Dr. med. Joachim Koch

Die deutschen Ärztinnen und Ärzte ehren in Joachim Koch einen Arzt, der sich in seiner ärztlichen Tätigkeit und mit seinem berufspolitischen Engagement herausragende Verdienste erworben hat. Besonders hervorzuheben ist sein kontinuierlicher Einsatz für die ärztliche Selbstverwaltung. Von 1988 bis 2011 war er Mitglied der Finanzkommission der Bundesärztekammer. Acht Jahre fungierte er als Vorsitzender dieser Kommission. Viele Jahre nahm er außerdem als Delegierter an Deutschen Ärztetagen teil. Neben diesen Aktivitäten auf Bundesebene arbeitete er in unterschiedlichen Gremien der Landesärztekammer Baden-Württemberg sowie der Bezirksärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Nord-Württemberg mit. Darüber hinaus war er Mitglied des Vorstandes der Bezirksärztekammer Nord-Württemberg. Joachim Koch hat sich um die medizinische Versorgung der Bevölkerung, die Ärzteschaft und um das Gemeinwohl in hervorragender Weise verdient gemacht.

Joachim Koch wurde am 27. April 1939 in Stuttgart als Sohn des Kaufmanns Hugo Koch und seiner Frau Irene geboren. Er wuchs gemeinsam mit einem Zwillingsbruder auf. Seine Abi-turprüfung legte Koch am Gymnasium in Ludwigsburg ab. 1961 schrieb er sich für das Fach Humanmedizin ein. Er studierte in Tübingen und Wien. 1968 absolvierte er erfolgreich das Staatsexamen. Ein Jahr später wurde er von der Medizinischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen zum Dr. med. promoviert. In seiner Dissertation befasste er sich mit dem Lowe-Syndrom. Die Arbeit entstand an der Kinderklinik der Universität Tübingen, die damals unter der Leitung von Professor Bierich stand. Der Betreuer seiner Doktorarbeit war Dr. Bremer.

Nachdem Koch 1968 und 1969 als Medizinalassistent in den Krankenhäusern Ludwigsburg, Marbach, Böblingen und Sigmaringen tätig gewesen war, wurde ihm Anfang 1970 die ärztliche Approbation erteilt. Seine erste Stelle trat er in der Chirurgischen Abteilung des Klinikums Ludwigsburg an. Dort war er drei Jahre tätig, zunächst unter Professor Rathcke, später unter Professor Nagel. 1973 ließ er sich als praktischer Arzt in Pleidelsheim nieder. 1995 erhielt er die Facharztbezeichnung für Allgemeinmedizin. Auf die Frage, woher sein Interesse für die Allgemeinmedizin kam, antwortete er schlicht: „Ich wollte immer Hausarzt sein.“ Bis 2002 – 29 Jahre lang – war er mit vollem Einsatz für seine Patienten und ihre Anliegen da.

Koch hat gern in seiner Praxis gearbeitet. Doch er ist alles andere als ein Eigenbrötler, der allein seine Ziele verfolgt. Er ist ein Teamplayer und suchte deshalb den Austausch mit Kollegen. So kam auch sein Engagement in der ärztlichen Selbstverwaltung zustande. Die Liste der Ämter und Funktionen, die er übernommen hat, ist lang. Alles begann mit seiner ehrenamtlichen Arbeit in der Ärzteschaft Ludwigsburg, deren Vorsitzender er bereits 1976 wurde. Dieses Amt hatte er bis 2003 inne.

Verlässlichkeit und Kontinuität zeigte er demnach nicht nur in seiner Arbeit als Hausarzt. Die Aufgaben, die er annahm, verfolgte er mit hohem Verantwortungsbewusstsein und über einen langen Zeitraum. Diese Eigenschaft zieht sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes berufspolitisches Engagement: Von 1976 bis 2010 war er Mitglied der Vertreterversammlung der Bezirksärztekammer Nord-Württemberg, der 19 Ärzteschaften angehören – darunter auch die Ärzteschaft Ludwigsburg. 1979 wurde er Mitglied des Vorstandes der Bezirksärztekammer Nord-Württemberg, 1988 Rechnungsführer im Kammervorstand. In dieser Funktion, die er bis zum Jahr 2010 ausübte, hatte er die Aufsicht über das Kassen- und Rechnungswesen der Kammer.

Der Allgemeinarzt erwies sich als außerordentlich zuverlässig und integer. Sein großes Anliegen war, dass Art und Höhe des Kammerbeitrages in einer gerechten Form von den Mitgliedern erhoben werden. Damit hat er zweifelsohne maßgeblich zu einer hohen Akzeptanz des Kammerwesens unter seinen Kolleginnen und Kollegen beigetragen. In unzähligen Arbeitsstunden begleitete er darüber hinaus den Neubau des Kammergebäudes in Nord-Württemberg. Federführend hat er das Projekt überwacht und behielt dabei die finanziellen Gesichtspunkte im Auge. Dies ist ein äußerst wichtiger Aspekt, weil der Bau mit den Beiträgen der Kammermitglieder finanziert wurde.
In der Kammerarbeit war Koch in vielerlei Hinsicht ein wichtiger und kompetenter Ansprechpartner. So war er eine Schlüsselfigur bei der Entscheidung, in Baden-Württemberg eine Gutachterkommission für Fragen der ärztlichen Haftpflicht einzuführen. Bei seinem unermüdlichen Engagement standen aber sicherlich seine Fähigkeiten als Finanzfachmann im Vordergrund. Auf seine Expertise griff auch die Landesärztekammer Baden-Württemberg zurück. Ab 1979 war er Mitglied des Umlageausschusses der Landesärztekammer. Im Jahr 1987 wurde er zum Vorsitzenden dieses Gremiums gewählt. 1999 übernahm er den Vorsitz des Haushaltsausschusses der Landesärztekammer. Als niedergelassener Allgemeinmediziner war Koch außerdem ehrenamtlich in der Kassenärztlichen Vereinigung Nord-Württemberg aktiv. Dort war er viele Jahre Mitglied der Vertreterversammlung und engagierte sich als Vorsitzender der Finanzkommission. Auf Bundesebene saß er über mehrere Wahlperioden als Mitglied in der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereini-gung und brachte sich aktiv ein.
Unter seinen Kolleginnen und Kollegen genießt er hohes Ansehen – nicht zuletzt, weil er sich unter Zurückstellung seiner persönlichen Interessen für die Ärzteschaft engagierte. Er drängte sich nicht in den Vordergrund, sondern ihm ging es in seiner Tätigkeit stets um die Sache. Nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch auf Bundesebene war sein Sachverstand entsprechend gefragt. Ab 1988 war er Mitglied der Finanzkommission der Bundesärztekammer. 1996 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden dieses Gremiums gewählt. Von 1999 bis 2007 war er schließlich Vorsitzender der Finanzkommission. Über die Arbeit der Kommission berichtete er in diesem Zeitraum regelmäßig den Delegierten des Deutschen Ärztetages und war ein Garant für Transparenz. Außerdem war er im Zeitraum von 1978 bis 2000 Delegierter beim Ärztetag. Insgesamt hat er somit an 23 Deutschen Ärztetagen teilgenommen.

Neben seinen berufspolitischen Aktivitäten engagierte er sich in vorbildlicher Art und Weise in der Kommunalpolitik. Von 1978 bis 1989 saß er für die Freie Wähler Vereinigung im Gemeinderat in Pleidelsheim. Er gestaltete die Entwicklung der Gemeinde mit, wofür er bei den Einwohnern sehr geschätzt wird. Mit dem Stichwort „Kontinuität“ lassen sich also alle Bereiche charakterisieren, in denen Koch beruflich und ehrenamtlich tätig war.

Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Hans-Neuffer-Plakette der Bezirksärztekammer Nord-Württemberg. Diese wird an Personen vergeben, die sich hohe Verdienste um den Wiederaufbau der ärztlichen Standesorganisationen und das Ansehen des ärztlichen Berufsstandes erworben haben. Daneben wurde er mit der Albert-Schweitzer-Medaille der Landesärztekammer Baden-Württemberg ausgezeichnet. Bei der Verleihung sagte der damalige Kammerpräsident Professor Kolkmann: „Wir alle schätzen Sie als einen überaus liebenswürdigen, stets kooperativen und trotz ihrer beruflichen Belastung in der Praxis überaus aktiven Kollegen. Sie genießen hohes Ansehen in der Ärzteschaft.“ Große Anerkennung zollten ihm jedoch nicht nur die Ärztinnen und Ärzte. Der Allgemeinarzt und Kommunalpolitiker wurde auch mit der Verdienstmedaille des Landkreises Ludwigsburg geehrt.

Joachim Koch fühlt sich auch heute, mit 73 Jahren, der ärztlichen Selbstverwaltung verbunden. Er fungiert derzeit als ständiger ärztlicher Beisitzer in der Gutachterkommission der Bezirksärztekammer Nord-Württemberg. Noch bis 2011 war er Mitglied der Finanzkommission der Bundesärztekammer und hat somit die Arbeit dieses Gremiums über einen Zeitraum von 23 Jahren begleitet. Bis 2010 war er Mitglied der Vertreterversammlung der Bezirksärztekammer Nord-Württemberg sowie der Kammerversammlung der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Heute genießt er seinen Ruhestand. Er lebt mit seiner Ehefrau Inge zusammen, die ebenfalls Ärztin ist. Die beiden haben zwei Kinder – einen Sohn und eine Tochter. Das Ehepaar hat mittlerweile drei Enkel.

115. Deutscher Ärztetag in Nürnberg, 22. Mai 2012
Vorstand der Bundesärztekammer
Präsident