Die Zahl der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte hat mit 1,5 Prozent - das sind rund 1700 Ärztinnen und Ärzte - gegenüber dem letzten Jahr wieder relativ moderat zugenommen. Waren im Jahr 1994 noch 1,8 Prozent Netto-Zugang zu verzeichnen gewesen, so waren es 1995 und 1996 jeweils 1,5 Prozent. Diese Zuwachsrate liegt unter dem langjährigen, linearen Durchschnitt der - bezogen auf die westlichen Bundesländer - von 1980 bis 1992 etwa 2,6 Prozent betragen hat. Vergleicht man die vier Jahre 1993 bis 1996, so ergibt sich ein linearer Zuwachs von 3,5 Prozent, das heißt, dass sich durch die Gesetzesänderung von 1992 ein höherer Arztzahlzuwachs ergeben hat, obwohl die Zuwachsraten 1994, 1995 und 1996 moderat waren. Dies ist dem hohen Netto-Zugang von 1993 mit +10,3 Prozent in den westlichen Bundesländern zuzuschreiben.

Ohne das Gesundheitsstrukturgesetz hätte sich dem langfristigen Trend entsprechend wohl eine niedrigere Zuwachsbewegung ergeben. Die Wirkung der verschärften Bedarfsplanung ab 1993 ist zwar nicht zu verkennen, der Zugang von 8300 Ärztinnen und Ärzten im Jahr 1993 konnte jedoch durch die nachfolgenden drei Jahre mit moderaten Zugängen nicht ausgeglichen werden.

Aus den noch vorhandenen, offenen Planungsbereichen ist zu erkennen, dass weitere Zulassungen allerdings immer mehr lediglich durch Abgänge möglich sein werden. So ist der Netto-Zugang der Vertragsärzte 1996 aus dem Bundesarztregister mit 1,4 Prozent entsprechend 1600 Ärztinnen und Ärzten (Bundesgebiet insgesamt) zwar höher als der des Jahres 1995. Bedeutender ist aber die Tatsache, dass der Brutto-Zugang von rund 3900 Ärztinnen und Ärzten nur durch die hohen Abgänge möglich war. Ein Stillstand der Zahl der in der Praxis tätigen Ärztinnen und Ärzte könnte - wenn überhaupt - also erst im Laufe der nächsten Jahre eintreten, aber auch nur dann, wenn keine Änderung der Verhältniszahlen vorgenommen wird.

Nach der Altersstruktur der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte war mit einem relativ niedrigen Abgang zu rechnen, weil 1996 wieder rund 400 Ärztinnen und Ärzte weniger über 65 Jahre alt waren als im Jahr 1995. Betrug der Anteil der über 65-jährigen vor zehn Jahren noch 12,2 Prozent, so waren dies 1996 nur noch 4,9 Prozent.

Es zeigt sich jedoch in der Altersstruktur der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, dass höher besetzte Jahrgänge nachrücken: So ist die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte, zwischen 60- und 65 Jahren 1996 fast um 800 größer geworden. Die Altersgruppe der 40- bis 60jährigen zusammen macht 1996 schon 73 Prozent aus, da sie um fast 2000 Ärztinnen und Ärzte gegenüber 1995 zugenommen hat - eine Tendenz, die 1995 schon zu verzeichnen war.

Darüber hinaus zeigen die Analysen aus dem Bundesarztregister (in dem die Vertragsärzte jahrgangsweise registriert sind), dass zunehmend Abgänge auch aus den Altersgruppen unter 65 Jahren festzustellen sind. Dies mag einerseits immer noch auf übereilt aufgenommene Praxistätigkeiten aus dem Jahr 1993 zurückzuführen sein - es können andererseits aber auch zunehmend Praxen sein, die wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten aufgegeben werden mußten.

Die Altersgruppe der 50- bis 59jährigen ist 1996 um 720 (1995 um 1750) Ärztinnen und Ärzte gestiegen; entsprechend hat sich deren Anteil an allen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten erneut - wenn auch gering - von 33,4 auf 33,6 Prozent erhöht. Die Steigerung ist so niedrig, weil inzwischen respektable Abgänge aus diesen Altersjahrgängen zu verzeichnen sind. Die Altersgruppe, aus der die Abgänge der nächsten Jahre zu erwarten sind, ist also gut "gefüllt", so dass tendenziell in den nachfolgenden Jahren mit höheren Abgängen zu rechnen sein dürfte.

In jedem Falle wird ab dem 1. Januar 1999 der Vertragsarzt, der das 68. Lebensjahr vollendet hat und mindestens 20 Jahre niedergelassen war, ausscheiden müssen. Deshalb ist 1999 mit besonders hohen Abgängen zu rechnen, denn es werden dann vermutlich noch rund 2000 Ärztinnen und Ärzte dieser Gruppe in der Praxis tätig sein. Zu diesen Abgängen sind noch die von den unter 68jährigen hinzuzuzählen, so dass es 1999, möglicherweise auch schon 1998, zu deutlich höheren Abgangszahlen kommen müsste.

Von den 112 660 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten waren 35 758 Ärztinnen, das entspricht 31,7 Prozent und ist geringfügig mehr als im Jahr 1995. Erwähnenswert ist auch , dass 22 Prozent der Ärztinnen - aber nur 16 Prozent der Ärzte - unter 40 Jahren alt, dass 8,6 Prozent der Ärztinnen, aber 12,5 Prozent der Ärzte über 65 Jahre alt sind. Ärztinnen sind also im Durchschnitt deutlich jünger als ihre männlichen Kollegen.

Ein Blick auf die Gliederung der Niedergelassenen nach Gebietsbezeichnungen zeigt, dass insbesondere die Zahl der Allgemeinärzte um 11,4 Prozent gestiegen ist und weil der Rückgang bei den Praktischen Ärzten 17,2 Prozent betrug, erklärt sich dies wohl aus den Umschreibungen in die Allgemeinmedizin, für die 1996 insgesamt 2830 Anerkennungen ausgesprochen wurden. Allerdings ist nicht erkennbar, wieviel Umschreibungen in dieser Zahl stecken oder in welche übrigen Gebietsbezeichnungen die Praktischen Ärzte umgeschrieben wurden, weil nicht alle Abgänge bei den Praktischen Ärzten auch Zugänge bei den Allgemeinärzten geworden sind. Im Jahr 1995 waren die Bewegungen bedeutend stärker, denn es wurden 4800 Anerkennungen für Allgemeinmedizin gemeldet. Aus diesen Bewegungen resultiert der Bestandszugang bei den niedergelassenen Allgemeinärzten von 11,4 Prozent.

Der hohe Zugang an Ärzten für Allgemeinmedizin bringt allerdings keineswegs eine "Entlastung", da es sich lediglich um eine Umschichtung innerhalb der Arztgruppe der Allgemein- / Praktischen Ärzte handelt. Der Anteil der Allgemeinärzte an der Summe aller Ärzte ist zwar deutlich von 23,8 auf 26,1 Prozent gestiegen, aber der Anteil der Summe der Allgemein- und Praktischen Ärzte an allen niedergelassenen Ärzten ist zurückgegangen. 1995 waren 46 092 und im Jahr 1996 45 687 niedergelassene Allgemein- / Praktische Ärzte tätig.

Die Altersstruktur der Allgemeinärzte lässt erkennen, dass in den kommenden Jahren leicht steigende Abgänge zu erwarten sein werden, denn die Zahl der über 60jährigen war 1996 um 320 Ärztinnen und Ärzte höher. Ferner steigt die Besetzung der Jahrgänge der heute unter 60jährigen deutlich Jahrgang für Jahrgang an. Von daher sollten die nachrückenden Allgemeinärzte in den nächsten Jahren bessere Niederlassungsbedingungen vorfinden.

Was die einzelnen Arztgruppen betrifft, so sind vor allem die Anästhesisten mit einem Netto-Zugang von fast 14 Prozent zu nennen, das entspricht rund 210 Ärztinnen und Ärzten. Demgegenüber hatten die übrigen Facharztgruppen deutlich niedrigere Zuwachsraten, die mehrheitlich um zwei Prozent schwanken, wobei die Chirurgen mit 6,3 Prozent hervorzuheben wären. Vor allem bei kleineren Arztgruppen sind größere Schwankungsbreiten - sogar mit Rückgängen - festzustellen, die meistens jedoch aufgrund der niedrigen Zahlen zustande kommen

Die Bedarfsplanung mit Zulassungsbeschränkungen (worunter die Anästhesisten noch nicht fallen) hat also entsprechende Auswirkungen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Abgänge tatsächlich entwickeln werden, denn es dürfte von der Anzahl der offenen Planungsbereiche her und somit von den noch möglichen Zulassungen mit immer weniger Praxiseröffnungsmöglichkeiten zu rechnen sein. So werden vermutlich in den nächsten Jahren Zugänge zunehmend nur noch in der zahlenmäßigen Größenordnung der Abgänge realisierbar sein.