Niedersachsen: Ärztliche Versorgung mit digitaler Unterstützung

5. Niedersächsischer Digitalgipfel Gesundheit

Hannover - Welchen Nutzen bringen digitale Technologien und Angebote dem Gesundheitswesen? Hat die Corona-Pandemie einen segensreichen Innovationsschub ausgelöst? Das waren die Kernfragen, die sich wie ein roter Faden gestern durch das im Livestream übertragene Programm des 5. Niedersächsischen Digitalgipfels Gesundheit zogen. Die jährlich gemeinsam von der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) und der Hochschule Hannover (HsH) ausgerichtete Veranstaltung im Design Center an der Expo Plaza in Hannover widmete sich auch diesmal Neuerungen und Herausforderungen rund um die Digitalisierung und kann jetzt weiterhin auf dem YouTube-Kanal der Ärztekammer Niedersachsen angesehen werden.

Bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens, digitale Techniken nicht als Ersatz für bisherige Verfahren zu nehmen, sondern sie einzubinden in die gängige Praxis: Darin waren sich Referierende und Diskutanten auf dem Digitalgipfel einig. Das „Virtuell-augmentierte Training für die Aus- und Weiterbildung in der Interprofessionellen Notfallversorgung“ (ViTAWiN) stellte etwa Dr. rer. nat. Guillermo Carbonell von der HsH vor und erläuterte sowohl die anspruchsvolle Programmierung als auch die intelligente Arbeitsweise eines solchen Trainings. Trotzdem sei es für die Ausbildung zugleich wichtig, zusätzlich reale Erfahrungen zu sammeln.

Von den Vorteilen einer Kombination aus telemedizinischen Angeboten und traditionellen Sprechstunden oder aus Fortbildungen im Videoformat und in Präsenz zeigten sich ebenfalls Ärztekammer-Präsidentin Dr. med. Martina Wenker und Vizepräsidentin Dr. med. Marion Charlotte Renneberg überzeugt: „Wir haben zum Beispiel in kürzester Zeit eine sehr gut angenommene Fortbildung zum anaphylaktischen Schock bei Impfungen aufgezeichnet und auf unsere Homepage gestellt“, berichtete Wenker. Gleichwohl sei ein gelegentlicher persönlicher kollegialer Austausch unabdingbar.

Genauso sah es ÄKN-Vizepräsidentin Renneberg: Von großem Nutzen sei die Versorgungsassistentin in ihrer Hausarztpraxis in Ilsede bei Peine, die als sogenannte VERAH einen Teil der Hausbesuche übernehme und die Ärztin bei Bedarf digital über das Tablet zuschalte: „Das bringt eine enorme Entlastung“, sagte Renneberg. Trotzdem sei es für sie als Ärztin unerlässlich, Patientinnen und Patienten in regelmäßigen Abständen selbst zu sehen und zu untersuchen. Das Gleiche gilt der Vizepräsidentin zufolge, die für die Ärztekammer den Arbeitskreis „Ärztlicher Nachwuchs“ betreut, auch für das Medizinstudium: „Ich kann als Studierende oder Studierender im Skills Lab unendlich oft eine Braunüle am Modell gelegt haben“, sagte Renneberg. Das bedeute noch lange nicht, dass es dann bei einem verschwitzten, unruhigen Kind, wenn die nervösen Eltern daneben stehen, gleich auf Anhieb genauso gut gelinge. „Der Bezug zur Praxis ist gerade für die aktuell Studierenden, deren Studium während der Pandemie zum großen Teilen digital stattgefunden hat, enorm wichtig“, pflichtete Wenker bei: „Der Arztberuf lebt davon, dass wir Menschen behandeln!“

www.aekn.de