Reinhardt: Deutschland kommt dank Hausärzten bisher gut durch die Krise

Berlin - Warum kommt Deutschland bisher im Vergleich zu Ländern wie England, Italien oder Frankreich gut durch die Corona-Krise? Für Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, ist die fast flächendeckende hausärztliche Struktur ein entscheidender Grund dafür. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (26.04.2020) sagte Reinhardt: „Je besser chronisch Kranke in Normalzeiten behandelt werden, desto eher überstehen sie Infektionskrankheiten wie diese. Auch unser Umgang mit mehrfach erkrankten Hochbetagten ist vorbildlich.“ In anderen Ländern bleibe Ärzten oft nichts anderes übrig, als solche Patienten in Kliniken einzuweisen. Das sei zu bedenken, falls Praxen und Kliniken aufgrund des Patientenrückgangs trotz Rettungsschirm wirtschaftliche Hilfe benötigten.
 
Reinhardt begrüßte die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses, die telefonische Krankschreibung bei Atemwegserkrankungen zumindest vorläufig weiter zu ermöglichen. Der zwischenzeitliche Stopp dieser pragmatischen Lösung gegen die Stimmen der Ärzteschaft sei „völlig weltfremd“ gewesen.
 
Eine Maskenpflicht sieht Reinhard skeptisch, weil das Maskentragen falsche Sicherheit erzeugen könne. Außerdem bewirkten Masken, dass man andere Menschen vor allem als Keimträger sehe. Notwendig seien vielmehr zusätzliche Forschungsinvestitionen, um mehr Daten zur tatsächlichen Durchseuchung zu gewinnen und auf ihrer Grundlage rationale Entscheidungen treffen zu können. „In der Wissensgesellschaft müssen wir Sicherheiten durch belastbare Daten schaffen. Daran sollten wir mit absoluter Priorität arbeiten“, so Reinhardt.