Hamburg: Mehr Normalität für Kita-Kinder!

Testung statt Kohorten-Quarantäne

Hamburg - Das Hamburger Ärzteparlament fordert, in Kindertagesstätten (Kitas) die häufig eingeleitete Kohorten-Quarantäne ganzer Betreuungsgruppen oder sogar Einrichtungen bei einem einzelnen positiven Testergebnis auf das SARS-Cov-2-Virus zugunsten einer differenzierteren Regelung aufzugeben. Zu gravierend seien die Folgen der häufigen Quarantäneanordnungen – die oft schon bei banalen Infekten greifen würden – für die soziale und emotionale Entwicklung der kleinen Kinder. Besonders mit Blick auf die bevorstehende Infekt-Saison sehen die Delegierten hier dringenden Handlungsbedarf der Politik. In der gestrigen 363. Sitzung der Delegiertenversammlung der Ärztekammer Hamburg verabschiedeten die Ärztinnen und Ärzte deshalb einstimmig eine entsprechende Resolution.

PD Dr. Birgit Wulff, Vizepräsidentin der Ärztekammer Hamburg fordert: „Die Belange von Familien und insbesondere der Kinder müssen aktuell besser als zu Beginn der Pandemie berücksichtigt werden.“

Ärztekammerpräsident Dr. Pedram Emami begrüßte, dass die Gesundheitsminister*innen gestern – übrigens parallel zu der Sitzung der Delegierten – beschlossenen haben, die Quarantäneregelungen in Schulen und Kitas zu vereinheitlichen und zu differenzieren: „Das geht in die richtige Richtung und ist ganz im Sinne unseres Beschlusses. Nun muss die neue Regelung auch in Hamburg zügig umgesetzt werden.“

Die Resolution im Wortlaut:

Mehr Normalität für Kita-Kinder! In letzter Zeit sind die besonderen Probleme von Familien und Kindern in der SARS-CoV-2-Pandemie besonders in den Fokus des öffentlichen Bewusstseins gerückt, denn die Situation in den vorangegangenen Lockdowns bzw. die häusliche Quarantäne von Kindern belasten deren Entwicklung und die Situation der Familien noch immer stark.

Wir appellieren an die politischen Entscheidungsträger, insbesondere auch die Situation der kleineren Kinder in den Blick zu nehmen, vor allem in den Kitas. Kinder aus dieser Altersgruppe können sich an die Situation vor der Pandemie gar nicht oder kaum noch erinnern. Unbeschwerte Spielsituationen, Kindergeburtstage oder Schwimmbadbesuche kennen sie nicht mehr, alle diesbezüglichen Planungen erfolgen in ihrer Wahrnehmung immer unter den jeweils aktuellen Coronabedingungen. In vielen Kitas wird derzeit noch immer für ganze Betreuungsgruppen die 14-tägige Kohorten-Quarantäne eingesetzt, sobald eines der Kinder positiv getestet wurde. Darüber hinaus müssen Kinder auch bei banalen Infekten teils wochenlang zu Hause bleiben. Dies gefährdet in der anstehenden Infektsaison die Kinder in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung und setzt manche außerdem einem höheren Misshandlungs- und Vernachlässigungsrisiko zu Hause aus. Die Delegiertenversammlung der Ärztekammer Hamburg regt stattdessen an, dass die Quarantäne von Kindern einer Betreuungsgruppe, in der ein positiv getesteter Fall aufgetreten ist, entfallen kann, wenn diese einmalig negativ getestet sind (siehe auch Änderung der Corona-Verordnung „Absonderung in Baden-Württemberg“ vom 28.08.2021 - https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/aktuelle-infos-zu-corona/uebersicht-corona-verordnungen/coronavo-absonderung/). Die Delegiertenversammlung befürwortet folgendes Vorgehen, um die Grundrechte der Kinder zu schützen: Grundsätzlich sollten in Hamburg nur noch jene Kinder für maximal fünf Tage abgesondert werden, die tatsächlich K1 Kontakte der Indexperson sind. Sollte deren PCR-Testung dann negativ ausfallen, wird die Quarantäneanordnung aufgehoben.

Die Kohorten-Quarantäne ganzer Einrichtungen bei unklarem Kontaktgeschehen halten die Mitglieder der Delegiertenversammlung der Ärztekammer Hamburg in der derzeitigen Pandemiesituation für unangemessen.

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