Reinhardt: Jetzt schon an Grippesaison denken

Berlin - "Hochaufmerksam" müsse man aufgrund des Anstiegs der Corona-Fallzahlen sein, überraschend komme diese Entwicklung aber nicht. So kommentiert Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt die aktuelle Pandemie-Lage in der Passauer Neuen Presse (13.08.2020). Ursächlich seien die ferienbedingt erhöhte Mobilität, deutlich gestiegene Test-Zahlen und gelockerte Corona-Beschränkungen. Eine Überforderung des Gesundheitswesens sieht Reinhardt derzeit nicht. „Mit diesen Zahlen und mit dieser Entwicklung können wir umgehen“, sagte er.

Handlungsbedarf sieht der BÄK-Präsident mit Blick auf die kommende Grippesaison. „Man muss die Frage stellen, was wir im Herbst und im Winter machen, wenn die Zahl der saisonbedingten Infekte wieder ansteigt. Wenn wir bei jedem, der Fieber oder Husten hat, an Corona denken müssen. Wir werden in den Praxen die notwendigen organisatorischen Vorbereitungen treffen müssen.“ Ebenso sieht er die Länder beim Aufbau von Testzentren gefordert. „Das muss jetzt organisiert werden“, mahnte Reinhardt.

Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk (13.08.2020) forderte er darüber hinaus, die Gesundheitsämter personell und strukturell deutlich besser auszustatten: „Wir haben in den letzten zwanzig Jahren den Öffentlichen Gesundheitsdienst kaputtgespart. Das rächt sich jetzt.“

Vor dem Hintergrund erster Corona-Fälle an Schulen bekräftigte Reinhardt seine Forderung nach einem pragmatischen Vorgehen. Betroffene Kurse und Klassen sollten für eine Woche in Quarantäne gehen, sagte der dem Berliner Hörfunksender radioeins (13.08.2020). Allerdings dürfe nicht der Schulbetrieb als solcher in Frage gestellt werden. „Ich finde, dass wir trotz aller Problematik, die die Pandemie für uns bedeutet, den Schülern und Heranwachsenden gegenüber verpflichtet sind, sie zu unterrichten und einen strukturierten Schulalltag anzubieten.“