Reinhardt: Schutzkonzepte für Risikogruppen erstellen

Berlin - Der Schutz von Risikogruppen muss in den kommenden Monaten im Fokus der Corona-Maßnahmen stehen. Das hat Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt im Interview mit dem Westfalen-Blatt (06.11.2020) bekräftigt. Er begrüßt die Ankündigung von Gesundheitsminister Jens Spahn, Pflegeheime und ambulante Pflegedienste mit Schutzmasken auszustatten. „Eigentlich müsste jeder Arzt einem Patienten ab dem 60. Lebensjahr mit Vorerkrankungen FFP2-Masken verordnen können“, so Reinhardt. An der Verfügbarkeit sollte das nicht scheitern, denn es sei lange absehbar gewesen, dass die FFP2-Masken noch einmal wichtig werden würden.

Ein weiteres wichtiges Instrument zur Pandemie-Bewältigung und zur Entlastung der Gesundheitsämter sei die Corona-Warn-App, deren Potential aber nicht ausgeschöpft werde. „Nur 60 Prozent der Personen, die positiv getestet werden, geben das Ergebnis in die Corona-App ein. Wenn es 100 Prozent täten, wären wir schon viel weiter. Denn dann könnten Personen, die Kontakt zu einem Infizierten gehabt haben, sich nach dem Hinweis der App testen lassen. Das würde Infektionsketten früh unterbrechen und in jedem Fall mehr soziales Leben zulassen“, so Reinhardt.

Darüber hinaus spricht sich der BÄK-Präsident für eine stärkere Einbeziehung von Wissenschaftlern und Praktikern in die Anti-Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern aus. Ein solches Gremium mit fester Besetzung aus unterschiedlicher Disziplinen wie Ärzten, Soziologen, Volkswirtschaftlern, Psychologen, Ethikern und Juristen könnte der wissenschaftliche Anker der politisch Handelnden sein. Es trüge dazu bei, die Akzeptanz der Schutzmaßnahmen bei den Bürgerinnen und Bürger zu stabilisieren und zu stärken.