„Statt zu verordnen, müssen wir vor Ort sein“: Reinhardt fordert intensivere Impfkampagne

Berlin - Eine intensivere Impfkampagne fordert Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). «Ich vermisse den TV-Spot zum Impfen vor der Tagesschau. Und dann müssen wir direkt vor Ort informieren, und zwar genau da, wo die Impfbereitschaft bisher gering ist. Wir müssen auf die Menschen zugehen», sagte Reinhardt der «Rheinischen Post» (Dienstag). Man müsse nicht nur Sportvereine, sondern auch Kulturvereine und Glaubenseinrichtungen für die Impfkampagne mit ins Boot holen. «Statt zu verordnen, müssen wir vor Ort sein.»

Die Frage, inwieweit die erhöhten Inzidenzwerte zu einer Belastung des Gesundheitssystems führen werden, hänge maßgeblich von der Impfquote ab, so Reinhardt. «Jeder Erwachsene steht in der Verantwortung, durch seine Impfung dazu beizutragen, das Infektionsgeschehen niedrig zu halten - auch zum Schutz der Kinder. Ich warne vor einer erneuten sozialen Isolierung von Kindern und Jugendlichen, das wäre unverantwortlich.“

Gleichzeitig mahnte der BÄK-Präsident: „Freiheitsrechte für Ungeimpfte einzuschränken, käme einer indirekten Impfpflicht gleich. Das halte ich für falsch.“ Zudem gebe es für Kinder unter zwölf Jahren, Schwangere und Menschen mit bestimmten Erkrankungen noch kein Impfangebot.

Zuvor hatte Reinhardt in einem Interview mit Welt TV im Hinblick auf mögliche Lockerungen von Schutzmaßnahmen für einen „gesunden Mittelweg“ plädiert, bis ein Großteil der Bevölkerung vollständig geimpft sei.