Reinhardt: Jeder Kranke hat Anspruch auf ärztliche Hilfe

Berlin - Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt rät dringend, auch während der Corona-Pandemie bei unklaren gesundheitlichen Problemen in die Arztpraxis zu kommen. „Wir rechnen mit ernsthaften gesundheitlichen Folgen für die Patienten, die nicht oder zu spät den Arzt aufsuchen.“ Chronisch Kranke sollten ihre Behandlung nicht unterbrechen. Schlaganfall oder Herzinfarkt seien schwere Erkrankungen, die immer und unverzüglich ärztlich abgeklärt werden müssten, so Reinhardt in einem Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung am Mittwoch (1.7.2020).

„Mit großer Sorge“ sieht Reinhardt die erheblich verringerte Inanspruchnahme vieler Praxen auch aus einem weiteren Grund. Viele Arztpraxen gerieten „in eine erhebliche finanzielle Schieflage“, warnte der BÄK-Präsident. Zwar greife in der gesetzlichen Krankenversicherung ein sogenannter „Rettungsschirm“, der 90 Prozent der Vorjahresumsätze aus dem GKV-Bereich garantiere. Das Personal, die Technik, die Betriebskosten einer Praxis finanzierten sich aber aus einer Mischkalkulation. Dazu zählten auch die Einnahmen aus der privaten Krankenversicherung, was es aufgrund des wirtschaftlichen Rechtsverhältnisses mit dem einzelnen Patienten schwierig mache, staatliche Kompensationsmaßnahmen vorzunehmen.