Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen bei der Bundesärztekammer

Die vom Vorstand der Bundesärztekammer gegründete Konferenz mit derzeit 41 Mitgliedsverbänden trat erstmals im April 1989 zusammen.

Ziel dieser ständigen Einrichtung, die bisher ein- bis zweimal jährlich getagt hat, ist es, die gegenseitige Information zu verbessern, zur Klärung des Selbstverständnisses beizutragen und in dem sich auseinanderentwickelnden Feld der Gesundheitsberufe im Interesse der Patientinnen und Patienten die interprofessionelle Zusammenarbeit zu verbessern, die sektorenübergreifende Versorgung zu fördern und die negativen Effekte der sogenannten Schnittstellen zu minimieren.

In ihrer Gründungssitzung 1989 wurden von der Konferenz "10 Thesen zur Kooperation der Berufe im Gesundheitswesen" beschlossen.


  • 35. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen

    Expertinnen und Experten diskutieren Bedeutung der interprofessionellen Zusammenarbeit für die Gesundheitsfachberufe

    30.03.2023

    Wie kann die Zusammenarbeit zwischen allen an der Patientenversorgung beteiligten Berufsgruppen weiter verbessert werden? Wer macht sinnvollerweise was an welcher Stelle des Versorgungsprozesses? Wie soll künftig die Aufgaben- und Rollenverteilung zwischen den im Gesundheitswesen tätigen Berufsgruppen ausgestaltet werden, um den wachsenden Herausforderungen gemeinsam begegnen zu können? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die 35. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen bei der Bundesärztekammer.

    „Die Gesundheitsversorgung sieht sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Dazu gehört das sich wandelnde Krankheitsspektrum, weg vom akuten hin zum komplexen, chronischen Krankheitsgeschehen“, betonte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, in seinem Grußwort. Der Fortschritt der modernen Medizin führe zu einem enormen Wissenszuwachs und einer zunehmenden Spezialisierung aller Disziplinen des Gesundheitswesens. Dies ermögliche zwar einerseits eine immer hochwertigere Versorgung, führe aber andererseits zu einem vermehrten Abstimmungsbedarf zwischen den verschiedenen Berufsgruppen.

    „Die weiter zunehmende Komplexität der Versorgung erfordert daher eine stärkere Vernetzung und hierfür notwendige berufsübergreifende Versorgungskonzepte“, betonte Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Vorsitzende der Fachberufekonferenz. Dafür sei insbesondere „ein regelhafter Austausch zwischen den an der Behandlung und Betreuung der Patientinnen und Patienten beteiligten Berufsgruppen sicherzustellen und der hierfür erforderliche Aufwand zu finanzieren“, so Lundershausen.

    Prof. Dr. Dr. Andreas Büscher von der Hochschule Osnabrück zeigte in seinem Vortrag auf, dass die Berufe im Gesundheitswesen über sehr hohe Kompetenzen verfügen, die in der alltäglichen Versorgungspraxis besser genutzt werden sollten. „Beispiele gelingender interprofessioneller Kooperation sind vorhanden, ihr Ausbau bedarf des gegenseitigen Zuhörens und Verstehens“, so der Pflegewissenschaftler.

    „Es braucht Brücken für interprofessionelles Lernen sowie für koordiniertes und kooperatives Arbeiten der Professionellen in der Praxis“, appellierte die an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin lehrende Prof. Dr. Heidi Höppner. Dies sei die „Herausforderung der Stunde“. Die Potentiale der Gesundheitsfachleute mit hochschulischer Qualifikation stünden zur Verfügung, jedoch würden sie aufgrund der Rahmenbedingungen bislang kaum merklich in die Praxis münden, so Höppner.

    Die Diskussion mit Expertinnen und Experten aus der Praxis machte insbesondere deutlich, dass es einer konkretisierenden Schnittstellenbeschreibung und eines Handlungsrahmens im Zusammenwirken der verschiedenen Berufsgruppen bedarf. Dies sei umso mehr erforderlich, da sich die Verantwortung in der Patientenversorgung auf immer mehr Schultern verteilt. Eine solche Schnittstellenbeschreibung sei ebenso hilfreich in der Kommunikation der Gesundheitsfachberufe untereinander, welche zwingend zum Gelingen einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung erforderlich sei. Darüber hinaus wurden der in allen Berufsgruppen immer deutlicher spürbare Fachkräftemangel sowie die Notwendigkeit eines allgemeinen Heilberufegesetzes diskutiert.

    Die vom Vorstand der Bundesärztekammer im Jahr 1989 initiierte Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen traf sich am 30.03.2023 zu ihrer 35. Sitzung. Ziel dieser ständigen Einrichtung von über 40 Fachverbänden ist es, den Dialog und die interprofessionelle sowie sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsfachberufen zu fördern sowie aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Berufsausübung zu beraten.


  • 34. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen

    Expertinnen und Experten diskutieren Bedeutung der Charta der schwerstkranken und sterbenden Menschen in Deutschland für die Gesundheitsfachberufe

    08.04.2022

    Welche Bedeutung hat die Charta der schwerstkranken und sterbenden Menschen in Deutschland für die Gesundheitsfachberufe? Wie wirkt sich die Debatte um den ärztlich assistierten Suizid auf die anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen aus? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die 34. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen. Die Jahrestagung unter Vorsitz des Präsidenten der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, fand am 08.04.2022 in Berlin statt.

    „Als solidarische Gesellschaft sind wir verpflichtet, Schwerstkranken und Sterbenden ein Lebensende unter würdigen Bedingungen zu ermöglichen“, betonte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. In Anbetracht der steigenden Zahl schwerstkranker und pflegebedürftiger Menschen als Folge der demographischen Entwicklung stelle dies aber nicht nur eine Herausforderung für das Gesundheitssystem dar, sondern für die Gesellschaft insgesamt.

    „Allen Menschen in Lebenskrisen mit Suizidgedanken müssen fachgerechte Hilfen im Rahmen der Suizidprävention regelhaft und flächendeckend zur Verfügung stehen. Gleichzeitig müssen sowohl die Prävention und Verbesserung der Behandlung psychischer Erkrankungen als auch die palliative Versorgung weiter ausgebaut werden“, so Reinhardt. Dabei stellte er unmissverständlich fest, dass die Hilfe zur Selbsttötung keine ärztliche Aufgabe sei.

    Dr. Josef Mischo, Palliativbeauftragter der Bundesärztekammer, unterstrich die Notwendigkeit, die anderen Gesundheitsfachberufe mit in die Diskussion um den ärztlich assistierten Suizid einzubeziehen. „Eine offene Kommunikation aller beteiligten Professionen über den Umgang mit Todes- beziehungsweise Suizidwünschen von Patienten ist unerlässlich.“ Die Thematik müsse daher berufsübergreifend stärker als bisher erkannt und diskutiert werden, so Mischo weiter.

    Dr. Sabine Pleschberger, Pflege- und Gesundheitswissenschaftlerin am Forschungsinstitut „Gesundheit Österreich“in Wien, zeigte entlang von Studien aus Ländern, in denen assistierter Suizid und Tötung auf Verlangen bereits etablierte Praxis sind, mit welchen Ambivalenzen diese Erfahrungen für die Pflegeberufe verbunden sind.

    „Eine ethische Positionierung vieler Berufsgruppen ist wenig selbstverständlich, allen voran in der Pflege. Der Bedarf an Qualifizierung in diesem Bereich ist enorm“, so Pleschberger. „Den Gesundheitsberufen kommt eine besondere Verantwortung zu, ein Gegengewicht zu gesellschaftspolitischen Strömungen zu bilden, die zu einseitig an Selbstbestimmung und Autonomie ausgerichtet sind.“ Stattdessen gelte es zu verdeutlichen, dass Gesellschaft immer auch solidarisch in gegenseitiger Anerkennung und Sorge in allen Lebenslagen zu verstehen ist.

    Heiner Melching, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, erklärte, dass die Relevanz der Charta der schwerstkranken und sterbenden Menschen in Deutschland auch von den Gesundheitsfachberufen vielfach noch unterschätzt werde. „Die aus der Charta resultierenden Handlungsempfehlungen können sehr konkret und praxisnah dabei unterstützen, die eigene Auseinandersetzung mit den Themen Sterben, Tod und Trauer zu befördern und darüber hinaus zu einem gesellschaftlichen Diskurs und zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung beitragen“, sagte Melching.

    Die vom Vorstand der Bundesärztekammer im Jahr 1989 initiierte Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen traf sich am 08.04.2022 zu ihrer 34. Sitzung. Ziel dieser ständigen Einrichtung von 42 Verbänden ist es, den Dialog und die interprofessionelle sowie sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsfachberufen zu fördern sowie aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Berufsausübung zu beraten.


  • 33. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen

    Expertinnen und Experten diskutieren die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesundheitsversorgung

    18.06.2021

    Wie verändert die Digitalisierung die gesundheitliche Versorgung von Patientinnen und Patienten? Welche neuen Anforderungen stellt sie an die Gesundheitsfachberufe? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die 33. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen auf ihrer Jahrestagung am 18. Juni 2021 in Berlin.

    „Die Digitalisierung des Gesundheitssystems bringt einschneidende Veränderungen mit sich. Das gilt auch mit Blick auf die Kooperation zwischen den Gesundheitsfachberufen“, sagte Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Vorsitzende der Fachberufekonferenz. „Im Sinne einer bestmöglichen Patientenversorgung und Patientensicherheit sind alle Gesundheitsfachberufe aufgerufen, ihr Wissen und ihre Fertigkeiten beim Einsatz digitaler Instrumente weiter zu vertiefen“, forderte Lundershausen. Dies müsse unbedingt mit der gebotenen Sorgfalt und ohne Druck von außen geschehen. In diesem Zusammenhang verwies sie auf den diesjährigen 124. Deutschen Ärztetag in Berlin, der vor einer in erster Linie politisch motivierten Digitalisierung ohne Rücksicht auf Nutzen und Praxistauglichkeit gewarnt hatte.

    „Wir stehen in den kommenden Monaten vor der Einführung mehrerer digitaler Anwendungen im Gesundheitswesen“, betonte Norbert Butz, Telematik-Experte der Bundesärztekammer. Die Krankenkassen rief er zu einer Kommunikationsoffensive auf, um ihre Versicherten über die Neuerungen zu informieren. Gleichzeitig warnte er davor, dass gerade ältere Patientinnen und Patienten den Anschluss an die digitale Versorgungswelt verlieren könnten. So besäßen mehr als die Hälfte der über 65-jährigen kein für den Zugriff auf digitale Patientenakten und Rezepte taugliches Smartphone. „Damit besteht die Gefahr, dass die Transformation des Gesundheitswesens an einer wichtigen Zielgruppe vorbeigeht“, so Butz.

    Wie kann die Digitalisierung bei der Versorgung älterer Menschen helfen? Und wie können allein-lebende, mehrfacherkrankte Menschen im Alter vor Vereinsamung geschützt werden und weiter selbstbestimmt leben? Diese Fragen beschäftigen Prof. Dr. Stefan Schmidt, Experte für Pflege- und Versorgungskonzepte an der Hochschule Neubrandenburg. „Moderierte Videokonferenzen können soziale Kontakte fördern“, stellte Schmidt mit Blick auf den aktuellen Stand der Forschung fest. Derzeit untersucht er im Rahmen eines Forschungsprojekts den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis. „IT-Technik wird gezielt eingesetzt, um Kommunikations- und Austauschmöglichkeiten zwischen zu Pflegenden und dem Versorgungsumfeld anzubieten“, so Schmidt. Das ermögliche unverzügliche Rückmeldungen und erhöhe damit die Sicherheit. Online-Konsultationen und Videoanrufe würden vermehrt in der Primär- und Sekundärversorgung eingesetzt.

    Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde deutlich, dass es bislang an einer Digitalisierungsstrategie in der Aus-, Weiter- und Fortbildung für die Gesundheitsfachberufe mangelt. Die in den Gesundheitsfachberufen Tätigen seien auf den digitalen Wandel des Gesundheitssystems nicht angemessen vorbereitet. Notwendig sei die Weiterentwicklung der bildungsrelevanten Rahmenbedingungen mit strategischen Programmen und zielgerichteten Fördermaßnahmen.

    Die vom Vorstand der Bundesärztekammer im Jahr 1989 initiierte Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen traf sich zu ihrer 33. Sitzung. Ziel dieser ständigen Einrichtung von 42 Verbänden ist, den Dialog und die interprofessionelle sowie sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsfachberufen zu fördern und aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Berufsausübung zu beraten.


  • 32. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen

    Experten diskutieren Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen

    20.11.2020

    Welche Auswirkungen hat die derzeitige Corona-Pandemie auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten? Wie verändert sich die Berufsausübung unter diesen Bedingungen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die 32. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen auf ihrer Jahrestagung am 19. November 2020 in Berlin.

    „Die Corona-Pandemie stellt den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf eine enorme Bewährungsprobe. Die Folgen der Pandemie begleiten uns in unserem Alltag auf Schritt und Tritt“, sagte Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Vorsitzende der Fachberufekonferenz. „Der permanente Ausnahmezustand, die Kontaktbeschränkungen und die Sorge um Angehörige zehren an unser aller Nerven.“ Leider werde dieser Stress aber mitunter an die im Gesundheitswesen Tätigen als primäre Ansprechpartner weitergeben. „Die Anspannung ist in Anbetracht der Umstände verständlich. Trotzdem sollten wir uns mit Rücksicht und Geduld begegnen. Dann kommen wir gemeinsam besser durch die Krise.“

    „Medizinische Fachangestellte in der ambulanten Versorgung stellen sich Tag für Tag mit großem Engagement den Herausforderungen der Pandemie. Es ist ausgesprochen demotivierend, dass weder die Politik noch die Öffentlichkeit diesen Einsatz wahrnehmen, während die Medizinischen Fachangestellten am Limit sind“, erklärte Hannelore König, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V.

    Aus Sicht von Gertrud Stöcker, Gründungsmitglied und Ehrenpräsidentin des Deutschen Pflegerates, ist die Pandemie ein Stresstest für das Gesundheitssystem. „Gerade mit Blick auf die Pflegeberufe wird deutlich, welche Auswirkungen der lange bekannte Mangel an Personalressourcen hat“, so Stöcker.

    Viele Fragen sieht der Gesundheitswissenschaftler Prof. Dr. Eckhard Nagel von der Universität Bayreuth durch die Erfahrungen der zurückliegenden Monate aufgeworfen: „Gibt es eine nationale und internationale Solidarität im Umgang mit der Pandemie? Steht die Solidargemeinschaft für alle notwendigen medizinischen Aufwendungen ein? Und wie lassen sich Konflikte zwischen wirtschaftlichen Interessen und der Gefährdung der leiblichen Existenz lösen?“ Die zukünftige Struktur des Gesundheitswesens müsse auf den in der Pandemie gewonnenen Erkenntnissen aufbauen, so Nagel. Dafür sei eine gezielte Verlaufsbeobachtung unerlässlich. Nur sie könne Aufschluss geben über nachteilige Folgen von Veränderungen der Versorgungssituation auf Gesundheit und Wohlbefinden der Patienten.

    Die vom Vorstand der Bundesärztekammer im Jahr 1989 initiierte Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen traf sich zu ihrer 32. Sitzung. Ziel dieser ständigen Einrichtung von 42 Verbänden ist, den Dialog und die interprofessionelle sowie sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsfachberufen zu fördern und aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Berufsausübung zu beraten.


  • 31. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen

    Gesundheitskompetenz setzt Kommunikation voraus – Fachberufekonferenz fordert mehr Zeit für Patientengespräche

    14.03.2019

    Warum ist Gesundheitskompetenz wichtig? Wie lässt sie sich verbessern? Und welche Rolle spielen dabei die Gesundheitsberufe? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die 31. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen auf ihrer Jahrestagung am 13. März 2019 in Berlin.

    „Gesundheitskompetenz  ist mehr als das theoretische Wissen darüber, wie eine gesunde Lebensführung aussieht. Sie versetzt Menschen in die Lage, Gesundheitsinformationen zu sammeln, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden.“ Das sagte Dr. Max Kaplan, Vizepräsident der Bundesärztekammer und Vorsitzender der Fachberufekonferenz, zum Auftakt der Tagung in Anwesenheit von Andreas Westerfellhaus, Staatssekretär und Beauftragter der Bundesregierung für Pflege.

    Allerdings besteht hier noch erheblicher Nachholbedarf. Aktuellen Studien zufolge wissen die Menschen in Deutschland nur wenig über das Thema Gesundheit. So hat mehr als die Hälfte der Bevölkerung Wissensdefizite in Bezug auf die Vorbeugung und Bewältigung von Krankheiten. Vor diesem Hintergrund wurde auf der Konferenz darüber diskutiert, was die einzelnen  Gesundheitsberufe zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz beitragen könnten.

    Um diese Frage geht es auch im Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz (NAP), der von Prof. Dr. Doris Schaeffer, Gesundheitswissenschaftlerin an der Universität Bielefeld, vorgestellt wurde.  Der Aktionsplan  zeigt Wege auf, wie Gesundheitskompetenz im Bildungsbereich, in der Arbeitswelt, aber auch im Umgang mit chronischen Erkrankungen gestärkt werden kann. Als weiterer wichtiger Aspekt wurde die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Gesundheitsfachberufen, den Ärzten und den Patienten benannt. Diese Ziele hat sich auch die im Jahr 2017 gegründete Allianz für Gesundheitskompetenz gesetzt, der alle Spitzenorganisationen des Gesundheitswesens angehören.

    Die Stärkung der Gesundheitskompetenz setzt Kommunikation voraus, stellten die Konferenzteilnehmer fest. Leider sei das unter den aktuellen Rahmenbedingungen kaum möglich. Das müsse sich dringend ändern. Außerdem sei es ganz entscheidend, dass die Kommunikation mit den Patienten auf allen Ebenen des Gesundheitswesens einen höheren Stellenwert erhalte. Die Fachberufekonferenz forderte eine Gesamtstrategie zur Kompetenzverbesserung, die auch die großen gesellschaftlichen Herausforderungen vom demografischen Wandel bis zur wachsenden sozialen Ungleichheit berücksichtigen müsse.

    Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Frage, ob das Thema Gesundheitskompetenz bereits hinreichend in Ausbildung und im Studium der Gesundheitsberufe berücksichtigt wird. Einig waren sich die Konferenzteilnehmer darin, dass die Kompetenzförderung im Umgang mit Patienten ein integraler Bestandteil der Ausbildung aller Gesundheitsberufe sein müsse.

    Im weiteren Konferenzverlauf wurden die Anforderungen an ein Nationales Gesundheitsportal erörtert und der Frage nachgegangen, welche Kriterien gute Gesundheitsinformationen erfüllen müssten.

    Einen Einblick in die Praxis ermöglichten die Projektleiter des bundesweit ersten Gesundheitskiosks, der im Jahr 2017 in Hamburg-Billstedt eröffnet wurde. Seither fanden dort über 4.000 Beratungen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz und der Eigenverantwortung der Patienten statt.


  • 30. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen

    Patientensicherheit ist integraler Bestandteil der medizinischen Versorgung

    27.02.2018

    Wie lassen sich Fehler und unerwünschte Ereignisse in der Patientenversorgung vermeiden? Wie kann gute Kommunikation zu mehr Patientensicherheit beitragen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die 30. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen auf ihrer Jahrestagung am 27. Februar in Berlin.

    „Wichtige Voraussetzungen für die qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in Deutschland und damit für die Sicherheit der Patientinnen und Patienten sind gute Ausbildungsmöglichkeiten, motivierende berufliche Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Anerkennung für alle Beschäftigten in unserem Gesundheitswesen.“ Darauf verwies zu Beginn der Tagung Dr. Max Kaplan, Vize-Präsident der Bundesärztekammer und Vorsitzender der Fachberufekonferenz. Kaplan bezeichnete es als richtig und wichtig, dass sich Union und SPD für eine Stärkung und Weiterentwicklung der Gesundheitsfachberufe einsetzen und insbesondere auch attraktive Ausbildungsmöglichkeiten schaffen wollen. „Mit Blick auf den Fachkräftemangel in nahezu allen Bereichen unseres  Gesundheitswesens ist dies das richtige Signal zur richtigen Zeit.“

    Prof. Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses, stellte die vielfältigen Instrumente auf Ebene der gemeinsamen Selbstverwaltung zur Erhöhung der Patientensicherheit heraus. Als Beispiele nannte Hecken die Verankerung von einrichtungsübergreifenden Fehlermeldesystemen in Krankenhäusern, die Entwicklung von Entscheidungshilfen für Patienten und Versicherte auch in leichter Sprache – oder die Bereitstellung von aussagekräftigen Informationen über die Ausstattung und die Leistungen eines Krankenhauses. Auch mit dem Innovationsfonds rücke die Patientensicherheit stärker in den Fokus. So fördere der Innovationsausschuss beispielsweise Projekte zur Verbesserung der Kommunikation, der Delegation, zur Förderung der Gesundheitskompetenz und Erhöhung der Medikationssicherheit.

    „Wir haben kein Erkenntnisproblem. Wir haben ein Umsetzungsproblem. In der klinischen Praxis sowie Aus- und Fortbildung in Medizin und Pflege muss zur Erreichung der Patientensicherheit die Zwischenmenschlichkeit in der Kommunikation gestärkt werden“, so Prof. Dr. Annegret Hannawa, Universität Lugano. Viele schwere Schadensfälle entstünden aus unsicherer Kommunikation. Die fünf Kernkompetenzen einer „sicheren Kommunikation“ nach ihrem SACCIA-Modell förderten ein einheitliches Verständnis unter den Beteiligten und sorgten so für mehr Patientensicherheit (SACCIA: Sufficiency-Accuracy-Clarity-Contextualisation-Interpersonal Adaptation). In Deutschland könnten hiermit täglich Schadensfälle vermieden und bis zu 15 Prozent der Krankenhausausgaben eingespart werden. Sichere Kommunikation bedeute also nicht nur mehr Patientensicherheit und mehr Sicherheit für Kliniker, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen – sie helfe auch dem Gesundheitswesen, sie spart Zeit, spart Geld und erhöht die Berufszufriedenheit.

    Die vom Vorstand der Bundesärztekammer im Jahr 1989 initiierte Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen traf sich zu ihrer 30. Sitzung. Ziel dieser ständigen Einrichtung von 42 Verbänden ist, den Dialog und die interprofessionelle sowie sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsfachberufen zu fördern und aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Berufsausübung zu beraten.