Alkohol in der Schwangerschaft absolutes No-Go

Bundesweite „Aktionswoche Alkohol“ weist vom 14. bis 22. Mai auf Suchtgefahren hin
Baden-Württemberg

Stuttgart - Schwangere, die Alkohol trinken, setzen ungeborene Kinder erheblichen Gesundheitsrisiken aus. Und auch bei Neugeborenen kann über die Muttermilch zugeführter Alkohol zu Schädigungen führen. Darauf macht die Landesärztekammer Baden-Württemberg anlässlich der bundesweiten „Aktionswoche Alkohol“ vom 14. bis zum 22. Mai aufmerksam, die unter anderem über Risiken des Alkoholkonsums aufklärt, Vor-Ort-Aktionen sichtbar macht und Betroffenen Hilfestellung gibt. „Alkohol ist während der gesamten Schwangerschaft und auch für stillende Mütter ein absolutes No-Go. Das Kind trinkt dabei unweigerlich mit. Kein Mensch würde Kindern Alkohol zu trinken geben“, warnt Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg. „Daher lautet die eiserne Regel in dieser Zeit: Null Alkohol.“

In der Schwangerschaft sind Mutter und Kind über die Nabelschnur verbunden. Für viele Gefahren aus dem Mutterkörper, einige Krankheiten etwa, ist die Plazenta eine wirkungsvolle Schranke. Alkoholmoleküle können sie jedoch ungebremst passieren. Die Folge: Im Blut des Kindes herrscht schnell die gleiche Alkoholkonzentration wie im Blut der Mutter, sodass die schädlichen Substanzen das Ungeborene ungebremst erreichen. Während die Alkoholwirkung im Körper der Mutter nach wenigen Stunden nachlässt, bleibt der Alkohol im Körper des Kindes, entfaltet seine giftige Wirkung und kann so für eine ganze Reihe von späteren Beeinträchtigungen des Kindes verantwortlich sein. Darunter fallen körperliche Schädigungen, geistige Behinderungen, Wachstumsstörungen, Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Sprach-, Lern- und Wahrnehmungsprobleme sowie verminderte Intelligenz.

Rechnerisch kommen im Südwesten laut Landesstelle für Suchtfragen Baden-Württemberg jährlich rund 1.100 Neugeborene mit sogenannten Fetalen-Alkoholspektrum-Störungen (FASD) zur Welt. „Das sind schlimme Störungen – und vor allem völlig unnötig“, so Dr. Miller.

Auch in der Stillzeit kann nicht ausgeschlossen werden, dass Alkoholkonsum der Mutter durchaus zum Problem werden und die motorische und geistige Entwicklung des Kindes, seinen Schlafrhythmus und sein Wachstum beeinträchtigen kann. Das Problem: Beim Alkohol gibt es wie bei so vielen Giftstoffen keine unbedenkliche und risikofreie „Minimaldosis“. Ärztlich ist daher anzuraten, auch hier auf Nummer sicher zu gehen, keine Kompromisse zu machen und Verantwortung zu übernehmen.

Besonders schlimm dran sind Neugeborene alkoholabhängiger Mütter, denn sie müssen in ihren ersten Lebenstagen einen „kalten Entzug“ durchmachen. Häufig liegen sie deshalb nur apathisch da und zittern. Alkohol wird bei Babys zehnmal langsamer abgebaut als bei der Mutter. Fälle, in denen Kinder mit bis zu vier Promille im Blut geboren wurden, sind daher leider keine Seltenheit und bedeuten einen ungeheuer harten Start ins Leben, ganz zu schweigen von potenziellen Schädigungen, die sich gegebenenfalls erst später bemerkbar machen.

„Alkoholkonsum birgt enorme Gefahren für die Kleinsten unter uns, unter Umständen leiden sie lebenslang darunter – und das völlig unverschuldet“, stellt der Kammerpräsident fest. Die Betroffenen hätten mit starken Belastungen zu kämpfen und müssten häufig umfangreichen ärztlichen Beistand in Anspruch nehmen, um Leid so gut es eben geht zu mindern. Umso wichtiger sei es daher, es gar nicht erst entstehen zu lassen und als Mutter durch Alkoholabstinenz Verantwortung zu übernehmen. Auch der Partner könne hier eine aktive Rolle übernehmen, indem er Solidarität zeige und ebenfalls auf Alkoholkonsum während der Zeit der Schwangerschaft und des Stillens verzichte. Die Landesärztekammer weist zudem darauf hin, dass Alkohol nicht nur im Glas, sondern auch anderweitig „versteckt“ vorkommen kann, beispielsweise in Süßigkeiten, in Soßen oder in Backwaren.

Der Präventionsgedanke, der hinter der „Aktionswoche Alkohol“ steht, wird von der Südwest-Ärzteschaft in aller Deutlichkeit mitgetragen. So ist Prävention einer der wichtigsten Bausteine, um Alkoholschädigungen bei Kindern bestmöglich zu vermeiden. Gynäkologen klären beispielsweise werdende Mütter bei Schwangerschaftsuntersuchungen über diesbezügliche Risiken und Komplikationen auf. Darüber hinaus sind auf breiterer Präventionsbasis viele weitere Ärztinnen und Ärzte beispielsweise aus der Allgemeinmedizin oder aus dem Kinder- und Jugendbereich aktiv, um Erwachsenen und Heranwachsenden in Aufklärungsgesprächen generell das richtige Gefühl für den Umgang mit Alkohol zu vermitteln und auf diese Weise gesundheitlichen Schäden vorzubeugen. Auch die Ärztekammer nimmt seit jeher Sucht- und Missbrauchsgefahren unter anderem des Alkohols durch Fachveranstaltungen, durch Bereitstellen von Informationen und durch Verankerung des Themas in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung in den Fokus.

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