Reinhardt: „Ärzte brauchen mehr Zeit für ihre Patienten“

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Berlin - Um die ärztliche Versorgung in dünnbesiedelten Regionen zu sichern, sind neue Konzepte und innovative Ideen gefragt. Darauf hat der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ verwiesen (21.06.2019). „Dort, wo es auf dem Land keine vernünftige Infrastruktur gibt, wird kaum ein Arzt hinziehen wollen. Wichtig ist, dass die Patienten gut versorgt sind, dafür müssen wir neue Wege gehen“, sagte er. Telemedizin werde künftig bei der Versorgung in entlegenen ländlichen Gebieten eine wichtige Rolle spielen. Eine weitere Möglichkeit seien ambulante Ärzteteams, die regelmäßig durch die Orte kommen.

Reinhardt forderte zudem bessere Rahmenbedingungen für die ärztliche Arbeit. Das Vergütungssystem sei teilweise absurd organisiert. Vieles, was Ärzte tun, werde einfach ungenügend honoriert. Zudem fühlten sich viele Ärzte fremdbestimmt und sie „ersticken förmlich in Bürokratie“, kritisierte Reinhardt. Notwendig sei ausreichend Zeit für persönliche Zuwendung. „Zeit ist nicht nur für Diagnostik und Therapie essenziell, sondern auch für die Berufszufriedenheit der Ärztinnen und Ärzte. Hier muss sich dringend etwas ändern. Dafür werde ich mich einsetzen“, kündigte Reinhardt an, der auf dem 122. Deutschen Ärztetag im Mai dieses Jahres zum neuen Präsidenten der Bundesärztekammer gewählt wurde.

In einem Interview mit der Funke-Mediengruppe (21.06.2019) forderte Reinhardt, die Gesundheitskompetenz der Menschen zu stärken. Dadurch ließen sich beispielsweise unnötige Arztbesuche vermeiden. „Die Patienten müssen lernen, verantwortungsvoll mit der Ressource Arzt umzugehen. Wer das nicht tut, verbaut den Menschen, die ernsthaft erkrankt sind, den Weg zu ärztlicher Hilfe“, warnte er. Man könne auch über eine wirtschaftliche Beteiligung der Patienten nachdenken. Diese müsse aber sozialverträglich ausgestaltet sein.

Interview mit Dr. Klaus Reinhardt in der Tageszeitung „Die Welt“ (21.06.2019)