponsorenfreie Fortbildung mit einer Vielzahl von Seminaren und Kursen auf dem Programm. Dazu gehören zeitaktuelle Themen wie Erfahrungen der Pandemie, Klima und Gesundheit – gemeinsam mit den anderen

Heilberufekammern in Thüringen, Umgang mit Sterbewünschen, aber auch Klassiker wie Update Hygiene, Update Organspende, Wundmanagement, aktuelle Entwicklungen in der Arzneimitteltherapie, Strahlenschutz, Grenzen der Fixierung und die gemeinsame Betreuung von onkologischen Patienten durch Haus- und Fachärzte. Ein spezieller Programmpunkt richtet sich wieder an junge Kolleginnen und Kollegen. In einem Workshop werden außergewöhnliche Fälle aus dem ärztlichen Alltag von Kollegen für Kollegen präsentiert, ebenso gibt es ein Angebot zum Umgang mit Fehlern.

Dem Problem Corona widmen sich sogar drei Veranstaltungen. So befasst sich neben dem Update Hygiene die gemeinsame Fortbildungsveranstaltung von Landesärztekammer und Kassenärztlicher Vereinigung mit der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft u. a. mit „Covid-19: Was wissen wir zur medikamentösen Therapie und zu den Impfstoffen gegen SARS-CoV-2?“ Ein kompletter Fortbildungstag der MFTT steht unter wissenschaftlicher Leitung von Professor Dr. Mathias Pletz unter dem Motto „Ein Jahr mit COVID-19. Wo stehen wir heute?“.

Landesärztekammer, Kassenärztliche Vereinigung, Landeskrankenhausgesellschaft und Verband Leitender Krankenhausärzte beziehen Position zum Pandemiemanagement – Optimierung notwendig

Zur Eröffnung der Medizinischen Fortbildungstage haben die ärztlichen Körperschaften und Verbände – Landesärztekammer, Kassenärztliche Vereinigung sowie der Verband Leitender Krankenhausärzte Thüringen – Position zu den Erfahrungen der Corona-Pandemie bezogen. „Mit der Corona-Pandemie sind wir vor die größte Herausforderung der letzten Jahrzehnte gestellt worden. Dabei haben die leistungsstarken ambulanten und stationären Strukturen sowie der beispiellose Einsatz von Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften und Medizinischen Fachangestellten die drohende Belastung unseres Gesundheitswesens verhindert. Zugleich haben die Erfahrungen aber auch gezeigt, dass das Pandemiemanagement und die Krisenreaktionsfähigkeit für die Zukunft optimiert werden müssen. Nach der Pandemie ist vor der Pandemie und dafür müssen wir gerüstet sein“, sind sich die Verbandsvertreter alle einig. Neben der Schaffung von Reserven für Medizinprodukte und Arzneimittel sowie der Etablierung verbindlicher einheitlicher Strukturen zur Krisenkoordinierung fordert die Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen, Dr. Ellen Lundershausen, erneut die Stärkung des Öffentlichen Gesundheitswesens. „Die Amtsärztinnen und Amtsärzte haben in der Corona-Pandemie eine Schlüsselrolle eingenommen. Unbedingt ist die ärztliche Leitung aller Gesundheitsämter zu gewährleisten. Zur dringend notwendigen personellen Aufstockung müssen Anreize für Ärztinnen und Ärzte geschaffen werden, im Öffentlichen Gesundheitswesen tätig zu werden. Dazu gehört unbedingt auch die arztspezifische Vergütung – eine Schlechterstellung dieser Arztgruppe ist nicht hinnehmbar.“

Mit Blick auf die Thüringer Krankenhauslandschaft gehören zu den Lehren aus der Pandemie nach Auffassung der Vorstandsvorsitzenden der Landeskrankenhausgesellschaft, Dr. Gundula Werner, insbesondere auch die folgenden Aspekte: „Das mehrstufige System der Krankenhausplanung hat sich auch in der Pandemie bewährt und sollte beibehalten werden. Darüber hinaus verdienen die Thüringer Krankenhäuser und insbesondere ihre Beschäftigten Anerkennung und Wertschätzung. Dazu gehören attraktive Arbeitsplätze, gute Ausbildungsbedingungen, aber auch der Abbau der ‚Misstrauenskultur‘“.

Ganz spezifisch aufgrund seiner Erfahrungen und Erkenntnisse während der Pandemie fordert Dr. Frank Lange vom Verband Leitender Krankenhausärzte Thüringen: „Bei der zukünftigen Krankenhausplanung müssen die Schaffung und Vorhaltung von Isolier- bzw. Infektionseinheiten sowie von schnell erweiterbaren Intensiveinheiten unbedingt Berücksichtigung finden“.

Zum Abschluss schlägt Dr. Annette Rommel, erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, mit ihren Erfahrungen wieder den Bogen zu den eröffneten Medizinischen Fortbildungstagen: „Nach einer anfänglich verminderten Inanspruchnahme durch die Patienten sind die Praxen jetzt wieder gut gefüllt. Zur täglichen ambulanten Versorgung gehört mehr als Corona. Die Pandemie verdeutlicht indes die Bedeutung der kontinuierlichen Fortbildung, um unsere Patienten jetzt und in Zukunft optimal versorgen zu können.“

Das vollständige Kongressprogramm ist unter www.medizinische-fortbildungstage.org einsehbar.