Reinhardt: „Wir brauchen eine Strategie aus einem Guss“

Berlin - „Aus ärztlicher Sicht ist es wünschenswert und vernünftig, dass sich alle Reiserückkehrer aus Risikoländern testen lassen sollen.“ Das sagte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), zu der bundesweiten Testpflicht für Urlaubsrückkehrer aus Risikogebieten, die nächste Woche in Kraft treten soll. Ob eine solche Verpflichtung rechtlich zulässig sei, müssten Juristen prüfen. „Natürlich gibt es bei den Tests angesichts der Inkubationszeit Unsicherheiten. Aber selbst wenn wir nur einen Teil der infizierten Rückkehrer entdecken, wäre das sinnvoll und ein Erfolg“, so Reinhardt im Interview mit der Passauer Neuen Presse (28.7.2020). Zwar halte er eine Reihentestung der gesamten Bevölkerung für unsinnig. Für Reiserückkehrer sei die Testung aber wichtig. „Und wer aus einem Hotspot wie dem Wolfgangsee zurückkehrt, sollte sich auf jeden Fall testen lassen. Jeder muss für sich und andere Verantwortung übernehmen.“

Der BÄK-Präsident sprach sich für eine Übernahme der Testkosten durch den Staat aus. „Natürlich kann man die Position vertreten, wer freiwillig in ein Risikogebiet reist, der muss den Corona-Test bei seiner Rückkehr auch selbst bezahlen. Das würde aber die Akzeptanz nicht erhöhen und nicht dazu führen, dass viele sich testen lassen.“

Die Warnungen vor einer schleichenden Rückkehr der Corona-Pandemie hält Reinhardt für gerechtfertigt. „Wir sollten aber jetzt nicht in Panik verfallen und den Menschen Angst machen. Angst ist ein schlechter Ratgeber in der Pandemie. Wir müssen mit Augenmaß und Pragmatismus handeln. Wir brauchen eine Strategie aus einem Guss“, sagte er. Dazu gehörten auch die Tests für Rückkehrer an den Flughäfen.