Ergebnisse der Ärztestatistik zum 31.12.2024
Zu niedriges Wachstum für eine ausreichende Versorgung
Die deutsche Ärzteschaft ist im Berichtsjahr um 2,1 Prozent auf rund 581 000 Ärztinnen und Ärzte gewachsen. Die wichtigsten Trends der Vorjahre bleiben bestehen: weniger Niedergelassene (–1,5 Prozent), mehr angestellte (+7,1 Prozent) und mehr stationär (+2,7 Prozent) tätige Ärztinnen und Ärzte. Zuwanderung bleibt ein wichtiger Faktor.
Die deutsche Ärzteschaft wuchs im Jahr 2024 um 2,1 Prozent auf rund 581 000 Ärztinnen und Ärzte an. Die Zahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte wuchs im selben Zeitraum um 2,0 Prozent auf rund 437 000.
Zwar bleibt die Wachstumsrate von 2,5 Prozent im Jahr 2019 bisher unerreicht, jedoch entspricht das Wachstum des Jahres 2024 in etwa dem Durchschnitt der Jahre unmittelbar vor der Corona-Pandemie.
Ein Aufholeffekt nach wachstumsschwachen Jahren während der Pandemie bleibt allerdings nach wie vor aus. Mit einem Anteil von 50,1 Prozent ist erstmals die Mehrzahl der berufstätigen Ärzteschaft in Deutschland weiblich.
Trends setzen sich fort
Die Trends der Vorjahre haben sich im Jahr 2024 im Wesentlichen fortgesetzt: Die Zahl der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sank um 1,5 Prozent auf 106 623 Personen.
Im Fünf-Jahres-Zeitraum seit 2019 ging die Anzahl der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte insgesamt um 8,3 Prozent zurück. Ganz anders entwickelten sich die Zahlen der im ambulanten Bereich angestellten Ärztinnen und Ärzte: deren Anzahl stieg allein im Jahr 2024 um 7,1 Prozent auf 64 341 Personen an.
Dies entspricht einem Anstieg von 47,6 Prozent seit dem Jahr 2019. Durch diese Entwicklungen wächst die Gesamtzahl der ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte kontinuierlich an. Zum 31. Dezember 2024 gingen insgesamt 170 964 Ärztinnen und Ärzte einer ambulanten Tätigkeit nach (+1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr; +6,9 Prozent seit 2019).
Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte bei Behörden und Körperschaften stieg im Berichtsjahr um 1,7 Prozent bzw. um 17,5 Prozent seit 2019 an. Dies ist vor allem mit einem Zuwachs an ärztlichem Personal in Gesundheitsämtern zu erklären.
Herausforderung Demografie
Es ist davon auszugehen, dass dieses Wachstum nicht ausreicht, um dem demografischen Wandel in der Bevölkerung und dem nahenden Ruhestand zahlreicher Ärztinnen und Ärzte entgegenzuwirken.
Ein Blick in die Altersverteilung der Ärzteschaft in Deutschland spricht für sich: Die Jahrgangsstärke in der Altersgruppe der 60- bis 65-Jährigen beträgt rund 10 000 Ärztinnen und Ärzte. Diese werden in naher Zukunft in den Ruhestand eintreten.
Dem gegenüber stehen rund 12 200 Ärztinnen und Ärzte pro Jahrgang in der Altersgruppe der 35- bis 39-Jährigen. Die Größe dieser jungen Kohorten profitiert maßgeblich vom Zuzug von Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland.
Die (Landes-)Ärztekammern verzeichneten im Jahr 2024 insgesamt 5 383 Erstmeldungen von Ärztinnen und Ärzten ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Ohne diese Zuwanderung würde die Ärzteschaft in den kommenden Jahren wohl um etwa 2 000 Personen pro Jahr schrumpfen.
Bereits heute sind 23 Prozent aller berufstätigen Ärztinnen und Ärzte älter als 60 Jahre und werden in den kommenden Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden.
Mehr als 40 000 Ärztinnen und Ärzte – dies entspricht neun Prozent der berufstätigen Ärzteschaft – haben sogar das 65. Lebensjahr überschritten und bleiben der medizinischen Versorgung über das übliche Ruhestandseintrittsalter hinaus erhalten.
Zu den Fachgebieten mit dem höchsten Anteil von berufstätigen Ärztinnen und Ärzten, die älter als 65 Jahre alt sind, gehören die Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (40 Prozent) sowie die Allgemeinmedizin (20 Prozent).
Entlastung durch Zuwanderung
Ohne die Zuwanderung von Ärztinnen und Ärzten wären auch die in der medizinischen Versorgung tätigen Ärztinnen und Ärzte – und wohl auch die verfügbare ärztliche Arbeitszeit – von höherer Knappheit gekennzeichnet.
Die Zahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzten ohne deutsche Staatsangehörigkeit erreichte im Jahr 2024 mit insgesamt 68 102 einen neuen Höchststand (+6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).
Diese Zahl hat sich im Verlauf der vergangenen zehn Jahre mehr als verdoppelt. Insgesamt besitzen mehr als 15 Prozent aller berufstätigen Ärztinnen und Ärzte eine ausländische Staatsangehörigkeit.
Die Mehrheit von ihnen kommt aus EU-Ländern oder anderen europäischen Staaten sowie aus Ländern des Nahen Ostens. Häufigste Herkunftsländer sind Syrien (7 042), Rumänien (4 682), Türkei (3 169), Russland (3 110), Österreich (3 036) und Griechenland (2 991).
Verluste durch Abwanderung
Die Ärztestatistik 2024 lässt zudem darauf schließen, dass die Abwanderung von Ärztinnen und Ärzten aus Deutschland in den vergangenen Jahren tendenziell angestiegen ist.
Im Berichtsjahr verließen insgesamt 2 197 Ärztinnen und Ärzte Deutschland, davon waren 1 279 deutsche Staatsangehörige. 675 ausgewanderte Ärztinnen und Ärzte entschieden sich für die Schweiz.
Damit ist die Schweiz nach wie vor das populärste Zielland. Weitere 331 Ärztinnen und Ärzte gaben Österreich als ihr Auswanderungsziel an. Weitere 550 Ärztinnen und Ärzte wanderten in andere EU-Staaten (ohne Österreich) ab.
Reges Weiterbildungsgeschehen
Positiv zu bewerten ist ein reges Weiterbildungsgeschehen. Die (Landes-)Ärztekammern verzeichneten im Berichtsjahr 15 378 Facharztanerkennungen. Dies entspricht einem Zuwachs von 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr beziehungsweise 11,6 Prozent seit dem Jahr 2019. Mit Blick auf die Zahl der Erstmeldungen bei den (Landes-)Ärztekammern, die in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist, liegt die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang mit der leicht steigenden Anzahl von Absolventinnen und Absolventen der Humanmedizin gibt. Überproportional stark stiegen die Anerkennungen für den Facharzt für Allgemeinmedizin. Insgesamt 2 140-mal wurde diese Facharztbezeichnung im Jahr 2024 vergeben. Dies entspricht einem Anstieg von 5,4 Prozent zum Vorjahr beziehungsweise einem Anstieg um 26,3 Prozent seit dem Jahr 2019.