Baden-Württemberg: Corona zur Ferienmitte: Ärzteschaft ruft zur Umsicht und Mithilfe auf

Steigende Infektionszahlen in Baden-Württemberg
Baden-Württemberg

Stuttgart - Zur Mitte der Sommerferien steigen in Baden-Württemberg die Corona-Ansteckungsraten. Die Ärzteschaft ruft daher zur Umsicht auf und warnt vor Sorglosigkeit im Umgang mit dem Virus: „Jeder Einzelne ist gefordert, das Infektionsgeschehen durch vernünftiges und besonnenes Verhalten mit einzudämmen“, sagt Landesärztekammer-Präsident Dr. Wolfgang Miller. „Je mehr Bürgerinnen und Bürger sich in diesem Sinne beteiligen, desto eher können wir die zweite Corona-Welle schon während ihrer Entstehung effektiv bekämpfen.“

Gerade in der Ferien- und Sommerzeit steigt die Mobilität und damit die Wahrscheinlichkeit, dass Reiserückkehrer das Coronavirus von ihren Urlaubsorten ins Land bringen. Zusätzlich führen sommerliche Temperaturen die Menschen beispielsweise bei Partys und Festen zusammen, ganz zu schweigen von stark frequentierten Badeseen, Liegewiesen und Biergärten. „Es besteht die Gefahr, dass sich das Coronavirus durch die geänderten Umstände stärker und ungehemmter ausbreitet“, warnt Dr. Miller.

Das Virus nutze alle Möglichkeiten der Verbreitung. Die Ärzteschaft beobachte zudem eine wachsende Sorglosigkeit in der Bevölkerung, was Abstand halten, das Tragen der Mund-Nase-Bedeckung sowie das Beschränken von sozialen Kontakten angehe, so der Kammerpräsident. Eine gewisse Corona-Müdigkeit sei verständlich und menschlich – „aber anders als wir macht Corona keinen Urlaub. Alle müssen mit anpacken, wenn wir das Virus weiter in Schach halten und eine mögliche zweite Infektionswelle flach halten wollen.“

Mit anpacken – aber wie? Dies sei auf verschiedenen Wegen möglich, verdeutlicht Dr. Miller. Dazu gehöre beispielsweise, mögliche Corona-Symptome wie Fieber, Husten, Müdigkeit aber auch Atembeschwerden beziehungsweise Kurzatmigkeit, Schmerzen oder Druckgefühl im Brustbereich sowie Verlust der Sprach- oder Bewegungsfähigkeit nicht zu ignorieren, sondern telefonisch die Hausärztin oder den Hausarzt zu kontaktieren und das weitere Vorgehen zu besprechen. Reiserückkehrer, die sich haben testen lassen, sollten sich vor Augen führen, dass Testen allein nicht ausreicht. „Wichtig ist, bis zum Vorliegen des Testergebnisses seine sozialen Kontakte zu beschränken, um nicht ungewollt und unbemerkt weitere Menschen anzustecken“, so der Appell des Kammerpräsidenten. Die erste Woche ab der Infektion sei für die Weiterverbreitung des Virus entscheidend. Wer in dieser Phase aufpasse und Kontakte geringhalte, könne viel für den Eigen- und Fremdschutz tun. Im Alltag gelte darüber hinaus nach wie vor die sogenannte AHA-Regel: Abstand, Hygiene, Alltagsmaske.

„Die Ärzteschaft in Baden-Württemberg hat entscheidend dazu beigetragen, die bisherige Krise zu meistern. Wir sind auch weiterhin mit vollem Einsatz dabei“, betont Dr. Miller. Neben der Behandlung der COVID-19-Patienten in Praxen und Kliniken hätten sich die Ärztinnen und Ärzte auch außerhalb der Regelversorgung schon am Anfang der ersten Welle in Abstrichzentren, Fieberambulanzen und in der Beratung der Infizierten aktiv beteiligt. „Viele Ärztinnen und Ärzte stehen jetzt wieder in den Corona-Abstrichstellen und -Teststationen bereit, um insbesondere Reiserückkehrer aus Risikogebieten zu testen“, betont der Kammerpräsident.

Damit hat sich aktuell der Personal-Pool der Ärztekammer einmal mehr sehr bewährt. Bereits im Frühjahr hatte die Landesärztekammer unter anderem Ärztinnen und Ärzte außerhalb der Regelversorgung angeschrieben, um sie für die Mithilfe bei der Krisenbewältigung zu gewinnen – über 2.000 von ihnen stellten sich daraufhin zur Verfügung, um vor Ort in den Landkreisen Engpässe zu beheben und die Patientenversorgung zu sichern. Darüber hinaus bat die Kammer unter anderem medizinische Fachangestellte um Unterstützung, vermittelte qualifizierte Ärztinnen und Ärzte für eine Hotline für Menschen mit psychischen Problemen und passte unbürokratisch die Berufsordnung an, um Ärztinnen und Ärzten Rechtssicherheit in puncto Telemedizin zu geben. Dies alles geschah in engem Austausch mit den anderen Akteuren im Gesundheitssektor und wird auch künftig fortgesetzt: „Egal, ob in Praxen und Krankenhäusern, an Autobahnraststätten, an Flughäfen und Bahnhöfen – wir Ärztinnen und Ärzte sind bereit und helfen, wo wir können“, sagt Dr. Miller.

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