Weltärztebund: Ärztinnen und Ärzten weltweit Orientierung bieten

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Anlässlich des 75-jähriges Bestehens der Bundesärztekammer (BÄK) hat nach 23 Jahren wieder eine Generalversammlung des Weltärztebundes (World Medical Association, WMA) in Deutschland stattgefunden. Die Ärztinnen und Ärzte aus 60 Ländern verabschiedeten Anfang Oktober 2022 in Berlin unter anderem eine Revision des Internationalen Medizinethikkodex, eine Resolution zur Unterstützung von medizinischem Personal und der Bevölkerung in der Ukraine sowie eine Deklaration gegen Rassismus in der Medizin.

„Es ist eine große Ehre für uns als Bundesärztekammer, den Weltärztebund in Berlin begrüßen zu dürfen. Wir werden die Gelegenheit nutzen, um über wichtige ethische Herausforderungen zu diskutieren, vor denen wir Ärztinnen und Ärzte genauso stehen wie unsere Patientinnen und Patienten und die Gesellschaften insgesamt“, sagte BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt zur Eröffnung der Tagung. Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen sei es wichtig, dass der Weltärztebund Ärztinnen und Ärzten auf der ganzen Welt Orientierung biete.

Deklaration von Berlin gegen Rassismus in der Medizin

In der „Deklaration von Berlin“ warnte der Weltärztebund vor Rassismus in der Medizin, beispielsweise in Gesundheitseinrichtungen, Universitäten und Weiterbildungsstätten sowie in der Forschung und in wissenschaftlichen Publikationen.  „Systemischer Rassismus ist völlig inakzeptabel. Er kann für bestimmte, seit jeher ausgeschlossene Gruppen Hindernisse für den Zugang zum Arztberuf schaffen und zu einer mangelnden Vertretung führen. Dies führt zu nachteiligen gesundheitlichen Folgen für die Patienten und zu anhaltenden gesundheitlichen Ungleichheiten“, betonte WMA-Präsident Enabulele. Eine für die Bevölkerung repräsentative Ärzteschaft sei von entscheidender Bedeutung, um gesundheitliche Ungleichheiten unter den Patientinnen und Patienten zu beseitigen. Der Weltärztebund forderte seine Mitgliedsverbände und alle Ärztinnen und Ärzte auf, sich dazu zu verpflichten, sich für Gleichheit in der Gesundheitsversorgung und soziale Gerechtigkeit einzusetzen.

Auf der Generalversammlung wurde zudem eine Aktualisierung des Internationalen Kodex für Medizinethik diskutiert und verabschiedet. Die Bundesärztekammer hatte den Vorsitz der internationalen Arbeitsgruppe zur grundlegenden Überarbeitung des Kodex.

Die aktualisierte Fassung des Kodex definiert die Berufspflichten von Ärztinnen und Ärzten gegenüber ihren Patientinnen und Patienten, Kolleginnen und Kollegen, Angehörigen anderer Gesundheitsberufe, sich selbst und der Gesellschaft als Ganzes. Der Kodex wurde einstimmig von führenden Vertretern der fast 60 nationalen Ärzteverbänden angenommen.

Der Kodex wurde erstmals 1949 verabschiedet und zuletzt 2006 überarbeitet. Die neue Fassung enthält erstmals Abschnitte zur Patientenautonomie, zum Wohlbefinden der Ärzte, zur Fernbehandlung und zur ökologischen Nachhaltigkeit.

Weltärztebund verurteilt Gewalt gegen medizinisches Personal

Scharf verurteilten die Delegierten der WMA-Generalversammlung zudem die zunehmende Gewalt gegen Personal und Einrichtungen des Gesundheitswesens, insbesondere während der Corona-Pandemie.

„Gewalt gegen medizinisches Personal ist ein weltweit wachsendes Problem. Und sie hat potenziell zerstörerische soziale Auswirkungen. Sie beeinträchtigt das gesamte Gesundheitssystem, untergräbt die Qualität des Arbeitsumfelds und wirkt sich auf die Qualität der Patientenversorgung aus“, betonte der neue WMA-Präsident Dr. Osahon Enabulele.

In einer Erklärung forderte der Weltärztebund die Regierungen auf, Maßnahmen zu ergreifen, um Gewalt im Gesundheitswesen zu verhindern. Gegebenenfalls müssten Systeme eingerichtet werden, um Patienten und Besucher auf mitgeführte Waffen beim Betreten bestimmter Bereiche zu überprüfen. Die Regierungen seien verpflichtet, die Sicherheit von Patienten, Ärzten und anderem Gesundheitspersonal zu gewährleisten.

Auch müssten Unternehmen von sozialen Medien Maßnahmen ergreifen, um Ärztinnen und Ärzte vor Cyber- und Social-Media-Belästigungen – insbesondere Bedrohungen und Einschüchterungen – zu schützen.

Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und im Iran

In einer Resolution bekräftigte die WMA-Generalversammlung zudem ihre Solidarität mit dem ukrainischen Ärzteverband und allen Beschäftigten des Gesundheitswesens. Die Delegierten verurteilten die Bombardierungen ukrainischer Zivilisten und Krankenhäuser durch die russische Armee, die die medizinische Neutralität in Konfliktgebieten verletzen.

Die Feindseligkeiten müssten ein Ende haben, forderte die Generalversammlung. Der Zugang zu medizinischer Versorgung für alle zivilen und militärischen Opfer müsse gewährleistet sein. Die internationale Gemeinschaft und Regierungen seien aufgerufen, allen durch den Konflikt Vertriebenen zu helfen.

Verabschiedet wurde auch eine Resolution zu humanitären und medizinischen Hilfen für die Ukraine. In dieser sprachen sich die Delegierten dafür aus, die Aus- und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten mit Blick auf den Umgang mit kriegsbedingten Traumata zu verbessern.

In einer dringlichen Resolution zur Menschenrechtslage im Iran forderte der Weltärztebund die dortige Regierung auf, friedliche Demonstrationen der Bevölkerung zuzulassen. Die iranischen Behörden sollten die Autonomie von Ärztinnen und Ärzten und insbesondere ihre ethische Pflicht respektieren, jeden Menschen allein aufgrund medizinischer Notwendigkeit zu versorgen. Zudem sollten Gesundheitseinrichtungen ausschließlich für die Versorgung von Patientinnen und Patienten genutzt werden.

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