Rheinland-Pfalz: Landesärztekammer-Präsident: Mit guten Worten alleine gewinnen wir keinen Nachwuchs im Öffentlichen Gesundheitsdienst

Mainz - Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) braucht mehr Unterstützung; gerade während der aktuellen Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig der ÖGD ist. Aber auch unabhängig davon haben sich in den vergangenen Jahren die vielen ÖGD-Aufgaben parallel zur Weiterentwicklung der Medizin ständig mitentwickelt. Doch die personelle Ausstattung hat bei dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten. Darauf weist Dr. Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, hin.

Jahrelange Sparzwänge, schlechte Bezahlung und daraus resultierende Nachwuchssorgen im ÖGD haben diesen in die Knie gezwungen, kritisiert Matheis. Eine Angleichung der Tarifgehälter der Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern an die Gehälter der Klinikärzt*innen hält er für unverzichtbar. „Denn Nachwuchsgewinnung im ÖGD ist schwierig, wenn die Gehälter der Kollegen dort um rund 1.000 Euro brutto im Monat niedriger liegen als in der Klinik“, fügt er hinzu.

Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern ist in den vergangenen 20 Jahren bundesweit um rund ein Drittel zurückgegangen. Derzeit gibt es rund 2.500 Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Gesundheitsämtern.

Diese Entwicklung zeigt sich auch in Rheinland-Pfalz. Im Jahr 2000 waren 55 berufstätige Ärzt*innen für Öffentliches Gesundheitswesen registriert gewesen. Im vergangenen Jahr gab es in Rheinland-Pfalz 52 berufstätige Ärzt*innen für Öffentliches Gesundheitswesen. Und der Blick in die Altersstruktur zeigt überdeutlich, dass der Nachwuchs ausbleibt. Im Jahr 2000 waren 32 der 55 berufstätigen Ärzt*innen für Öffentliches Gesundheitswesen jünger als 50 Jahre. Im vergangenen Jahr sank diese Zahl auf zehn. Das bedeutet einen Rückgang beim Nachwuchs innerhalb von 19 Jahren um rund 70 Prozent.

Der Landesärztekammer-Präsident ist zwar erfreut über die Wertschätzung des rheinland-pfälzischen Ministerrats für die wichtige und zentrale Rolle des ÖGD für den gesundheitlichen Schutz der Menschen: „Doch den Worten müssen nun auch Taten folgen.“ Zu hoffen, dass allein durch die neue ÖGD-Vorabquote bei der Vergabe der Medizinstudienplätze genügend Nachwuchs für den ÖGD gewonnen werden kann, reicht nicht aus.

Hinzu kommt, dass die kommunalen Arbeitgeber den Ärztinnen und Ärzten im ÖGD einen eigenen Tarifvertrag verweigern. Sie konterkarieren damit den im Konjunkturpaket der Bundesregierung beschlossenen „Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst“. Die „einzige verlässliche und dauerhaft wirksame Strategie zur Gewinnung ärztlichen Personals in den Gesundheitsämtern ist ein arztspezifischer Tarifvertrag wie er in Krankenhäusern, im Medizinischen Dienst der Krankenkassen und anderen Bereichen des Gesundheitswesens längst gang und gäbe ist“, fordert Matheis.

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