Westfalen-Lippe: „Farbe bekennen“: Eine Entscheidung für oder gegen Organspende ist jedem Menschen zuzumuten

Tag der Organspende - #EntscheideDich

Münster - Anlässlich des morgigen „Tags der Organspende“ unter dem Motto „Entscheide Dich“ appelliert die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL), sich aktiv mit der Frage einer möglichen Organspende auseinanderzusetzen und eine persönliche Entscheidung mittels eines Organspendeausweises zu dokumentieren. „Damit die Menschen sich entscheiden, ist stetige Aufklärung notwendig“, erklären ÄKWL-Präsident Dr. Hans-Albert Gehle und der Ehrenpräsident und Transplantationsbeauftragte der Kammer, Dr. Theodor Windhorst. Es müsse ein Klima des Vertrauens und der Transparenz geschaffen werden, da die Organspende ein sehr heikles und emotionales Thema sei. „Wir müssen über die Information den Solidaritätsgedanken stärken, um eine Erhöhung der Bereitschaft zur Organspende zu erreichen. Es dürfe nicht sein, dass Deutschland weiter ein Organimportland bleibe.

„Die Menschen müssen bei der Organspende Farbe bekennen“, so Gehle und Windhorst. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass in Nordrhein-Westfalen jährlich rund 2000 Menschen auf ein lebensrettendes Spenderorgan warten, demgegenüber aber nur 174 Organspender in NRW im Jahr 2020 verzeichnet wurden. Jeden Tag sterben bundesweit drei Menschen auf der Warteliste für ein neues und lebensrettendes Organ. „Dieses menschliche Leid dürfen wir nicht akzeptieren. Eine Entscheidung für oder gegen eine Organspende ist jedem Menschen zuzumuten. Aber niemand darf mit dieser Entscheidung allein gelassen werden.“

Gehle und Windhorst sind sich sicher: Jeder könne ohne Angst entscheiden, wenn er weiß: Ein Nein bringt ihm keine Nachteile, ein Ja zur Organspende kann das Leben eines anderen Menschen retten. Eine frühzeitige Erklärung nehme im Falle eines Falles auch großen Druck von den Angehörigen potenzieller Organspender. Denn es sei unermesslich schwierig, direkt nach dem Verlust eines nahen Menschen auch noch über eine Organspende entscheiden zu müssen.

Die Bedenken und Sorgen, die viele Menschen vom Ausfüllen eines Spenderausweises abhielten, müssten ernst genommen werden. Viele Ängste ließen sich ausräumen. „Wenn etwa an dem System der Beurteilung des Hirntods in der Bevölkerung Zweifel bestehen, müssen wir möglichst früh, bereits in den Schulen aufklären. Wir haben gut geschulte Transplantationsbeauftragte in den Kliniken. Wir haben ein Mehr-Augen-Prinzip bei der Transplantation und wir haben die Kontrollen der Deutschen Stiftung Organtransplantation. Dieses Mehr-Augen-Prinzip sorgt für Sicherheit und verhindert Fehlbeurteilungen. Das Wissen um die Organspende muss Grundlage für die persönliche Entscheidung jedes Einzelnen sein.“

Die Ärztekammer Westfalen-Lippe informiert deshalb Bürgerinnen und Bürger etwa in Vorträgen oder über ihre gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung getragene Patientenberatung. Zudem unterstützt die Kammer nicht nur die Arbeit der Transplantationsbeauftragten in den Kliniken, sondern durch spezielle, aktuell weiterentwickelte Fortbildungsangebote auch die weitere Qualifikation der Ärztinnen und Ärzte in Sachen Organspende und im Bereich der Hirntoddiagnostik.

In der Information und Beratung bei der Entscheidung für oder gegen eine Organspende sehen Gehle und Windhorst nicht nur die Ärzteschaft in der Pflicht. Das Thema müsse noch mehr als bisher im gesellschaftlichen Alltag verankert werden, so etwa mit Aufklärungsprojekten in den Schulen oder bei den verpflichtenden Erste-Hilfe-Kursen für Führerscheinbewerber.

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