Angriffe auf medizinisches Personal stärker ahnden
Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt hat gefordert, körperliche und verbale Gewalt gegen medizinisches Personal konsequent zu ahnden. „Die gesetzlichen Regelungen sind klar und ausreichend, sie müssen aber auch angewandt werden“, betonte er in einem Interview mit dem Tagesspiegel (18.08.2022). Strafen hätten einen abschreckenden Effekt. So lange bestimmte Menschen das Gefühl hätten, für ihr Fehlverhalten nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden, machten sie einfach weiter.
Um einen Überblick über die Situation in Deutschland zu bekommen, sprach sich Reinhardt zudem für die Umsetzung eines Meldesystems aus. „Um das Problem angehen zu können und in den Griff zu bekommen, muss man um dessen Größe wissen. Man muss es also auch zahlenmäßig erfassen“, sagte er.
Die Reizbarkeit der Menschen im Land nehme seit langem zu und habe sich während der Corona-Pandemie noch einmal verstärkt, konstatierte Reinhardt. Erzwungene Isolation und fehlende soziale Kontakte hätten Folgen für das Miteinander in einer Gesellschaft. Die Menschen würden sich mit immer neuen Virus-Varianten und neuen Infektionswellen konfrontiert sehen – trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und Impfungen. „Das verunsichert die Menschen, bei manchen wird aus Verzweiflung Wut, sie suchen dafür Verantwortliche“, so Reinhardt.
Hinzu komme, dass soziale Netzwerke ermöglichten, anonym und dennoch mit großer Reichweite zu kommunizieren. Dies „verleitet offenbar auch dazu, sich so aggressiv zu verhalten, wie man es bei einem direkten Gegenüber nicht unbedingt tun würde“.
Erforderlich sei mehr Sachlichkeit im Umgang miteinander, nicht nur in den Arztpraxen, sondern auch in der Politik. „Wenn wir alle mit ein bisschen mehr Sachlichkeit, Ruhe und Vernunft argumentieren, wird sich die Situation nicht weiter hochschaukeln“, betonte Reinhardt.