Baden-Württemberg: Landeskongress Gesundheit nimmt den Klimawandel in den Fokus

Stuttgart - Wie verändert sich das Gesundheitswesen durch den Klimawandel? Was trägt es selbst zur Erderwärmung bei und wie lässt sich gegensteuern? Diese Fragen stehen im Zentrum des heutigen Landeskongresses Gesundheit Baden-Württemberg, der bereits in seiner siebten Auflage stattfindet – coronabedingt erneut im digitalen Format per Livestream.

Hochkarätige Referentinnen und Referenten – darunter der bekannte Arzt und Wissenschaftsjournalist Dr. Eckart von Hirschhausen sowie der Experte für Sozial- und Gesundheitspolitik Prof. Dr. Ingo Bode – geben Einblick in aktuelle Forschungsergebnisse, sprechen über gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen und über Konsequenzen des Klimawandels für die Gesundheit.

„Corona ist immer noch das alles beherrschende Thema. Allerdings stellen die Auswirkungen der Klima-Krise auf das Gesundheitswesen ein nicht minder drängendes Problem dar“, sagt Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg zur Eröffnung der Veranstaltung. Denn zum einen sorge das Gesundheitssystem als eine der größten Branchen selbst für einen Teil der Emissionen. Zum anderen seien die Auswirkungen des Klimawandels auf das Wohlergehen der Menschen bereits heute im ärztlichen Behandlungsalltag spürbar. Es sei höchste Zeit, anzupacken und beispielsweise für eine nachhaltigere Ausrichtung des Gesundheitssystems zu sorgen und wirksame Konzepte zur Gesundheitsprävention auf den Weg zu bringen, so Dr. Miller weiter. 

„Wenn die asiatische Tigermücke in Baden-Württemberg heimisch wird und Allergien durch invasive Arten rasant zunehmen, sind das Alarmsignale fürs Gesundheitswesen“, betont Hauptreferent Dr. Eckart von Hirschhausen. „Die Klimakrise ist mit Hitze, Extremwetterereignissen und neuen Infektionskrankheiten mit Abstand die größte Gesundheitsgefahr im 21. Jahrhundert – nicht nur global, sondern eben auch hier bei uns.“ Bereits 2018 habe der heiße Sommer 20.000 Hitzetote gefordert. Laut Dr. von Hirschhausen sei künftig fest mit weiteren Hitzewellen zu rechnen. Kommunen, Krankenhäuser und Altenheime seien auf diese neuen Herausforderungen allerdings nicht annähernd vorbereitet.

Dass sich die Ärzteschaft mit diesem komplexen Sachverhalt an vielen Stellen beschäftige, sei richtig. Ärztinnen und Ärzte müssten zum Klimawendel klar Stellung beziehen; zudem gehöre das Thema in die ärztliche Aus- und Weiterbildung. „Denn egal welche Fachrichtung, wir alle kommen an einer grundlegenden Wahrheit nicht vorbei: Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde“, stellt Dr. von Hirschhausen fest.

Der Landeskongress Gesundheit ist die geeignete Plattform dafür, um über dieses brisante Problemfeld zu debattieren. Denn der Kongress hat sich als zentrales Forum für alle Akteure im baden-württembergischen Gesundheitswesen bestens bewährt. Im Rahmen dieses Formats wurden und werden Erfahrungen ausgetauscht, interdisziplinäre Diskussionen geführt und Zukunftsimpulse gesetzt. Dabei ist die Herangehensweise an das Leitthema stets äußerst vielfältig – so auch in diesem Jahr: Die Referierenden beschäftigen sich heute damit, inwiefern Klima- und Gesundheitsschutz gleichzusetzen sind, welche Herausforderungen auf die institutionelle Organisation des Gesundheitswesens zukommen und welche explizite Rolle der Mensch dabei spielt, durch sein klimaschädigendes Verhalten unter anderem die Verbreitung von Infektionskrankheiten zu befeuern. Ebenfalls Teil des Kongresses ist die Vorstellung von innovativen Versorgungsprojekten aus dem Südwesten, die Prozesse und Behandlungen in Zukunft effektiver und nachhaltiger gestalten könnten.

Partner des Kongresses sind neben der Landesärztekammer auch die Bezirksärztekammer Nordwürttemberg, die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg und die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft. Unterstützt wird das Format zudem von der Landeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, der Landesapotheker- und der Landespsychotherapeutenkammer sowie von AOK, Barmer, BKK (Landesverband Süd), DAK Gesundheit, IKK, Knappschaft und Techniker.

Weitere Informationen und das detaillierte Veranstaltungsprogramm sind über die Website www.lk-gesundheit.de abrufbar.

Baden-württembergische Ärzteschaft und der Klimaschutz

Für die Ärztinnen und Ärzte des Südwestens spielt der Klimaschutz eine wesentliche Rolle. So machten die Delegierten das Thema beispielsweise zu einem zentralen Diskussionspunkt der beiden Vertreterversammlungen der Landesärztekammer im vergangenen Jahr. Hierbei stellte das baden-württembergische Ärzteparlament konkrete Forderungen auf und skizzierte Maßnahmen, um unter anderem besonders vulnerable Gruppen vor den Auswirkungen der Klimakrise zu schützen und den CO2-Abdruck der ärztlichen Selbstverwaltung selbst so klein wie möglich zu machen.