Schleswig-Holstein: Klimaschutz ist Gesundheitsschutz

Schleswig-Holstein

Bad Segeberg – Hitzewellen, Starkregen, neue Infektionskrankheiten – der Klimawandel wirkt sich auf die individuelle Gesundheit jedes Einzelnen aus. Damit fordern diese Entwicklungen neue Strategien vom deutschen Gesundheitswesen. Die Ärztekammer Schleswig-Holstein (ÄKSH) erkennt die Dringlichkeit des Klimawandels an und weist in diesem Zusammenhang auf die besondere Rolle der Ärzteschaft hin. Zusammen mit Prof. Mojib Latif (Geomar, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel) und PD Dr. Christian Schulz (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit, KLUG) debattierten die Delegierten der Kammerversammlung, dem Parlament der schleswig-holsteinischen Ärzteschaft, über den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gesundheit.

Ärztliche Verantwortung
Direkte Auswirkungen des Klimawandels sind Todes- und Krankheitsfälle im Rahmen von Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen und Hitzewellen. Doch auch die Zunahme von Allergien und Atemwegserkrankungen, die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, welche durch Mücken und Zecken übertragen werden sowie weltweite Folgen durch Wasser- und Nahrungsmittelunsicherheit sind gesundheitliche Folgen des Klimawandels. Dazu gehören auch Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen, die bei Menschen ausgelöst werden, die nach Extremwetterereignissen ihre Heimat verlassen mussten. Der Zusammenhang zwischen planetarer und individueller Gesundheit macht den Klimaschutz auch zu einem ärztlichen Thema. Hinzu kommt, dass viele präventive Maßnahmen gegen Zivilisationskrankheiten meist mit einem klimafreundlichen Lebensstil einhergehen. „Hier sind wir als Ärztinnen und Ärzte gefragt. Wir, die täglich mit Gesundheit und Krankheit zu tun haben, vorbeugen, beraten und behandeln, können eine wichtige Rolle im Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gesundheit einnehmen. Ein gesunder Planet ist Voraussetzung für gesunde Menschen auf diesem Planeten. Die Ärzteschaft kann einen enormen Beitrag für diesen gesamtgesellschaftlichen Auftrag leisten“, so Herrmann, Präsident der ÄKSH.

Kritische Selbstreflexion
Zusammen mit den Referenten Prof. Mojib Latif und PD Dr. Christian Schulz debattierten die Delegierten der Kammerversammlung, dem Parlament der schleswig-holsteinischen Ärzteschaft, über den Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Gesundheit und Möglichkeiten des Gegenwirkens. Dabei übten sie auch Selbstkritik: Einrichtungen des Gesundheitswesens sind ressourcenintensive Energieverbraucher und für einen hohen Müllverbrauch verantwortlich. Ein Krankenhaus verbraucht etwa soviel Strom wie eine Kleinstadt, ein Klinikbett soviel wie ein Einfamilienhaus. Der Gesundheitssektor kann bei alldem eine Vorreiterrolle einnehmen. In der Praxisführung, bei der Energie- und Abfallwirtschaft in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen, im Patientengespräch oder auf Demonstrationen wie die Ärztinnen und Ärzte sowie Angestellte weiterer Gesundheitsberufe der Health for Future-Gruppen – Möglichkeiten, wie Ärztinnen und Ärzte auf die Gefahren des Klimawandels für die Gesundheit des Menschen hinweisen oder selbst etwas für den Klimaschutz machen können, gibt es viele. „Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein konkretes Umsetzungsproblem“, so Herrmann. Die ÄKSH prüft derzeit, ob und wie sie eine zentrale Beratung für Ärztinnen und Ärzte aus Schleswig-Holstein umsetzen kann, die Kompetenz und Wissen vermittelt.

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