Baden-Württemberg: Europäischer Notruftag: Ärzteschaft würdigt 112 und Arbeit aller Notretter

Euro-Notruf besteht seit 30 Jahren / Sehr professionelle und differenzierte Versorgung
Baden-Württemberg

Stuttgart - Die europaweite Einführung der Notrufnummer 112 jährt sich 2021 zum 30. Mal. Darauf macht die Landesärztekammer Baden-Württemberg zum Europäischen Tag des Notrufs am 11. Februar aufmerksam - der Tag erinnert an die Wichtigkeit der schnell zu merkenden Zahlenkombination 112.

"Der Euro-Notruf ist zur Erfolgsgeschichte geworden. Wie viele Leben über die Jahre gerettet wurden, kann nicht bemessen werden", schreibt Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, in der Februar-Ausgabe "Ärzteblatt Baden-Württemberg". Im Leitartikel betont er den großen ärztlichen Anteil am Erfolg des Euro-Notrufs und an der heute sehr professionellen und differenzierten Notfallversorgung. Die Ärzteschaft sieht er weiterhin in führender Rolle. "Als Ärztinnen und Ärzte sind wir in der Versorgung der Notfallpatienten an vorderster Front dabei, und wir sind gefordert, uns einzubringen in die Gestaltung dieses wichtigen Teils der Daseinsvorsorge", so Dr. Miller.

Mit der Entwicklung von Rettungsdienst und Notfallmedizin in den 70er- und 80er-Jahren wurde eine zentrale schnelle Erreichbarkeit der medizinischen Hilfe immer wichtiger. 1991 beschloss der damalige Rat der Europäischen Gemeinschaften die Rufnummer 112 verbindlich für die Mitgliedstaaten. Inzwischen gilt sie auch in einigen außereuropäischen Ländern und dient als Weiterleitung zu anderen Notrufnummern. Schnelligkeit gilt aber nicht nur bei der Alarmierung - auch bei der Versorgung von Notfallpatienten können Sekunden im Zusammenspiel von Rettungsdienst und Notarzt über Leben und Tod entscheiden.

Aktuell erschwert die Corona-Pandemie die Arbeit der Rettungsteams. Sorge vor einer Infektion, Abstandsregeln, erhöhte körperliche Belastungen durch entsprechende Schutzausrüstung - dies alles und mehr gehört zu den neuen Herausforderungen, die jetzt im ohnehin schon anspruchsvollen Rettungs-Alltag mit bewältigt werden müssten. "Vor diesem Hintergrund würdigen wir am Europäischen Tag des Notrufs auch ganz besonders die Arbeit aller Notretter. Ihnen gebührt Dank und Anerkennung", sagt Dr. Miller.

Nach Einschätzung der Landesärztekammer sind und bleiben Entwicklungen in der Notfallversorgung innerhalb und außerhalb der Kliniken hochdynamisch. Aktuell werden die Kompetenzen der Notfallsanitäter klarer gefasst mit dem Ziel, Rechtssicherheit zu schaffen. Zukünftig werden unter anderem die Themen sektorenverbindende Notfallversorgung, Datenfluss vom Notfallort in die weiterbehandelnde Klinik und notärztliche Versorgung eine Rolle spielen. Diese und weitere Punkte gilt es vor dem Hintergrund fortschreitender Digitalisierung für eine zeitgerechte Patientenversorgung anzugehen. Die baden-württembergische Ärzteschaft steht Innovationen und Neuerungen stets offen gegenüber. Sie unterstützt diese, wo sie sinnvoll und zielgenau eingesetzt werden, mit aller Kraft und unter Einbeziehung aller Partner aus den Rettungsdiensten sowie aus der Landes- und Kommunalpolitik.

Die Landesärztekammer sieht vor allem im Telenotarzt Potenzial, um Prozesse der Notfallversorgung zu vereinfachen und zu beschleunigen. Der Telenotarzt kann im Bedarfsfall per Zuschaltung in einen Einsatz der Rettungsteams vor Ort eingebunden werden. Er kann mit den Helfern kommunizieren, sie anleiten, zugeschickte Vitaldaten prüfen und Behandlungen auf den Weg bringen. So wird sichergestellt, dass der Notfallpatient adäquat ärztlich versorgt wird, bis gegebenenfalls ein weiterer Notarzt vor Ort eintrifft. Auch die Klinik, in die der Patient eingeliefert wird, profitiert von telenotärztlicher Vorarbeit: Die Patientenversorgung kann schnell fortgeführt beziehungsweise angepasst werden. In Baden-Württemberg läuft der Telenotarzt im Rahmen regionaler Modellprojekte.  

Qualifizierte Besatzung des Rettungswagens, ein sich im Bedarfsfall kurzfristig online zuschaltender Tele-Notarzt und der Notarzt  mit dem Notarzt-Einsatzfahrzeug - "dieser Dreiklang hat sich in Modellprojekten bewährt und ist eine echte Perspektive für eine schnellere und hochwertige Versorgung", bilanziert Kammerpräsident Dr. Miller. Die Landesärztekammer unterstützt daher Überlegungen der Landesregierung, den Telenotarzt perspektivisch in ganz Baden-Württemberg einzuführen.
 
Eines sorgt nach den Worten von Dr. Miller auch weiterhin im Notfallsektor für Kontinuität: Die 112 wird absehbar und wie vor 30 Jahren weiter dabei helfen, Leben zu retten.

www.aerztekammer-bw.de