Medizin ist weiblich

Berlin

Berlin - Fast die Hälfte aller deutschlandweit ärztlich Berufstätigen sind Frauen. Auf ihren Schultern lag und liegt damit insbesondere in der COVID-19-Pandemie eine erhebliche Last und Verantwortung. Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März macht die Ärztekammer Berlin auf die Leistungen der Frauen aufmerksam. Zugleich fordert sie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Seit Jahren steigt der Anteil der an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärztinnen kontinuierlich um rund einen Prozentpunkt jährlich an. Heute sind rund 48 Prozent der deutschlandweit ärztlich Berufstätigen Frauen. In Berlin ist ihr Anteil noch höher und liegt bei über 52 Prozent. Insgesamt sind in Gesundheitsberufen laut einer Statistik der Universität Leipzig in Deutschland aus dem Jahr 2020 81,8 Prozent der Beschäftigten Frauen.
„Die Zahlen zeigen: Die Medizin ist weiblich – und das nicht nur grammatikalisch. Damit tragen Frauen auch einen Großteil der Last während der COVID-19-Pandemie“, erklärt PD Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin. Ohne die vielen engagierten Frauen sei die Pandemie gar nicht zu bewältigen.

In der Corona-Krise wurde jedoch auch ein Missstand noch offensichtlicher als sonst: Nach wie vor sind Frauen stärker von der Doppelbelastung durch Familie und Beruf betroffen als Männer. Während der Pandemie hat sich diese Situation noch verschärft. „Übliche Unterstützungssysteme wie Kinderbetreuungseinrichtungen oder Schulen waren nicht mehr umfassend verfügbar, und auch die Pflege von Angehörigen war häufig erschwert“, betont Dr. med. Matthias Blöchle, Vizepräsident der Ärztekammer Berlin.

Dass auch und gerade in medizinischen Berufen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch Luft nach oben ist, ist nicht neu. „Wir sehen das auch daran, dass in den Praxisleitungen und Führungspositionen der Krankenhäuser nach wie vor vergleichsweise wenig Frauen tätig sind“, so Bobbert. Es sei daher offensichtlich, dass die Rahmenbedingungen im medizinischen Arbeitsalltag weiter verbessert werden müssen. Das gelte allerdings nicht nur für Frauen. Auch viele Männer wollen mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen und nutzen immer öfter Möglichkeiten wie die Elternzeit. „Es muss sich weiterhin noch einiges bei den Arbeitsbedingungen verbessern“, so Bobbert. „Schon alleine um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, kommen wir um strukturelle Veränderungen – für Frauen und Männer – nicht herum.“

„Weibliche Ärzte“: Ausstellung in der Ärztekammer Berlin
Frauen in der Medizin werden auch Thema einer Ausstellung sein, die im Herbst 2022 in den Räumlichkeiten der Ärztekammer Berlin zu sehen sein wird.  Themenschwerpunkte sollen dabei unter anderem „Frauen in der Wissenschaft“, „Gründung des Ärztinnenbundes“ oder „Ärztinnen während der NS-Zeit“ sein. Der Titel „Weibliche Ärzte“ bezieht sich auf eine Selbstbezeichnung von Ärztinnen in der DDR. Rund 50 Exponate, darunter Fotografien und Texttafeln, werden die Zeit von den 1890er Jahren bis in die Nachkriegszeit beleuchten. Begleitet werden soll die Ausstellung durch eine Online-Führung und ein Begleitprogramm.

www.aerztekammer-berlin.de