Obdachlosigkeit: Medizinische und hygienische Versorgung verbessern!

Berlin

Berlin - „Medizinische Versorgung ist ein Menschenrecht. Dies wird jedoch nicht jedem Menschen in Deutschland in ausreichendem Maß gewährt“, kritisiert PD Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin. Insbesondere obdachlose Menschen haben oft Schwierigkeiten, die notwendige medizinische Versorgung zu erhalten.

„Oft ist es die Scham aufgrund mangelnder Hygiene, die Betroffene davon abhält, notwendige medizinische Hilfe zu suchen“, erläutert Bobbert. Aber auch für das medizinische Personal bedeutet der hygienische Zustand mancher Patient:innen eine Herausforderung. Gleichzeitig kann mangelnde Hygiene zu Erkrankungen führen oder diese verschlimmern, beispielsweise bei Hauterkrankungen oder Wundinfektionen.

Die Delegiertenversammlung der Ärztekammer Berlin fordert mit einem Beschluss den Berliner Senat daher auf, seine Anstrengungen zu verstärken, eine adäquate medizinische und hygienische Versorgung von obdachlosen Menschen zu gewährleisten. Auf ihrer Versammlung am 11. Mai 2022 haben die Delegierten folgende konkrete Forderungen beschlossen:

  1. Konkret als erster Schritt zu realisieren, ist die Schaffung von mindestens zwei Hygienestationen für Obdachlose, in denen beispielsweise Behandlungen bei Läusebefall oder anderen parasitären Erkrankungen durchgeführt werden.
  2. Sicherstellung von ausreichenden medizinischen und hygienischen Bedingungen in den Obdachlosenunterkünften.
  3. Verstärkte Bemühungen, Obdachlose in feste Unterkünfte zu vermitteln.

„Die Situation von Obdachlosen muss so verbessert werden, dass sie ohne Scham und ohne die Sorge, abgewiesen zu werden, eine gute ärztliche Behandlung erhalten können“, betont Dr. med. Matthias Blöchle, Vizepräsident der Ärztekammer Berlin. Derzeit werden Obdachlose zum großen Teil in spendenfinanzierten Ambulanzen und von ehrenamtlichen Mitarbeitenden versorgt. „So sehr wir die Arbeit dieser engagierten Kolleg:innen schätzen, kann dies jedoch nicht die Lösung sein, auf der wir uns ausruhen“, so Bobbert. Die Ärztekammer Berlin fordert daher, den Öffentlichen Gesundheitsdienst personell und finanziell so zu stärken, dass ehrenamtliche Strukturen entlastet werden und Gesundheitsämter ihren sozialkompensatorischen Auftrag wahrnehmen können.

www.aekb.de